Inobhutnahmen von Minderjährigen durch Jugendämter in Deutschland nach Anlässen 2023
Im Jahr 2023 nahmen die Jugendämter in Deutschland rund 39.300 Kinder und Jugendliche wegen unbegleiteter Einreise aus dem Ausland in ihre Obhut. Damit war dies der häufigste Anlass für eine Inobhutnahme.
Wie kommt es zu einer Inobhutnahme?
Eine Inobhutnahme ist eine kurzfristige Maßnahme der Jugendämter zum Schutz von Kindern und Jugendlichen, die sich in einer akuten, sie gefährdenden Situation befinden. Bei der Inobhutnahme ist das Jugendamt verpflichtet, Kindern und Jugendlichen vorläufigen Schutz zu bieten, wenn sie darum bitten, wenn eine dringende Gefahr für ihr Wohl besteht oder wenn sie unbegleitet nach Deutschland einreisen. Eine Herausnahme findet statt, wenn ein Kind oder Jugendlicher trotz des Widerspruchs seiner Eltern, also gegen ihren Willen, aus einer sein Wohl gefährdenden Situation heraus und in die Obhut des Jugendamtes genommen wird. Insofern handelt es sich bei einer Herausnahme grundsätzlich um eine Inobhutnahme, aber in einer besonderen Form.
Kinder in Inobhutnahme
Die Zahl der Inobhutnahmen von Kindern und Jugendlichen in Deutschland erreichte 2023 mit rund 74.600 Fällen den höchsten Stand seit 2016. Der signifikante Anstieg unterstreicht die wachsende Herausforderung für Jugendämter, schutzbedürftige Minderjährige zu betreuen. Bundesweit verzeichnete Nordrhein-Westfalen mit etwa 16.300 Fällen die meisten Inobhutnahmen. Auch hinsichtlich des Geschlechts zeigte sich ein deutliches Ungleichgewicht: Mehr als 70 Prozent der in Obhut genommenen Minderjährigen waren männlich. Anteilig waren 16- und 17-Jährige am meisten vertreten.