René Muschter
Research Expert für Internationale Länderdaten
Daten und Fakten zu Japan
Japan liegt im Ostpazifik und gehört zur Region Ostasien. Es grenzt an Nordkorea, Südkorea sowie China und Taiwan und umfasst über 14.000 Inseln. Die parlamentarische Demokratie ist eines der Länder mit der höchsten Lebensqualität und kulturellem Einfluss weltweit. Kulturexporte wie Anime haben Japans internationales Bild geprägt und die japanische Tourismusbranche zu einer der größten weltweit gemacht. Japan kämpft jedoch mit sinkendem Wirtschaftswachstum und einer schrumpfenden Bevölkerung.
Während viele Industrienationen ihre geringe Fertilitätsrate durch Zuwanderung zumindest teilweise ausgleichen, verfolgte Japan über Jahrzehnte eine sehr restriktive Zuwanderungspolitik. Japan hat im Vergleich aller OECD-Staaten einen sehr niedrigen Ausländeranteil (rund 2,2 Prozent). In den vergangenen Jahren setzte in Japans Politik zwar ein Umdenken ein und die Einwanderung wird erstmals gefördert, die Nachhaltigkeit dieser Strategie bleibt jedoch zweifelhaft. Zwar ist der Migrationssaldo in Japan positiv, die Anzahl der jährlichen Migrant:innen kann das negative Bevölkerungswachstum jedoch nicht ausgleichen. Im Ergebnis ist Japan das Land mit dem höchsten Durchschnittsalter weltweit (49 Jahre) nach Monaco und auch der Staat mit dem zweithöchsten Anteil an über 65-Jährigen an der Bevölkerung (29,6 Prozent). Die zunehmende Alterung der japanischen Gesellschaft lässt sich auch an der Entwicklung der Altersstruktur ablesen.
Exporte
Demografischer Wandel in Japan
Die Bevölkerung von Japan hat im Jahr 2023 rund 124,4 Millionen Menschen betragen. Damit steht Japan auf Rang 12 der bevölkerungsreichsten Staaten. Diesen Platz wird Japan zukünftig aller Wahrscheinlichkeit nach einbüßen, denn Japan ist besonders stark vom demografischen Wandel betroffen und vergreist zusehends. Äthiopien hat Japan bereits im Jahr 2022 überholt. Die Bevölkerungsentwicklung ist bereits länger rückläufig. Im Jahr 2023 ist die japanische Bevölkerung um rund 0,48 Prozent zurückgegangen. Eine Kehrtwende im Bevölkerungswachstum ist laut Prognosen nicht ersichtlich. So hat Japan mit rund 84 Jahren die dritthöchste Lebenserwartung weltweit, gleichzeitig ist die Fertilitätsrate mit 1,21 Kindern je Frau (2023) sehr niedrig und findet sich auf Rang 20 20 Ländern mit der niedrigsten Fertilitätsraten weltweit wieder. Die Geburtenrate in Japan ist dennoch höher, als beispielsweise in Singapur, China oder Südkorea.Während viele Industrienationen ihre geringe Fertilitätsrate durch Zuwanderung zumindest teilweise ausgleichen, verfolgte Japan über Jahrzehnte eine sehr restriktive Zuwanderungspolitik. Japan hat im Vergleich aller OECD-Staaten einen sehr niedrigen Ausländeranteil (rund 2,2 Prozent). In den vergangenen Jahren setzte in Japans Politik zwar ein Umdenken ein und die Einwanderung wird erstmals gefördert, die Nachhaltigkeit dieser Strategie bleibt jedoch zweifelhaft. Zwar ist der Migrationssaldo in Japan positiv, die Anzahl der jährlichen Migrant:innen kann das negative Bevölkerungswachstum jedoch nicht ausgleichen. Im Ergebnis ist Japan das Land mit dem höchsten Durchschnittsalter weltweit (49 Jahre) nach Monaco und auch der Staat mit dem zweithöchsten Anteil an über 65-Jährigen an der Bevölkerung (29,6 Prozent). Die zunehmende Alterung der japanischen Gesellschaft lässt sich auch an der Entwicklung der Altersstruktur ablesen.
Verwaisung des ländlichen Japans
Aufgrund der geringen Landesfläche ist die Besiedlung sehr dicht: Mehr als 92 Prozent der Einwohner:innen leben in Städten (2023); die größten Metropolen sind Tokyo, Yokohama und Osaka. Tokio gilt, je nach Definition, auch als größte Metropole Asiens. Die Bevölkerungsdichte liegt bei rund 330,1 Einwohnern pro Quadratkilometer (Deutschland: circa 237 Einwohner pro Quadratkilometer). Ein weiterer Faktor der sinkenden Gesamtbevölkerung ist, dass es viele junge Japaner:innen in die Hauptstadt Tokio zieht. Zwar versucht Japan seit einigen Jahren die Zentralisierung im Staat zu verringern, die wirtschaftlichen Möglichkeiten in der Hauptstadt ziehen jedoch junge Menschen an. Die Metropolregion Tokio ist die einzige Region in Japan, die einen positiven Saldo der Binnenmigration aufweist. Im Jahr 2023 sind rund 126.515 Japaner:innen aus anderen Regionen des Landes nach Tokio gezogen. Die anderen beiden großen Metropolregionen, Osaka und Nagoya schrumpfen dagegen leicht. Derzeit leben bereits rund 27 Prozent der Bevölkerung Japans in der Metropolregion Tokio.Schwaches Wirtschaftswachstum seit 2012
Mit einem Bruttoinlandsprodukt (BIP) von rund 4,2 Billionen US-Dollar (2023) ist Japan nur noch die viertgrößte Volkswirtschaft der Welt, das Land verzeichnete im Jahr 2012 aber noch ein BIP von rund 6,2 Billionen US-Dollar. Für das Jahr 2022 wird mit starkem Rückgang auf rund 4,07 Billionen US-Dollar prognostiziert. Für die Jahre danach wird derzeit ein Wachstum prognostiziert. Dementsprechend verzeichnet das Land relativ schwache, teilweise negative Wachstumsraten: Das Wirtschaftswachstum Japans war im Jahr 2023 positiv und hat bei etwa 1,7 Prozent gelegen, für 2024 wird ein schwaches Wachstum von rund 0,3 Prozent erwartet. Nicht nur Schwellenländer wie China oder Indien erreichen teils weitaus höhere Wachstumsraten. Ein Grund für das Sinken des BIP in US-Dollar Werten ist die Währungsentwicklung des japanischen Yen gegenüber dem US-Dollar. Im Hinblick auf das Bruttoinlandsprodukt pro Kopf steht Japan mit geschätzt rund 33.899 US-Dollar je Einwohner (2023) aber noch deutlich vor diesen Staaten. Dennoch braucht Japan wirtschaftlichen Aufschwung. Die Konsumausgaben der Haushalte sind 2023 deutlich gesunken, genauso wie die Sparquote der Haushalte, die 2023 bei nur noch 0,1 Prozent liegt. Die Arbeitslosenquote in Japan ist niedrig; sie hat 2023 bei geschätzt rund 2,6 Prozent gelegen. Die Arbeitslosenquote ging im letzten Jahrzehnt stark zurück und soll sich auf einem Niveau von knapp über zwei Prozent stabilisieren. Dies ist auch dem Umstand einer überalterten Gesellschaft geschuldet sein dürfte und damit einhergehend dem sinkenden Bevölkerungsanteil im erwerbsfähigen Alter. Besonders niedrig ist die Erwerbsquote der Frauen, die bei rund 53,6 Prozent liegt (Männer bei rund 70 Prozent). Sie ist zwar seit 2012 um rund sieben Prozentpunkte gewachsen, die Gender-Gap in Japan ist jedoch fast die höchste in Ostasien und dem Pazifik. Seit Jahren verzeichnete Japan eine extrem niedrige Inflation, die nicht nur im Zeitraum 2009 bis einschließlich 2012 in eine Deflation (Absinken der Preise) überging. Im Jahr 2014 betrug die Inflationsrate circa 2,8 Prozent - der höchste Wert seit über 20 Jahren. Im Jahr 2023 konnte eine Inflationsrate von 3,3 Prozent verzeichnet werden.Japans Außenhandel
Nachdem das Land jahrelang Handelsbilanzüberschüsse erzielt hatte, verzeichnete Japan im Zeitraum 2011 bis 2015 sowie 2018 und 2019 ein Defizit in der Handelsbilanz, das mit rund 122 Milliarden US-Dollar im Jahr 2014 seinen Höhepunkt erreichte. Im Jahr 2023 wurde wieder ein Handelsdefizit von 68,3 Milliarden US-Dollar erzielt werden. Im Vorjahr 2022 lag das Defizit bei rund 150,3 Milliarden US-Dollar. Auch im Dienstleistungshandel erzielt Japan ein Defizit von rund 20,3 Milliarden US-Dollar im Jahr 2023. Dennoch fährt Japan kontinuierliche Überschüsse ein, zuletzt rund 150 Milliarden US-Dollar im Jahr 2023.Exporte
- Wert der Exporte: Japan hat im Jahr 2023 Güter im Wert von rund 717,3 Milliarden US-Dollar exportiert, im Vorjahr waren es rund 746,8 Milliarden US-Dollar. Japan ist im selben Jahr die fünftgrößte Exportnation weltweit.
- Wichtigste Exportgüter: Die wichtigsten Exportgüter Japans sind Straßenfahrzeuge (SITC Abschnitt 78 ) mit einem Exportanteil von rund 22,3 Prozent im Jahr 2023. Elektrische Maschinen, Apparate und Geräte (SITC 77) und Arbeitsmaschinen (SITC 72) sind die nächst wichtigsten Exportgüter von Japan.
- Wichtigste Exportländer: Das größte Exportland von Japan sind die USA mit einem Ausfuhranteil von rund 20,2 Prozent. China kommt mit einem Exportanteil von rund 17,6 Prozent auf Rang 2 der wichtigsten Exportländer Japans im Jahr 2023.
- Wert der Importe: Japan hat im Jahr 2023 Waren im Wert von rund 785,6 Milliarden US-Dollar importiert. Im Vorjahr 2022 wurden Güter im Wert von rund 897,2 Milliarden US-Dollar nach Japan eingeführt. Auf der Liste der größten Importländer weltweit im Jahr 2023 ist Japan damit auf Rang sieben.
- Wichtigste Importgüter: Erdöl und Erdölerzeugnisse (SITC 33) sind mit einem Importanteil von rund 13,5 Prozent das wichtigste Importgut von Japan im Jahr 2023. Elektrische Maschinen und Apparate (SITC 77) sind mit einem Einfuhranteil von rund 9,6 Prozent die zweitwichtigsten Importgüter Japans im selben Jahr.
- Wichtigste Importländer: Das wichtigste Importland Japans im Jahr 2023 ist China mit einem Anteil an den Einfuhren von rund 22,4 Prozent. Die USA und Australien sind die nächst wichtigen Importländer Japans.
Sind Japans Staatsschulden wirklich ein Problem?
Japans Staatsfinanzen sind durch eine extrem hohe Verschuldung gekennzeichnet: So ist Japan mit einer prognostizierten Schuldenquote von geschätzt 249,7 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (2023) das Land mit der zweithöchsten Staatsverschuldung. Seit 2016 hat sich die Schuldenquote Japans auf diesem hohen Niveau mit leicht steigender Tendenz eingependelt. Auch das Staatsdefizit von geschätzt rund 4,2 Prozent (2023) ist vergleichsweise hoch, und fällt knapp unter die höchsten Defizitquoten weltweit. Trotz der vergleichsweise sehr hohen Staatsschulden blieb Japans Inflation lange Zeit gering. Dies liegt am Zusammenspiel der Bank of Japan und dem japanischen Staat. Die BOJ hat in der Vergangenheit Staatsanleihen in hohem Ausmaß angekauft und über niedrige Zinsen die Konjunktur angehalten. Nach dem Platzen der Immobilienblase 1990 war die BOJ eine der ersten Banken, die einen Leitzins von null Prozent ansetzte. Ferner werden die meisten von Japans Schuldentiteln im Inland gehalten.Rüstet Japan auf? Entwicklungen in Politik und Sicherheit
Japans Militärausgaben haben über einen langen Zeitraum stagniert. Im Jahr 2023 sind sie trotz schwächelnder Wirtschaft um über drei Milliarden US-Dollar angestiegen. Japan ist eines der Länder mit den höchsten Militärausgaben weltweit im Jahr 2023. Der Anteil der Militärausgaben am BIP ist 2023 auf rund 1,2 Prozent gestiegen. Bis 2021 hatte das BIP stets einen Anteil von weniger als einem Prozent. Japans Militär wird dennoch seit Jahren modernisiert. Die militärische Kooperation mit den USA ist eng, Japan bezieht den Großteil der Waffenimporte aus den Vereinigten Staaten. Die Parlamentswahlen im Oktober 2024 dürften der politischen Führung Japans jedoch geschadet haben. Nachdem die seit Jahrzehnten dominante Liberaldemokratische Partei (LDP) kurz zuvor den Premierminister durch Ishiba Shigeru ersetzt hatten, löste dieser das Parlament auf und rief zu Neuwahlen auf. Dieser Vorgang ist im japanischen politischen System nichts Ungewöhnliches und soll dem neuen Premier eine breite Unterstützung sichern. Die LDP verlor jedoch zum ersten Mal seit über einem Jahrzehnt ihre parlamentarische Mehrheit. Ishiba gilt in Japan als Hardliner in der Außen- und Sicherheitspolitik. So forderte er eine asiatische Version der NATO und war bereits Verteidigungsminister.
