Inflation in Deutschland fast zurück auf Normalniveau
Die Kerninflation beschreibt die Entwicklung der Verbraucherpreise ohne Berücksichtigung der Segmente Nahrungsmittel und Energie. Beide Segmente unterliegen oft starken Preisschwankungen, deren Gründe oftmals nicht in der betrachteten Volkswirtschaft zu finden sind. Um die ökonomischen Ursachen der Preisentwicklung innerhalb einer Volkswirtschaft besser nachvollziehen zu können, etablierte sich das Berechnungsmodell der Kerninflation. Der Vergleich von Inflationsrate und Kerninflation zeigt, dass die Gesamtteuerung von 2021 bis 2023 von den Preissteigerungen bei Nahrungsmitteln und Energie angetrieben wurde. Im Jahr 2024 wirkte die Preisentwicklung in diesen Bereichen hingegen preisdämpfend; ohne Berücksichtigung der Preisentwicklung von Nahrungsmitteln und Energie lag die Teuerungsrate bei 3,0 Prozent.
Die Gründe für die hohe Inflation in den zwei Rekordjahren 2022 und 2023 waren vielfältig. Zunächst sorgte die Coronakrise und ihre Folgen für einen Anstieg der Inflationsrate, unter anderem durch unterbrochene Lieferketten und Lieferengpässe oder auch den Wegfall der temporären Senkung der Mehrwertsteuersätze. Schon vor Beginn des Krieges in der Ukraine konnte ein Anstieg der Energiepreise beobachtet werden, durch den Krieg hat sich diese Entwicklung deutlich verstärkt, zudem kam es zu weiteren Lieferengpässen. Durch die hohen Preise für Energie haben sich in der Folge auch die Erzeugerpreise teilweise sehr stark erhöht, was wiederum zu einer Verteuerung von vielen Waren und Dienstleitungen, insbesondere von Nahrungsmitteln führte. Dabei werden erhöhte Erzeugerpreise oft nach und nach von Produzenten an Verbraucher weitergegeben und gelten somit als Indikator für zukünftige Entwicklungen der Inflationsrate. Nicht zuletzt nimmt auch die Zinspolitik der Europäischen Zentralbank Einfluss auf die Preisentwicklung.
Eine der Ursachen der zuletzt hohen Inflationsrate liegt wie bereits erwähnt im Krieg in der Ukraine. Nach den ersten russischen Angriffen auf die Ukraine beschlossen zahlreiche Staaten weltweit wirtschaftliche Sanktionen gegen Russland und nahmen damit einen ökonomischen Einbruch der eigenen Volkswirtschaft in Kauf. Vor allem die hohe Abhängigkeit von russischen Energierohstoffen wie Öl und Erdgas löste eine Energiekrise aus. Die Angst vor Energieengpässen ließ die globalen Energiepreise rasant ansteigen, Produktionskosten verteuerten sich ebenso schnell wie die Energierechnungen der einzelnen Haushalte. Die zentrale Bedeutung von Energie schraubte die Preise in nahezu jedem Warensegment nach oben und sorgte für eine entsprechend hohe Inflationsrate.
Die Berechnung der Inflationsrate
Die Inflationsrate errechnet sich aus dem Preisanstieg eines durch das Statistische Bundesamt definierten Produktwarenkorbs. Dieser Warenkorb enthält eine möglichst repräsentative Auswahl verschiedener Waren und Dienstleistungen des täglichen Bedarfs, für die ein durchschnittlicher Endverbraucher bzw. Haushalt in Deutschland im Jahresverlauf Geld ausgibt. Hierin enthalten sind unter anderem Ausgaben für Lebensmittel, Bekleidung, Miete, Strom, Telekommunikation, Freizeitausgaben und Rohstoffe (bspw. Benzin, Heizöl) sowie staatliche Gebühren und Steuern. Der Warenkorb wird laufend aktualisiert, damit immer diejenigen Gütervarianten in die Preisbeobachtung eingehen, welche von den Konsumenten aktuell häufig gekauft werden. Die durchschnittliche Preisentwicklung für eine Güterart wird dann jeweils mit dem Ausgabenanteil gewichtet, welchen die privaten Haushalte in Deutschland für diese Güterart ausgeben.Die Inflationsrate hängt demzufolge nicht nur davon ab, wie sich die Preise für die Produkte des Warenkorbes ändern, sondern auch davon, mit welchem Gewicht die Preisentwicklungen der einzelnen Güter in den Verbraucherpreisindex eingehen. Im sog. Wägungsschema ist festgelegt, welches Gewicht die Waren und Dienstleistungen im Verbraucherpreisindex haben. Das Wägungsschema wird alle fünf Jahre angepasst.
Die Preisentwicklung dieses Warenkorbes, d.h. der privaten Verbrauchsausgaben, wird von dem Verbraucherpreisindex abgebildet. Die Steigerung des Verbraucherpreisindexes zeigt die Inflationsrate an.
Energiepreise fallen gegenüber Vorjahr
Neben der humanitären Katastrophe ist der Krieg in der Ukraine auch in politischer und ökonomischer Perspektive eine radikale Veränderung und wird von Bundeskanzler Scholz als Zeitenwende bezeichnet. Viele europäische Staaten, darunter auch Deutschland, waren bis zum Zeitpunkt des Krieges von russischen Energieträgern wie Öl und Gas abhängig. Die Bundesregierung musste neue Handelspartner finden, um die fehlenden russischen Energieträger zu kompensieren. Der globale Energiemarkt strukturierte sich neu, durch die veränderte Nachfrage stiegen die Energiepreise auf zwischenzeitliche Rekordhöhen an und lösten eine Energiekrise aus.Diese Entwicklung am Energiemarkt nahm 2024 für die Verbraucher zunächst ein Ende: Die auch in Folge des Krieges in der Ukraine zuvor gestiegenen Energiepreise waren im Jahresdurchschnitt sogar über drei Prozent günstiger als im Vorjahr. Besonders verteuert haben sich im letzten Jahr hingegen Dienstleistungen, so lagen bspw. die Preise für Beherbergungen und Gaststättendienstleistungen 6,2 Prozent höher als im Vorjahr. Die Preise für Nahrungsmittel und alkoholfreie Getränke sind im Vorjahresvergleich um 1,9 Prozent gestiegen, die Preissteigerung lag also unterhalb der Gesamtteuerung.
Eine Übersicht zu verschiedenen Preisentwicklungen finden Sie auf unserer Themenseite.
Für das Jahr 2025 wird weiterhin eine Entschleunigung der Preisentwicklung erwartet. Auch im aktuellen Jahr werden die Frage nach bezahlbarer Energie und die allgemeine konjunkturelle Entwicklung wichtige Faktoren für die Inflationsentwicklung sein. Zudem nimmt die Höhe des von der Europäischen Zentralbank (EZB) festgelegten Leitzinses Einfluss auf die Inflationsrate. Weitere und tiefergehende Informationen hierzu finden Sie auf unserer Themenseite zu dem Zusammenhang zwischen Leitzinsen, Zinsniveau & Inflation.