Geld sparen vs. Geld investieren – was ist besser?
In jedem Jahr findet in der letzten Oktoberwoche der Weltspartag statt. Die Geschichte des Weltspartags geht bis in das Jahr 1924 zurück. Damals wurde der Tag auf dem ersten Internationalen Sparkassenkongress in Mailand ins Leben gerufen. Erstmals begangen wurde er ein Jahr später – und das nicht nur in Deutschland, sondern beispielsweise auch in Australien oder Brasilien. Eingeführt wurde der Weltspartag, um auf den Wert des Sparens hinzuweisen – ethisch wie auch volkswirtschaftlich – und darüber hinaus den Spargedanken zu erhalten und weiterzugeben. Damals war das klassische Sparen noch lohnenswert. Die Zinsen waren hoch und der Zinseszinseffekt tat sein Übriges dazu, dass sich die angelegten Gelder der Sparer:innen beträchtlich vermehren konnten. Heute wirkt der Tag, der in anderen Ländern wie zum Beispiel den USA, Frankreich oder der Schweiz längst abgeschafft wurde, wie aus der Zeit gefallen. Doch die Deutschen halten an der Tradition fest. Einer der Hauptgründe dafür ist wohl das so oft zitierte Sicherheitsbedürfnis der Deutschen. Für mehr als die Hälfte der deutschen Anleger:innen ist "Sicherheit" das wichtigste Kriterium bei der Entscheidung für eine Geldanlage. Das Sparbuch bietet diese Sicherheit. Investments hingegen werden mit einem höheren Verlustrisiko verbunden, auch wenn die Renditechancen bei dieser Art der Geldanlage ungleich größer sind.
Was ist der Unterschied zwischen Sparen und Investieren?
Beide Begriffe werden häufig synonym verwendet, daher kommt es häufig zu Missverständnissen. Es sind jedoch zwei unterschiedliche Ansätze zum Umgang mit Geld. Sparen beschreibt den Vorgang, weniger Geld auszugeben, als in einem bestimmten Zeitraum verdient wurde. Man verzichtet also auf Konsum, um sich zum Beispiel einen Finanzpuffer für Notfälle zu schaffen oder in der Zukunft ein bestimmtes Ziel erfüllen zu können. Das hierfür angesparte Geld sollte relativ kurzfristig und unkompliziert verfügbar sein. Man kann aber natürlich auch zur Erfüllung langfristiger Zwecke sparen, zum Beispiel für die Altersvorsorge. Zahlt man das nicht konsumierte Geld beispielweise auf ein Sparkonto ein, erhält man Zinsen und das Geld vermehrt sich.
Beim Investieren geht es eher darum, sich längerfristig ein Vermögen aufzubauen bzw. das vorhandene Vermögen zu vermehren. Zu diesem Zweck wird Geld verwendet, um Vermögenswerte wie Aktien oder Immobilien zu kaufen oder in Investmentfonds oder ETFs zu investieren. Die Chancen auf eine höhere Rendite sind beim Investieren größer als die Verzinsung beim klassischen Sparen auf dem Sparbuch. Allerdings ist auch das Verlustrisiko größer, denn eine Einlagensicherung, die Sparer:innen vor dem vollständigen Verlust ihrer Bankguthaben schützt, gibt es bei Investments - beispielsweise in Aktien - nicht. Dementsprechend sind das Risikolevel und potenziell mögliche Renditen die Hauptunterschiede zwischen den beiden Anlageformen.
Sparen vs. Investieren: Welches sind die jeweiligen Vor- und Nachteile?
Einige Vor- bzw. Nachteile wurden bereits zuvor genannt. Der Vollständigkeit halber werden diese im Folgenden nochmals mit aufgelistet.
Vorteile des Sparens:
- Sicherheit: Spareinlagen wie Tagesgeld oder Festgeld sind durch die gesetzliche Einlagensicherung bis 100.000 Euro geschützt.
- Liquidität: Gespartes Geld ist in der Regel schneller verfügbar.
- Einfachheit: Sparprodukte sind unkomplizierter und erfordern entsprechend weniger Fachwissen als das Investieren.
Nachteile des Sparens:
- Inflationsgefahr: Die Zinsen reichen oft nicht aus, um den Wertverlust durch Inflation vollständig auszugleichen.
- Begrenzte Renditechancen: Langfristig bieten Sparprodukte weniger Potenzial für Vermögenswachstum als Anlageprodukte.
Vorteile des Investierens:
- Höhere Ertragschancen: Investitionen in Aktien, Fonds oder ETFs bieten langfristig die Möglichkeit auf höhere Renditen.
- Inflationsschutz: Ein gut diversifiziertes Anlageportfolio kann - vor allem auf lange Sicht - die negativen Auswirkungen der Inflation ausgleichen bzw. übertreffen.
- Vermögensaufbau: Aufgrund des höheren Ertragspotenzials ist Investieren die effektivere Variante im Vergleich zum Sparen, um langfristig Vermögen aufzubauen bzw. zu vermehren.
Nachteile des Investierens:
- Höheres Risiko: Es besteht immer ein Verlustrisiko - insbesondere bei kürzeren Anlagezeiträumen, in extremen Fällen kann es sogar zum Totalverlust kommen.
- Komplexität: Investieren erfordert in der Regel mehr Wissen, dies kann überfordernd sein.
- Unsicherheit: Investitionen, besonders in Aktien, können starken Kursschwankungen unterliegen; darüber hinaus gibt es im Gegensatz zu Sparprodukten keine garantierten Erträge.
Was empfehlen Expert:innen?
Die Entscheidung zwischen Sparen und Investieren hängt von mehreren Faktoren ab. Welches sind meine persönlichen Anlageziele? Für die Erfüllung kurzfristiger Ziele und Wünsche oder für Notfallreserven ist Sparen besser geeignet. Langfristig kann Investieren erfolgreicher und sinnvoller sein. Der Zeithorizont spielt also auch eine wichtige Rolle bei der Anlageentscheidung. Ebenso kommt es auf die individuelle Risikobereitschaft der Anlegerin bzw. des Anlegers an. Eine Umfrage des Bundesverbands deutscher Banken zeigt, dass mehr als die Hälfte der Deutschen bisher nicht bereit ist, bei künftigen Geldanlagen für eine höhere Rendite auch ein höheres Risiko einzugehen. Um eine gute Balance zwischen Sicherheit und Rendite zu erreichen, raten viele Expert:innen daher, eine Kombination aus beiden Anlagevarianten zu wählen.