Lebensmittelverpackungen: Funktion, Verbrauch und Nachhaltigkeit
Anstieg des Verpackungsverbrauchs in Deutschland
In den vergangenen Jahren ist der Verbrauch von Verpackungen in Deutschland angestiegen. Die Zunahme beim Verpackungsverbrauch ist dabei in erster Linie auf sogenannte Mengen- und Struktureffekte zurückzuführen.- Struktureffekte beruhen auf veränderte Packmittel- und Konsumstrukturen, etwa in Form von Füllgrößen und Portionierungen. Beispielsweise tragen gesellschaftliche Entwicklungen wie die Zunahme von Ein- und Zweipersonenhaushalten zum Kauf kleinerer Portionsgrößen bei. Dabei gehen kleinere Füllgrößen mit einem erhöhten Verpackungsverbrauch einher als große Füllgrößen.
- Mengeneffekte wiederum beziehen sich auf das Konsumniveau. So ist der Verpackungsverbrauch aufgrund eines erhöhten Konsums von Lebensmitteln gestiegen. Ursache für einen vermehrten Konsum kann beispielsweise eine gestiegene Kaufkraft sein. Daneben trägt auch die zunehmende Relevanz des Online- und Versandhandels sowie des Außer-Haus-Vertriebs (Gastronomie, To-Go-Produkte usw.) zu einem erhöhten Verpackungsverbrauch bei.
Trotz des gestiegenen Verpackungsverbrauchs konnte im Zeitverlauf auch Verpackungsmaterial eingespart werden – durch sogenannte Gewichtseffekte.
- Gewichtseffekte zeichnen sich durch die Veränderung des Gewichts des jeweiligen Verpackungsmaterials aus. So kann durch eine erhöhte Materialeffizienz (z. B. Verringerung von Wandstärken) am Verpackungsmaterial gespart werden. Laut einer Studie auf Basis von GVM-Daten ist der Lebensmittelverpackungsverbrauch von 7,65 Millionen Tonnen im Jahr 1991 auf 8,68 Millionen Tonnen im Jahr 2020 angestiegen. Ohne die erhöhte Materialeffizienz diverser Produktverpackungen würde der Verpackungsverbrauch im Jahr 2020 bei rund 10,2 Millionen Tonnen liegen. Rund 1,6 Millionen Tonnen konnten somit durch den Gewichtseffekt an Material eingespart werden.
Verpackungsstruktur in der Ernährungsindustrie
In der Lebensmittelindustrie kommen verschiedene Verpackungsmaterialien zum Einsatz: Von Papier und Pappe, über Glas, Kunststoff, Aluminium bis hin zu Weißblechverpackungen. Die Verpackungsindustrie ist ein wichtiger Abnehmer dieser Stoffe. Dabei ist der Verbrauch nahezu aller Verpackungstypen in den vergangenen Jahren gestiegen. Lediglich der Verbrauch von Weißblech- und Glasverpackungen ist im Vergleich zu den 1990er Jahren gesunken. Glas wurde dabei zunehmend durch Kunststoff substituiert. In den vergangenen Jahren ging der Trend jedoch wieder vermehrt zur Glasflasche.Insgesamt finden sich rund 93 Prozent der Lebensmittel im Einzelhandel in einer Verpackung wieder. Während beispielsweise 100 Prozent der Tiefkühlprodukte und Getränke in verpackter Form angeboten werden, war der Verpackungsanteil von Frischgemüse (72 Prozent) und -obst (54 Prozent) am niedrigsten.
Die Wahl des Materials ist dabei von verschiedenen Faktoren abhängig, wie etwa den Produkteigenschaften (z. B. Empfindlichkeit gegenüber Umwelteinflüssen), der gewünschten Haltbarkeit des Produkts, Kosten, gesetzlichen Regelungen zur Gesundheits- und Umweltverträglichkeit (z. B. Verpackungsgesetz) sowie Verbrauchergewohnheiten.
Beispiele
Getränke: Alkoholfreie Getränke werden beispielsweise mittlerweile vor allem als PET-Einweg-Flaschen im Laden angeboten. Vorteil von PET-Flaschen gegenüber Glasflaschen ist ihr leichtes Gewicht und die geringe Zerbrechlichkeit. Bei Bier ist die Glasflasche jedoch nach wie vor das vorherrschende Packmittel. Insbesondere braune Glasflaschen schützen dabei das Bier verstärkt vor Umwelteinflüssen, wie etwa UV-Strahlung, die sich auf die Haltbarkeit und den Geschmack des Bieres auswirken können.
Obst und Gemüse: Besonders verderbliche Lebensmittel wie Obst (z.B. Pfirsiche, Birnen oder Ananas) und Gemüse (zumeist Hülsenfrüchte wie Erbsen) können durch die Abfüllung in Konservendosen lange haltbar gemacht werden. Konservendosen bestehen zumeist aus Weißblech oder Aluminium. Die Konservendose schützt ihren Inhalt dabei vor Umwelteinflüssen wie Schmutz, Luft und Licht. Auch bei der Lagerung und dem Transport ist die Verwendung von Konservendosen von Vorteil.
Wie wird die Nachhaltigkeit einer Verpackung beurteilt?
Nachhaltigkeit gehört mittlerweile zu den wichtigsten Aspekten in der Diskussion um Lebensmittelverpackungen: Welchen Einfluss hat eine Lebensmittelverpackung auf das Klima (z.B. Treibhausgasemissionen)? Inwiefern tragen Lebensmittelverpackungen zu Umweltverschmutzungen bei (z. B. Verschmutzung von Gewässern, Versauerung der Böden oder Auswirkung auf Tiere)?Lediglich zwischen drei und 3,5 Prozent der Klimawirkungen verpackter Lebensmittel gehen überhaupt auf dessen Verpackung zurück. Wie stark sich die Verpackung jedoch auf den Klimafußbadruck von Lebensmitteln auswirkt, unterscheidet sich zwischen den verschiedenen Produkten. So lag der Anteil der Verpackung bei TK-Kräutern bei 18 Prozent, während er bei Butter bei 0,4 Prozent liegt. Die Umwelt- und Klimaverträglichkeit einer Verpackung hängt dabei von verschiedenen Aspekten ab.
Dazu gehören insbesondere:
- die verwendeten Rohstoffe und deren Gewinnung,
- das Herstellungsverfahren,
- das Verpackungsgewicht,
- die Transportwege,
- die Wiederverwertbarkeit sowie der Aufwand des Recyclings.
Auch wenn Kunststoffe eine gar nicht so schlechte Klimabilanz haben mögen, so stehen diese aufgrund der Entstehung von Kunststoffabfällen und dessen Verbreitung in der Umwelt trotzdem in der Kritik. Zum Beispiel stellt Plastikmüll im Meer ein Problem für die dortigen Ökosysteme und Lebewesen dar - etwa, weil die Meerestiere in Kunststoffabfällen hängen bleiben oder Mikroplastik aufnehmen. Durch den Verzehr von Meerestieren können Mikroplastikpartikel auch in den menschlichen Organismus gelangen.
Verpackungsfrei einkaufen im Unverpackt-Laden
Nachhaltige Verpackungen sind auch für viele Verbraucher ein wichtiges Anliegen. Vor dem Hintergrund der Umweltauswirkungen von Lebensmittelverpackungen haben in den vergangenen Jahren auch in Deutschland viele sogenannte Unverpackt-Läden geöffnet. Unverpackt-Läden zeichnen sich dadurch aus, dass sie ihr Sortiment weitestgehend verpackungsfrei anbieten. Verpackungsfreie Läden sind von der sogenannten Zero-Waste-Bewegung inspiriert. Ziel dieser Bewegung ist es, möglichst wenig Verpackungsmüll zu erzeugen und Lebensmittelverschwendung zu vermeiden. Der erste verpackungsfreie Laden in Deutschland eröffnete in Kiel im Jahr 2014. Seitdem ist die Zahl der Unverpackt-Läden bundesweit gestiegen. Die meisten Unverpackt-Läden befinden sich dabei in Berlin.Rund 22 Prozent der Verbraucher in Deutschland waren bereits in einem Unverpackt-Laden zum Einkaufen (Stand: 2023). Für viele stellt der Unverpackt-Einkauf also eine Ergänzung zu herkömmlichen Lebensmittelgeschäften dar. Beliebteste Produktgruppen im Unverpackt-Einkauf sind Obst und Gemüse sowie Brot und Brötchen. Hauptmotiv, ein verpackungsfreies Geschäft aufzusuchen ist, neben der Möglichkeit des verpackungsarmen Einkaufens, regionale Lebensmittel und bedarfsgerecht einzukaufen. Als Nachteil von Unverpackt-Läden gilt der höhere Preis, die erforderliche vorausgehende Planung des Einkaufs sowie die geringere Produktauswahl.