Vergleich der technischen Daten der beiden Marschflugkörper vom Typ Taurus und SCALP

Bundeskanzler Olaf Scholz hat das monatelange Zögern der Bundesregierung in Bezug auf die Lieferung von Taurus-Marschflugkörpern an die Ukraine mit einer öffentlichen Erklärung Ende Februar 2024 eingeordnet und sich eindeutig gegen die von der Ukraine angestrebte Lieferung positioniert. Die von Scholz vorgebrachten Beweggründe sorgten allerdings für anhaltende Kontroversen. Die Befürworter:innen von einer Taurus-Lieferung an die Ukraine können hierdurch weiterhin keine direkte Beteiligung von deutschen Soldaten wahrnehmen und somit keine geänderte Sachlage im Vergleich zu der bereits erfolgten Lieferung von Leopard-2-Kampfpanzern erkennen, was eine direkte Kriegsbeteiligung Deutschlands als Kriegspartei angeht. Gemäß einer Umfrage zu Beginn des Jahres 2024 teilt allerdings eine Mehrheit der Bevölkerung in Deutschland die Position von Bundeskanzler Scholz, sich gegen die Lieferung von Taurus an die Ukraine auszusprechen. Bereits Mitte des Jahres 2023 hatten Frankreich und das Vereinigte Königreich mit dem SCALP bzw. Storm Shadow-Marschflugkörper der Ukraine bauähnliche Waffensysteme zur Verfügung gestellt, die allerdings über eine im Bergleich zu Taurus geringere Reichweite verfügen.

Warum wünscht sich die Ukraine eine Bereitstellung von Taurus-Marschflugkörpern?

Der Taurus-Marschflugkörper ist für eine punktgenaue Bekämpfung von sogenannten Hochwertzielen entwickelt worden. Dies können weit entfernte gegnerische Flugplätze, Gefechtsstände, Industrieanlagen oder wichtige Verkehrsbauwerke sein, welche stark verteidigt werden und schwer zu zerstören sind. Etwa seit Mai 2023 ist die Ukraine im Besitz von durch Großbritannien gelieferte Storm Shadow Raketen. Mit dem von der Ukraine zusätzlich angestrebten Erhalt von Taurus-Lenkflugkörpern würde die ukrainische Armee einen bedeutsamen Fähigkeitszuwachs erfahren, was die Bekämpfung von mehreren hundert Kilometern hinter der Frontlinie liegende russische Logistik- und Infrastrukturziele (zum Beispiel die Krim-Brücken) sowie von Munitionsdepots als auch Militärstützpunkte einschließt. Der Taurus-Marschflugkörper ist durch seine Formgebung, die beim Bau verwendeten Materialien und seine Tiefflugeigenschaften kaum von Radargeräten zu entdecken. Das Waffensystem kann mit seinem Sprengkopfsystem zudem Bunkeranlagen oder andere gehärtete Bauwerke treffsicher zerstören.

Wer nutzt bisher alles den Taurus-Lenkflugkörper?

Taurus wurde von der Taurus Systems GmbH entwickelt und produziert, welche ein Gemeinschaftsunternehmen von MBDA Deutschland sowie dem schwedischen Rüstungskonzern Saab Bofors Dynamics AB ist. Größter Abnehmer war bisher die Bundeswehr mit einem Bestellvolumen von 600 Flugkörpern, von denen momentan 150 als einsatzfähig geführt werden. Das spanische Militär orderte hiernach als erster internationaler Kunde im November 2004 insgesamt 43 Taurus-Marschflugkörper, gefolgt von der südkoreanischen Armee, die 260 Exemplare bestellte. Alle Taurus-Flugkörper werden dabei autonom vom spanischen und südkoreanischen Militär gewartet und bedient, ohne dass eine Interaktion mit der deutschen Bundeswehr notwendig ist.