Unternehmenslandschaft in Deutschland
Unternehmenslandschaft von KMU geprägt
Die Unternehmenslandschaft in Deutschland ist insbesondere von der großen Zahl an kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) geprägt, welche den überwiegenden Teil der gesamten Wirtschaft ausmachen. Die Kategorisierung eines Unternehmens als KMU erfolgt dabei ausschließlich anhand der Anzahl der Beschäftigten und dem im Jahr erzielten Umsatz. Damit ein Unternehmen in Deutschland als KMU gezählt wird, muss es weniger als 250 Beschäftigte aufweisen und maximal 50 Millionen Euro Umsatz im Jahr erwirtschaften. Wird eine der beiden genannten Größen von einem Unternehmen überschritten, zählt das entsprechende Unternehmen als Großunternehmen. In Deutschland gab es im Jahr 2021 nach der genannten Definition rund 3,15 Millionen kleine und mittlere Unternehmen. Somit machten die KMU über 99 Prozent aller Unternehmen in Deutschland aus. Lediglich 0,7 Prozent aller Unternehmen waren Großunternehmen. Von den KMU wiederum gehörte der überwiegende Teil zu den Kleinstunternehmen; Kleinstunternehmen haben bis zu neun Beschäftigte und bis zu zwei Millionen Euro Umsatz. Obwohl ein Großteil aller Unternehmen zu den KMU gehörte, betrug der Anteil der dort Beschäftigten an allen Beschäftigten lediglich ca. 56 Prozent.- Tiefer gehende Informationen zu den KMU finden Sie auf unserer Themenseite zu den kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) in Deutschland.
Mittelstand als Rückgrat der Wirtschaft
In Deutschland, so heißt es immer wieder, ist der Mittelstand das Rückgrat der Wirtschaft. Damit ist gemeint, dass die mittelständischen Unternehmen den Großteil der Unternehmen ausmachen, dass die Mehrheit der Erwerbstätigen dort tätig sind und der Großteil der Ausbildungsplätze dort angeboten wird. Doch was bestimmt genau, ob ein Unternehmen zum Mittelstand zu zählen ist oder nicht? Für den Begriff "Mittelstand" gibt es anders als für die KMU keine amtliche Definition und der Begriff wird nicht immer einheitlich verwendet. Grundsätzlich steht der Begriff "Mittelstand" für die Einheit von Eigentum und Leitung. Folgt man der Definition des IfM Bonn (Institut für Mittelstandsforschung), zeigt sich die Einheit von Eigentum und Leitung darin, dass die Unternehmerin oder der Unternehmer maßgeblichen persönlichen Einfluss ausübt, das unternehmerische Risiko trägt und das Unternehmen die persönliche Existenzgrundlage sichert. Konkret halten laut IfM Bonn in einem mittelständischen Unternehmen bis zu zwei natürliche Personen oder ihre Familienangehörigen direkt oder indirekt mindestens 50 Prozent der Anteile des Unternehmens, zudem gehören diese Personen der Geschäftsführung an. Die Unternehmensgröße spielt in dieser Definition also keine Rolle. Daneben gibt es allerdings noch anderen Definitionen des Begriffs „Mittelstand“, die die Unternehmensgröße doch berücksichtigen; die KfW-Bankengruppe z.B. definiert den Mittelstand als private Unternehmen sämtlicher Wirtschaftszweige, deren jährlicher Umsatz die Grenze von 500 Millionen Euro nicht übersteigt. Typisch ist auch eine Begrenzung der Mitarbeiterzahl auf unter 500 Beschäftigte. Die Schnittmenge von mittelständischen Unternehmen und KMU ist sehr groß, die Begriffe sind aber nicht synonym.- Tiefer gehende Informationen finden Sie auf unserer Themenseite zum Mittelstand in Deutschland.
Familienunternehmen in Deutschland
Auch zum Begriff Familienunternehmen gibt es in der Literatur keine einheitliche Definition. Häufig werden Familienunternehmen mit mittelständischen Unternehmen gleichgesetzt, so verwendet z.B. das IfM Bonn die Begriffe "Mittelstand" und "Familienunternehmen" als Synonyme. In diesem Fall gilt für die Abgrenzung zu den kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) das gleiche wie eben beschrieben: Auch wenn es große Überschneidungen zwischen Familienunternehmen und KMU gibt, sind sie nicht synonym und können unterschieden werden. Kleine und mittlere Unternehmen (KMU) gehören wie bereits beschrieben nur dann zu dieser Gruppe, wenn sie einen gewissen Umsatz oder eine bestimmte Anzahl an Beschäftigten nicht überschreiten. Diese Kriterien spielen für die Einordnung als Familienunternehmen hingegen keine Rolle. Laut der Stiftung Familienunternehmen können aus verschiedenen Definitionen einige Kriterien hervorgehoben werden, die ein Familienunternehmen ausmachen: es gibt eine oder mehrere Familien, die die Mehrheit an den Stimmrechten und/oder am Kapital besitzen, gleichzeitig üben diese Familien einen maßgeblichen Einfluss auf das Unternehmen aus (z.B. durch eine Führungstätigkeit im Unternehmen und/oder Entscheidungs- und Kontrollrechte in Gremien). Weiter werden in einem Familienunternehmen bestimmte Werte gelebt und es herrscht eine bestimmte Unternehmenskultur, die von der/den Familie(n) geprägt wird. Zudem ist es für ein Familienunternehmen typisch, dass ein Fortführungswille besteht, das Unternehmen soll also an die nächste Generation in der/den Familie(n) weitergegeben werden. Laut der Stiftung Familienunternehmen belief sich die Anzahl der Familienunternehmen nach dieser Definition im Jahr 2022 in Deutschland auf rund 2,92 Millionen .- Tiefer gehende Informationen finden Sie auf unserer Themenseite zu Familienunternehmen in Deutschland.
Unternehmen laut Statistischem Unternehmensregister und Steuerstatistik
Das statistische Unternehmensregister des Statistischen Bundesamtes folgt der EU-Unternehmensdefinition für rechtliche Einheiten. Demnach entspricht ein Unternehmen der kleinsten Kombination rechtlicher Einheiten, die eine organisatorische Einheit zur Erzeugung von Waren und Dienstleistungen bildet und insbesondere in Bezug auf die Verwendung der ihr zufließenden Mittel über eine gewisse Entscheidungsfreiheit verfügt. Dabei übt ein Unternehmen eine Tätigkeit oder mehrere Tätigkeiten an einem Standort oder an mehreren Standorten aus. Die rechtlichen Einheiten werden dann in der Statistik gezählt, wenn sie Umsatzsteuervoranmeldungen abgegeben haben oder Beschäftigte vorweisen konnten. Nach dieser Definition belief sich die Zahl der Unternehmen in Deutschland auf ca. 3,44 Millionen. Die häufigste Rechtsform der Unternehmen war mit einer Anzahl von ca. zwei Millionen die des Einzelunternehmers (mehr als 2 Millionen), von Kapitalgesellschaften wie GmbH oder AG gab es über 810.000. Insgesamt hatte der weit überwiegende Teil aller Unternehmen weniger als zehn Beschäftigte (etwa 2,98 Millionen, dies entspricht ca. 87 Prozent aller Unternehmen). 2,96 Millionen Unternehmen in Deutschland erwirtschafteten weniger als eine Million Euro Umsatz im Jahr und gehören damit zu der kleinsten Umsatzgrößenklassen der Unternehmen.Alternativ kann zur Ermittlung der Anzahl der Unternehmen auch die Umsatzsteuerstatistik herangezogen werden. Darin erfasst werden sämtliche steuerpflichtige Unternehmen mit jährlichen Lieferungen und Leistungen über 22.000 Euro, die im Statistikjahr Umsatzsteuer-Voranmeldungen abgegeben haben. Die Zahl der umsatzsteuerpflichtigen Unternehmen in Deutschland lag im Jahr 2021 bei ca. 3,02 Millionen. Da hier die Unternehmen nicht mitgezählt werden, die zwar unter der Umsatz-Grenze liegen, aber Beschäftigte hatten, ist die in der Umsatzsteuerstatistik ausgewiesene Zahl an Unternehmen kleiner als die Angaben aus dem statistischen Unternehmensregister. Die umsatzsteuerpflichtigen Unternehmen in Deutschland erzielten dabei zusammen einen Umsatz aus Lieferungen und Leistungen von rund 7,69 Billionen Euro.
Branchen und Beschäftigte der Unternehmen
Laut dem Statistischen Unternehmensregister des Statistischen Bundesamtes hat rund ein Sechstel aller Unternehmen den Schwerpunkt ihrer wirtschaftlichen Tätigkeit im Handel: Rund 569.000 Unternehmen waren im Jahr 2022 diesem Wirtschaftszweig zuzuordnen. Auf Platz zwei und drei stehen freiberufliche, wissenschaftliche und technische Dienstleistungen und das Baugewerbe. Die mit Abstand meisten Beschäftigten waren jedoch im Verarbeitenden Gewerbe angestellt: im Jahr 2022 rund 7,26 Millionen sozialversicherungspflichtig Beschäftigte. Im Gesundheits- und Sozialwesen waren ca. 5,67 Millionen Personen beschäftigt, im Handel rund 5,39 Millionen. Viele dieser Personen waren in Großunternehmen angestellt, deren Anteil in den genannten Wirtschaftszweigen an allen Unternehmen vergleichsweise groß war.Welche sind die größten Unternehmen Deutschlands?
Vier deutsche Unternehmen hatten im Jahr 2024 eine Marktkapitalisierung von über 100 Milliarden US-Dollar. Der in Baden-Württemberg ansässige Softwarekonzern SAP kam sogar auf eine Marktkapitalisierung von rund 185 Milliarden US-Dollar und war damit das wertvollste deutsche Unternehmen. Die anderen deutschen Unternehmen mit einem Marktwert von über 100 Milliarden Euro waren Siemens, die Deutsche Telekom und die Allianz.Das größte deutsche Unternehmen gemessen am Umsatz war im Geschäftsjahr 2022/2023 der Autobauer Volkswagen, das Unternehmen mit Hauptsitz in Wolfsburg erwirtschaftete ca. 293,7 Milliarden US-Dollar. Auf Platz 2 folgt der seit Dezember 2022 fast zu 100 Prozent der Bundesrepublik Deutschland gehörende Energieunternehmen Uniper, danach folgen mit der Mercedes-Benz Group und der BMW Group zwei weitere Automobilkonzerne und mit der Allianz ein Versicherungsunternehmen.
- Tiefer gehende Informationen finden Sie auf unserer Themenseite zu den größten Unternehmen.
Gründungen und Startups in Deutschland
Gründungen haben in einer Volkswirtschaft wie Deutschland einen hohen Stellenwert, denn sie sichern das Bestehen einer agilen Unternehmenslandschaft. Die Anzahl der Neugründungen belief sich im Jahr 2023 auf rund 593.200 Unternehmen. Dabei entstanden die meisten Unternehmen in den Bereichen der wirtschaftlichen und persönlichen Dienstleistungen und dem Handel (Zahlen für 2022). Nach Angaben der KfW ist die Gründungstätigkeit in den Städten Berlin und Hamburg am größten. Als Startup-Unternehmen werden junge Unternehmen bezeichnet, die zur Verwirklichung einer innovativen Geschäftsidee gegründet werden.- Tiefer gehende Informationen finden Sie auf unserer Themenseite zu den Gründungen in Deutschland
- sowie auf unserer Themenseite Startups in Deutschland
- und in unserer Reihe Startups in Zahlen
Gewerbeabmeldungen und Insolvenzen in Deutschland
Neben den Gründungen gibt es in jedem Jahr auch eine Vielzahl an Unternehmen, die ihre Geschäftstätigkeit aus verschiedenen aufgeben oder in die Insolvenz gehen müssen. Im Jahr 2023 wurden in Deutschland insgesamt 602.700 Gewerbeabmeldungen registriert. In ca. 492.300 Fällen davon wurde der Betrieb vollständig aufgegeben. Daneben wurden rund im Jahr 2022 rund 14.600 Unternehmensinsolvenzen in Deutschland angemeldet. Nach Angaben von Creditreform hatten die meisten insolventen Unternehmen ein Unternehmensalter von über 10 Jahren.- Tiefer gehende Informationen finden Sie auf unserer Themenseite zu Insolvenzen.