Daten und Fakten zur Afrikanischen Union (AU) und Afrika
Im Jahr 2023 sind alle 55 afrikanischen Länder auch Mitgliedstaaten der Afrikanischen Union. Marokko war der Union ursprünglich im Jahr 1963 beigetreten, aufgrund des Konflikts um die Republik Westsahara jedoch im Jahr 1984 ausgetreten und erst 2017 als letztes Land wieder erneut eingetreten. Da sämtliche Staaten des Kontinents Mitglieder der AU sind wird folgend die Bezeichnung "Afrika" je nach Kontext synonym für die Afrikanische Union verwendet.
Die größten Länder der Afrikanischen Union im Jahr 2022 sind das nordafrikanische Algerien mit einer Landesfläche von rund 2,38 Millionen Quadratkilometern, gefolgt von der Demokratischen Republik Kongo, das bis zu seiner Souveränität 1960 noch "Belgisch-Kongo und danach bis 1997 Republik Zaire hieß und eine Landesfläche von rund 2,34 Millionen Quadratkilometern aufweist. Zum Vergleich: Die Landesfläche der DR Kongo ist somit mehr als sechs mal so groß wie das Staatsgebiet Deutschlands mit seiner Landesfläche von rund 0,36 Millionen Quadratkilometern. Der namensgebende Fluss Kongo ist nach dem Nil mit einer Gesamtlänge von rund 4.374 Kilometern auch der zweitlängste Fluss Afrikas.
Das kleinste Land der Afrikanischen Union im Jahr 2022 ist die Inselgruppe der Seychellen mit einem Staatsgebiet von rund 394 Quadratkilometern. Der höchste Berg Afrikas ist der Kibo in Tansania, der als Bestandteil des Kilimandscharo-Massivs eine Höhe von 5.895 m erreicht.
Die Gründungsgeschichte der Afrikanischen Union spiegelt nicht nur die Bestrebungen um eine reine Aufarbeitung der Kolonialgeschichte des Kontinents wider, sondern, stärker noch den Willen zur aktiven De-Kolonialisierung des Kontinents durch identitäres Empowerment afrikanischer Gesellschaften. In diesem Zusammenhang ist auch die Rück- oder Neubenennung diverser Landesnamen nach Erreichen der jeweiligen Souveränität zu verstehen. So haben diverse Mitgliedstaaten der AU ihre oftmals von den Kolonialmächten aufgezwungenen Landesnamen sowie auch Städte- und Gemeindenamen im Laufe der neu erlangten Souveränität in ihrem Sinne verändert und angepasst. Dieser Prozess ist keineswegs abgeschlossen. Auch hinsichtlich der meistgesprochenen Sprachen in der Afrikanischen Union (AU) ist eine Rückbesinnung auf die sprachlichen Wurzeln des Kontinents beobachten.
Bevölkerung und Demografie in Afrika
Innerhalb der Afrikanischen Union ist Nigeria mit einer Einwohnerzahl von rund 218,5 Millionen Bürger:innen der bevölkerungsreichste Staat Afrikas im Jahr 2022.Die Einwohnerzahl der Afrikanischen Union bzw. des gesamten Kontinents erreichte im Jahr 2022 rund 1,43 Milliarden Menschen - dies entspricht ungefähr der Einwohnerzahl Indiens oder Chinas, den zwei bevölkerungsreichsten Ländern der Welt.
Während die Einwohnerzahl Chinas aber bereits sinkt und Indiens Gesamtbevölkerung langsamer wächst, wird sich der Bevölkerungsanteil Afrikas an der Weltbevölkerung bis zum Jahr 2050 auf schätzungsweise rund 25,6 Prozent erhöhen, also rund jeder vierte Mensch auf der Welt Afrikaner:in sein. Diese Entwicklung ist primär auf das Bevölkerungswachstum in Afrika zurückzuführen und nur sekundär auf den Bevölkerungsrückgang in anderen Weltregionen, wie z.B. in Europa.
Auch in Afrika verlangsamt sich das Bevölkerungswachstum
Das Bevölkerungswachstum in der Afrikanischen Union verringert sich zwar kontinuierlich, es bleibt aber im Vergleich mit anderen Weltregionen weiterhin hoch: Während im Jahr 2015 noch ein Bevölkerungswachstum in Afrika von geschätzt rund 2,61 Prozent gegenüber dem Vorjahr registriert wurde, wird für das Jahr 2050 ein Verringerung auf rund 1,56 Prozent prognostiziert. Die durchschnittliche Fertilitätsrate für Afrika verringert sich bereits seit den 1970er Jahren stetig. 1970 wurden in Afrika durchschnittlich rund 6,7 Kinder je Frau geboren, während im Jahr 2022 die Fertilitätsrate auf rund 4,2 Kinder je Frau gefallen ist und bis zum Jahr 2050 auf rund 2,87 Kinder je Frau prognostiziert wird.
Allgemein sinkt die Fertilitätsrate mit zunehmender wirtschaftlicher Entwicklung eines Landes. Parallel hierzu verbessern sich auch die Gesundheitssysteme in den Mitgliedstaaten der AU. Dies führt einerseits auch zu einer sich stetig verringernden Säuglings- und Kindersterblichkeit und andererseits auch zu einer allgemein steigenden Lebenserwartung.
Schlussendlich trägt auch die sehr günstige Altersstruktur in Afrika im Vergleich zu allen anderen Weltregionen, erheblich zum Bevölkerungswachstum bei. Auch wenn die Anzahl der Geburten je Frau in Afrika sinkt, befinden sich durch die sehr junge Altersstruktur in den meisten afrikanischen Staaten über die kommenden Jahrzehnte hinweg sehr viel mehr Frauen im gebärfähigen Alter als in allen anderen Weltregionen.
Tiefergehende Informationen zur demografischen Entwicklung weltweit finden sich auf der ausführlichen Themenseite zur Weltbevölkerung.
Migration in der Afrikanischen Union - wo leben die meisten Migrant:innen aus Afrika?
Die meisten Migrant:innen aus Afrika leben in Afrika.Im Jahr 2020 lebten weltweit geschätzt rund 40,6 Millionen Afrikaner:innen nicht in dem Land oder Staat, das ihrer ihrer eigenen afrikanischen Staatsangehörigkeit entspricht. Mehr als die Hälfte, insgesamt rund 20,9 Millionen Migrant:innen haben selbst eine afrikanische Staatsangehörigkeit und sind innerhalb des eigenen Kontinents migriert und nicht in das außerafrikanische Ausland. Das Phänomen der Wanderung einer Personengruppe innerhalb eines Landes oder einer geografischen Region wird als Binnenmigration bezeichnet.
In Europa lebten im Jahr 2020 rund 11 Millionen Menschen mit einer afrikanischen Staatsangehörigkeit, gefolgt von Asien mit rund 4,7 Millionen Menschen und Nordamerika mit rund 3,3 Millionen Afrikaner:innen. In der Rangliste der Länder weltweit mit den meisten Migrant:innen aus Afrika ist Frankreich mit rund 4,3 Millionen Personen das Land mit den meisten Migrant:innen afrikanischer Herkunft, gefolgt von den USA und der Elfenbeinküste. Die wichtigsten Herkunftsländer von afrikanischen Migrant:innen weltweit sind die nordafrikanischen Staaten Ägypten mit rund 3,6 Millionen Migrant:innen und Marokko mit rund 3,3 Millionen Menschen.
Wirtschaft in der Afrikanischen Union
Der gesamte afrikanische Kontinent hat im Jahr 2022 ein Bruttoinlandsprodukt (BIP) von geschätzt rund drei Billionen US-Dollar erwirtschaftet. Damit hat sich das gesamtafrikanische BIP seit dem Jahr 1980 mehr als versechsfacht. Zum Vergleich: Die akkumulierte Wirtschaftsleistung der 55 afrikanischen Staaten entspricht ungefähr dem alleinigen BIP von Frankreich. Bis zum Jahr 2027 wird ein deutliches Wachstum des gesamtafrikanischen BIP auf rund 4,3 Billionen US-Dollar prognostiziert.Nigeria, Ägypten und Südafrika sind mit einem Bruttoinlandsprodukt (BIP) von jeweils über 400 Milliarden US-Dollar die führenden Wirtschaftsnationen der Afrikanischen Union (2021).
Umgerechnet auf die Bevölkerungszahl hat das durchschnittliche Bruttoinlandsprodukt (BIP) pro Kopf in in der Afrikanischen Union rund 1.970 US-Dollar betragen (2021). Die Rangliste der afrikanischen Länder mit dem höchsten Bruttoinlandsprodukt pro Kopf wird von den Seychellen angeführt deren BIP je Einwohner:in im Jahr 2021 rund 14.861 US-Dollar betragen hat.
Das Wirtschaftswachstum in der Afrikanischen Union ist im Jahr 2022 auf rund 8,8 Prozent gesunken, nachdem im Vorjahr noch eine Wachstumsrate von rund 11,8 Prozent erzielt wurde. Die Länder Afrikas mit den höchsten Wachstumsraten des BIP im Jahr 2021 sind Libyen mit einer Wachstumsrate von rund 28,3 Prozent gewesen, gefolgt von Botswana mit rund 11,4 Prozent und Ruanda mit rund 10,9 Prozent. Für das Jahr 2023 wird eine weitere Absenkung des gesamtafrikanischen BIP-Wachstums auf rund 5,5 Prozent prognostiziert.
Auch die Mitgliedstaaten der Afrikanischen Union haben mit hohen Inflationsraten zu kämpfen. Je nach Land fallen die Inflationsraten jedoch sehr unterschiedlich aus. Die höchsten Inflationsraten in der Afrikanischen Union im Jahr 2021 erreichten der Sudan mit einer Teuerungsrate von rund 359 Prozent gegenüber dem Vorjahr, gefolgt von Simbabwe (98,55 Prozent) und dem Südsudan mit rund 30,2 Prozent. Die geringsten Inflationsraten in der Afrikanischen Union 2021 verzeichneten Gabun mit rund 1,1 Prozent, gefolgt von Dschibuti mit rund 1,2 Prozent und Marokko mit einer Teuerungsrate von rund 1,4 Prozent gegenüber dem Vorjahr.
Außenhandel der Afrikanischen Union
Anders als in der Europäischen Union (EU-27) existiert noch keine gemeinsame Freihandelszone für die Afrikanische Union, wenngleich deren Etablierung bereits vollständig durch die AU ausgearbeitet ist und die Umsetzung kurz bevorsteht. Der neu geschaffenen African Continental Free Trade Area (AfCFTA) sind bis auf Eritrea alle Staaten der Afrikanischen Union beigetreten, das Abkommen ist im Mai 2019 in Kraft getreten, bisher haben aber noch nicht alle Staaten das Abkommen in ihren jeweiligen Parlamenten ratifiziert. Ist die Freihandelszone erst einmal etabliert, wird sie die Europäischen Union als größten Binnenmarkt der Welt beerben.Die Etablierung einer einzigen intra-afrikanischen Handelszone, die die bisher in Konkurrenz stehenden regionalen afrikanischen Freihandelszonen (COMESA - Common Market for Eastern and Southern Africa, EAC - East African Community und SADC - Southern African Development Community) ablöst, ist eines der wichtigsten Ziele der Afrikanischen Union. Durch die Angleichung von Standards und Handelsbedingungen soll nicht nur wie in der EU der inter-kontinentale Handel stark gefördert werden, sondern auch eine stärkere Position im extra-afrikanischen Handel erreicht werden. Perspektivisch soll bis zum Jahr 2028 eine gemeinsame Wirtschafts- und Währungsunion geschaffen werden.
Im Jahr 2021 ist das Gesamthandelsvolumen der Afrikanischen Union im Güterhandel von rund 900 Milliarden US-Dollar (2020) auf rund 1,18 Billionen US-Dollar gestiegen, wovon rund 547 Milliarden US-Dollar auf die Exporte entfallen und rund 630 Milliarden US-Dollar auf die Warenimporte in die Afrikanische Union.
Dementsprechend erzielte die Afrikanische Union mit einem Handelsbilanzdefizit in Höhe von rund 82,9 Milliarden US-Dollar das neunte Jahr in Folge eine negative Handelsbilanz.
Würde die Afrikanische Union mit ihren 55 Mitgliedstaaten als ein Land betrachtet werden, würde es in der Rangliste der größten Exportnationen den zehnten Platz nach Frankreich und vor Belgien erreichen. Die gesamten Warenimporte der AU entsprechen insgesamt den Einfuhren von Südkorea, das den neunten Platz in der Rangliste der größten Importnationen belegt. Südafrika ist im Jahr 2021 sowohl die größte Exportnation in Afrika wie auch das größte Importland Afrikas gewesen.
Umwelt und Nachhaltigkeit in der Afrikanischen Union
Die umweltfreundlichsten Länder Afrikas nach dem Environmental Performance Index (EPI) im Jahr 2022 sind die Seychellen, Botswana und São Tomé und Príncipe.Liberia, der Sudan und Ghana sind die umweltschädlichsten Länder Afrikas im Jahr 2022.
Vom menschengemachten Klimawandel werden theoretisch alle Länder weltweit in irgendeiner Weise betroffen sein. Praktisch sind die Auswirkungen jedoch sehr ungleich verteilt sein und völlig losgelöst von den eigentlichen Verursachern. Kurz: Die hochindustrialisierten Länder, die am meisten zum globalen Klimawandel beigetragen haben, werden nicht auch am meisten vom Klimawandel betroffen sein und sind darüber hinaus ökonomisch auch eher in der Lage, die konkreten Auswirkungen des Klimawandels im eigenen Land reduzieren zu können.
Dies trifft ebenso auf die konkrete Situation in Afrika zu: In der Rangliste der widerstandsfähigsten Länder gegen den Klimawandel in Afrika 2022, belegen mit Mauritius, Marokko und Südafrika ökonomisch fortgeschrittene Staaten die ersten Plätze.
Der Tschad ist nach dem Climate Resilience Index im Jahr 2022 das am wenigsten an den Klimawandel angepasste Land in Afrika und weltweit. Eine der Hauptursachen des Klimawandels sind die im Zuge der Industrialisierung massiv gestiegenen Emissionen des klimaverändernden Treibhausgases Kohlenstoffdioxid (CO2). Doch Welchen Anteil hat Afrika am globalen CO2 Ausstoß?
- Kohlenstoffdioxid (CO2) Emissionen in der Afrikanischen Union: Weltweit wurden im Jahr 2021 rund 37,1 Milliarden Tonnen Kohlenstoffdioxid (CO2) ausgestoßen, wovon rund 1,5 Milliarden Tonnen durch die Staaten der Afrikanischen Union emittiert wurden. Obwohl die Gesamtbevölkerung der Afrikanischen Union an der Weltbevölkerung im Jahr 2022 einen Anteil von rund 17,9 Prozent betragen hat, entfallen auf Afrika somit weniger als vier Prozent der jährlichen Kohlenstoffdioxidemissionen(CO2). Der weltweite Kohlenstoffdioxidausstoß hat sich seit 1960 ungefähr vervierfacht, während sich die afrikanischen CO2-Emissionen im gleichen Zeitraum etwa verzehnfacht haben.
- Erneuerbare Energien in der Afrikanischen Union Allgemein ist der Anteil erneuerbarer Energien am Primärenergieverbrauch in Afrika wesentlich höher als im globalen Durchschnitt. Weltweit liegt der Anteil erneuerbarer Energien am Primärenergieverbrauch bei rund 13,8 Prozent. In den Ländern Afrikas wird mit einem Anteil von rund 47 Prozent nahezu die Hälfte des Primärenergieverbrauches über nachhaltige Energien abgedeckt.
- Wasser als strategische Ressource in der Afrikanischen Union
Warum steigen die CO2 Emissionen in Afrika schneller als im Rest der Welt?
Der wesentliche Grund hierfür ist der Nachholbedarf bei der wirtschaftlichen Transformation in Afrika im Vergleich zum Rest der Welt. Mit zunehmender Industrialisierung steigen auch die CO2 Emissionen. Die wirtschaftliche Transformation weg vom primären Wirtschaftssektor der Agrarproduktion hin zum Ausbau des sekundären Industriesektors und des tertiären Dienstleistungssektors ist in Afrika sehr viel weniger fortgeschritten als im Rest der Welt. Analog zum allgemeinen Wirtschaftswachstum fallen dementsprechend die relativen Wachstumsraten beim CO2-Ausstoß in Afrika höher aus als in anderen Weltregionen.
Umgerechnet auf die Bevölkerung betragen die CO2-Emissionen pro Kopf im globalen Durchschnitt rund 4,7 Tonnen CO2 je Einwohner:in und in den Ländern Afrikas im Durchschnitt rund eine Tonne je Einwohner:in, jeweils im Jahr 2021. In den Mitgliedstaaten der Afrikanischen Union, die bereits stärker industrialisiert sind, sind auch die Kohlenstoffdioxid-Emissionen höher als in weniger industrialisierten Ländern. Die höchsten Kohlenstoffdioxid-Emissionen (CO2) pro Kopf in den Ländern Afrikas erzielt Libyen mit rund 11,1 Tonnen je Einwohner:in; in der DR Kongo sind es rund 0,03 Tonnen je Einwohner:in (jeweils 2021).
Das Verbrennen fossiler Energien (hauptsächlich Öl, Gas und Kohle) zur direkten Stromerzeugung ist neben dem Verkehr hauptverantwortlich für den größten Teil der globalen Kohlenstoffdioxidemissionen. Weltweit ist daher ein Trend weg von fossilen Energieträgern hin zu nachhaltigen und erneuerbaren Energien zu verzeichnen.
Der größte Anteil regenerativer Energien in Afrika wird durch Wasserkraft erzeugt. Die Erzeugung erneuerbarer Energien in Afrika hat im Jahr 2021 rund 202,3 Terawattstunden (TWh) betragen wovon rund 153,4 TWh Energie aus Wasserkraft erzeugt wurde, 24,4 Terawattstunden auf Windenergie und 16,5 TWh auf Solarenergie entfallen.
Parallel hierzu hat der Verbrauch von erneuerbaren Energien in Afrika im Jahr 2021 rund 130,6 Terawattstunden betragen.
Wenn in Afrika mehr erneuerbare Energien produziert als verbraucht werden, wieso ist der Anteil erneuerbarer Energien am Gesamtverbrauch nicht bei 100 Prozent?
Weil Produktion und Verbrauch erneuerbarer Energien zumeist regional nicht deckungsgleich sind. Oftmals wird lokal mehr erneuerbare Energie erzeugt, als lokal verbraucht werden kann. Der Energietransfer von einer Region in eine andere Region setzt jedoch die nötige Infrastruktur voraus, z.B. länderübergreifende Stromnetze und Speichersysteme.Beispielsweise wird durch den Betrieb des Grand Ethiopian Renaissance Dam (GERD) Äthiopien sehr viel mehr erneuerbare Energie produzieren als das Land selbst benötigt. Es wird aber nur sehr begrenzt in die direkten Nachbarstaaten Strom exportieren können, die mit dem Stromnetz in Äthiopien verbunden sind. Darüber hinaus haben nicht alle afrikanischen Staaten die gleichen günstigen Voraussetzungen zur Erzeugung regenerativer Energie oder sie verfügen wie Angola oder Nigeria über weitreichende fossile Ressourcen, die sie zur günstigen Energieerzeugung nutzen.
Welche Länder in Afrika verfügen über viel Süßwasser?
- Wasserressourcen Die Länder der Afrikanischen Union mit den höchsten erneuerbaren Wasserressourcen pro Kopf sind vorzugsweise zentral- und westafrikanische Staaten der immer- oder -wechselfeuchten Tropen. Die Republik Kongo verfügt mit rund 154.632 Kubikmeter Wasser je Einwohner:in und Jahr über die höchsten erneuerbaren Wasserressourcen in der Afrikanischen Union (2019), gefolgt von Gabun mit rund 76.407 Kubikmeter pro Kopf und Liberia mit rund 46.989 Kubikmeter Wasser pro Kopf. Zum Vergleich: Deutschland verfügt über jährliche erneuerbare Wasserressourcen von rund 1.900 Kubikmeter Wasser je Einwohner:in (2018)
- Niederschläge Die Länder mit der höchsten durchschnittlichen Niederschlagsmenge in Afrika sind der Inselstaat São Tomé und Príncipe mit jährlichen Niederschlägen von rund 3.200 mm, gefolgt von Sierra Leone mit rund 2.526 mm und Liberia mit jährlichen Niederschlägen von rund 2.391 mm (jeweils 2019). Auch hier wurde zur Einordnung, in Deutschland wurde nur in wenigen Jahren die durchschnittliche Niederschlagshöhe von rund 1.000 mm überschritten.
- Wasserverbrauch Die Länder mit dem geringsten Wasserverbrauch pro Kopf in der Afrikanischen Union sind ebenfalls vorzugsweise zentral- und westafrikanische Staaten: Die Demokratische Republik Kongo verzeichnet mit rund 7,9 Kubikmeter Wasser den geringsten Wasserverbrauch je Einwohner:in und Jahr in Afrika, gefolgt von den Komoren mit rund 11,75 und Uganda mit rund 14,4 Kubikmetern Wasser pro Kopf und Jahr. Dies sind auch im internationalen Vergleich des Pro-Kopf-Wasserverbrauchs sehr geringe Verbrauchsmengen.
Welche Länder in Afrika verfügen über wenig Süßwasser?
- Wasserressourcen Die Länder der Afrikanischen Union mit den geringsten erneuerbaren Wasserressourcen pro Kopf sind vorzugsweise nordafrikanische Staaten der Wüsten- und Halbwüstenzone: Die geringsten Wasserressourcen in Afrika hat Libyen, das 2019 über jährlich erneuerbare Wasserressourcen von rund 103,3 Kubikmetern Wasser je Einwohner:in verfügte, gefolgt von Algerien mit rund 271 Kubikmeter Wasser pro Kopf und dem ostafrikanischen Dschibuti mit rund 308,2 Kubikmeter erneuerbaren Wasserressourcen je Einwohner:in und Jahr.
- Niederschläge Auch die Rangliste der Länder mit den geringsten durchschnittlichen Niederschlagsmengen in Afrika wird auf den ersten Plätzen von nordafrikanischen Staaten dominiert. Ägypten verzeichnet mit durchschnittlich rund 18 Millimetern bzw. 18 Litern je Quadratmeter im Jahr 2019 die geringsten Niederschläge Afrikas. In Ägypten, das mit rund 100 Millionen Einwohner:innen drittbevölkerungsreichste Land der Afrikanischen Union, werden die erneuerbare Wasserressourcen nahezu ausschließlich aus dem Nilzufluss gespeist. Libyen ist mit jährlichen Niederschlagsmengen von rund 56 Millimetern je Quadratmeter (56 Liter) das afrikanische Land mit den zweitwenigsten Niederschlägen gefolgt von Algerien mit rund 89 Millimetern (alle 2019).
- Wasserverbrauch Eswatini, das ehemalige Swasiland, ist mit einem Verbrauch von rund 930,2 Kubikmetern Wasser je Einwohner und Jahr das Land mit dem höchsten Wasserverbrauch pro Kopf in Afrika (2019). In der Rangliste der Länder mit dem höchsten Wasserverbrauch pro Kopf in Afrika folgen abermals Libyen mit einen Verbrauch von rund 860,2 Kubikmetern Wasser und Ägypten mit rund 772 Kubikmetern Wasserverbrauch pro Kopf und Einwohner:in.
Zur Einordnung: Es handelt sich nur um den Gesamtverbrauch des Wassers, der auf die jeweilige Bevölkerungszahl umgerechnet wurde. Es ist keineswegs der private Wasserverbrauch der Bevölkerung abgebildet. Die Gründe für den hohen pro-Kopf-Verbrauch des Wassers sind von Land zu Land sehr unterschiedlich. In Ägypten ist jeder fünfte Erwerbstätige in der Landwirtschaft beschäftigt. Hieraus resultiert ein enormer Wasserbedarf für den Agrarsektor und daher beträgt der anteilige Wasserverbrauch der Landwirtschaft am Gesamtwasserverbrauch in Ägypten rund 80 Prozent, während die Kommunen nur rund 13,9 Prozent zum gesamten Wasserverbrauch in Ägypten beitragen (2018).
Ägypten befindet sich aufgrund seiner existenziellen Abhängigkeit vom Nilwasser auch im Konflikt mit Äthiopien, dem zweitbevölkerungsreichsten Land Afrikas. Der ägyptische Anteil am Nilwasser wurde im Jahr 1959, in einem Vertrag mit dem Sudan geregelt und auf 55,5 Milliarden Kubikmeter pro Jahr festgelegt. Dieses historische Anrecht auf das wertvolle Nilwasser wird allerdings durch den Bau des "Grand Ethiopian Renaissance Dam (GERD)" in Äthiopien in Frage gestellt. Rund 86 Prozent des Nilwassers, das den ägyptischen Assuan-Staudamm erreicht, hat seinen Ursprung im Hochland Äthiopiens, das bei den Nilwasserverträgen jedoch komplett ignoriert wurde. Mit der Fertigstellung des GERD und dessen Befüllung werden große Mengen an Wasser in Ägypten fehlen. Die Länder Äthiopien und Ägypten befinden sich daher in Konflikt um die Zuflussmengen und Kairo hat bereits militärische Schritte angekündigt, falls sich der Wasserzufluss signifikant verringert.
Militär in der Afrikanischen Union
Ägypten ist die größte Militärmacht der Afrikanischen Union im Jahr 2022. Die nordafrikanische Regionalmacht belegt im Vergleich der Länder Afrikas mit der größten militärischen Stärke hinsichtlich der Qualität des Militärs und auch quantitativ hinsichtlich der Armeegröße den ersten Platz nach dem Global Firepower Index. Im direkten Vergleich der militärischen Stärke zwischen Ägypten und Äthiopien ist die militärische Überlegenheit Ägyptens in allen Bereichen und Waffengattungen eindeutig. Im Falles einer direkten militärischen Konfrontation zwischen Ägypten und Äthiopien wäre insbesondere die Macht der jeweiligen Luftstreikkräfte von Bedeutung, unter anderem, weil die Konfliktparteien keine direkten Nachbarstaaten sind.Im Vergleich der Luftstreitkräfte der Nil Anrainerstaaten ist die Luftüberlegenheit Ägyptens gegenüber Äthiopien gerade im Hinblick auf die Kampfflugzeuge mit dem Faktor 10:1 sehr deutlich.
Ägypten ist jedoch nicht das Land Afrikas mit den höchsten Militärausgaben. In der Rangliste der Länder Afrikas mit den höchsten absoluten Militärausgaben weist Algerien für das Jahr 2021 mit rund 9,1 Milliarden US-Dollar die höchsten Militärausgaben Afrikas auf. Ägypten belegt mit Militärausgaben in Höhe von rund 5,2 Millionen US-Dollar den dritten Platz (2021).
Algerien investiert rund 5,6 Prozent der Wirtschaftsleistung in den Militäretat und führt mit diesem Wert auch die Rangliste der Länder mit dem größten Anteil der Militärausgaben am jeweiligen Bruttoinlandsprodukt (BIP) an. Ägypten hingegen ist mit einem Militäretat in Höhe von rund 1,3 Prozent des nationalen BIP nicht in der Rangliste vertreten.
Rechtsstaatlichkeit und Soziales
Die Mehrzahl der 55 Mitgliedstaaten der Afrikanischen Union sind keine gefestigten Demokratien. Im Bertelsmann Transformationsindex (BTI) werden nur drei afrikanische Staaten in die höchste Kategorie der "sich konsolidierenden Demokratien" eingruppiert (2022). In die schlechteste Kategorie der "harten Autokratien" werden 18 afrikanische Staaten und Territorien verortet. Wenngleich nur 50 von 55 Staaten bewertet wurden, wird die Mehrzahl der Staaten als autokratisch eingestuft.Insgesamt belegen Mauritius, Botswana und Ghana die ersten Plätze in der Rangliste der Länder mit dem höchsten Entwicklungsstand von Demokratie und Marktwirtschaft nach dem BTI 2022.
Dieses Ergebnis deckt sich sowohl mit den Bewertungen der
- Länder mit der besten Regierungsführung in Afrika nach dem Ibrahim Index of African Governance 2019 wie auch
- dem Ranking der stabilsten Staaten Afrikas nach dem Fragile State Index 2022 und dem
- Ranking der Länder und Territorien Afrikas mit der höchsten Freiheit nach dem Freedom in the World Freiheitsindex 2022
In zwei weiteren wichtigen Indizes nimmt ein weiterer afrikanischer Inselstaat die Spitzenplätze ein: Die Seychellen sind mit einem Wert von rund 70 Indexpunkten das Land mit der geringsten wahrgenommenen Korruption in Afrika nach dem Korruptionswahrnehmungsindex (CPI) 2022 und auch der Zustand der Pressefreiheit wird in keinem anderen Land Afrikas höher bewertet als in der ostafrikanischen Inselgruppe.
Die Afrikanische Union - Afrikas Antwort auf die Herausforderungen von Gegenwart und Zukunft
Die Afrikanische Union ist mehr als nur eine große Freihandelszone oder Wirtschaftsgemeinschaft. Im Gründungsakt der Afrikanischen Union werden langfristige Ziele definiert, die sich am Vorbild der Europäischen Union und deren Gründungsverträgen orientieren und diverse Punkte wurden trotz der schwierigen Konsensfindung bei 55 Vertragspartnern bereits umgesetzt. Grundsätzlich wird durch verstärkte Kooperation in allen Bereichen der Anspruch forciert unter anderem die Lebensumstände der Menschen in den 55 Staaten anzugleichen, innerafrikanische Konflikte ohne Hilfe von außen moderieren und befrieden zu können und die demokratische Integration des gesamten Kontinents voranzutreiben.Mit der Agenda 2063 - "The Africa We Want" haben die Regierungsträger im Jahr 2013 ihre Vision des geeinten, souveränen und friedlichen Afrikas formuliert und das vermutlich spannendste Projekt der Internationalen Politik seit Gründung der Vereinten Nationen auf den Weg gebracht.