René Muschter
Research Expert für Internationale Länderdaten
Daten und Fakten zu Venezuela
Venezuela (amtlich Bolivarische Republik Venezuela) ist ein Staat in Südamerika, welcher im Norden des Kontinents an der Karibikküste liegt. Venezuela ist seit 2018 von einer Hyperinflation betroffen und demnach in einer schwierigen wirtschaftlichen Situation, trotz der größten Erdölreserven im internationalen Vergleich.
Export
Seit 2013 herrscht eine schwere Wirtschaftskrise, welche durch Sanktionen der USA noch verstärkt wird, und der Staat steht kurz vor dem Staatsbankrott. Durch die grassierende Hyperinflation sind selbst Grundnahrungsmittel und Artikel des täglichen Bedarfs für einen Großteil der Bevölkerung nicht mehr bezahlbar; Importgüter sind bereits seit Jahren kaum noch erhältlich. Dies führt zu negativen Auswirkungen auf sämtliche Lebensreiche - die humanitäre Lage ist bereits bedrohlich.
Investitionen aus dem Ausland sind praktisch zum Erliegen gekommen. Problematisch ist die Situation ebenfalls bezüglich der Korruption im öffentlichen Sektor, im Ranking der Staaten mit dem höchsten sogenannten Korruptionswahrnehmungsindex (CPI) belegt Venezuela mit 13 Indexpunkten den 2. Platz weltweit. Institutionen und Marktwirtschaft in Venezuela sind laut Bertelsmann Transformationsindex (BTI) auf einem schlechten Niveau und befinden sich derzeit auf dem zweitniedrigsten Entwicklungsstand in Lateinamerika. Venezuela hat eine Mordrate von rund 12,6 Mordfällen pro 100.000 Einwohner im Jahr 2022. Mit einem Indexwert von rund 7,6 ist Venezuela unter den zehn Ländern mit dem größten Risiko für Geldwäsche und Terrorismusfinanzierung.
Venezuela: Angaben zu Demografie und Bevölkerung
Die Gesamtbevölkerung von Venezuela hat im Jahr 2023 geschätzt rund 28,3 Millionen Einwohner:innen betragen. Wenngleich sich die Fertilitätsrate in den letzten Jahren stetig verringert hat, bleibt sie mit rund 2,08 Kindern pro Frau (2023) über der Durchschnittsrate von Lateinamerika. Damit liegt das Land knapp unter dem Bestandserhaltungsniveau von 2,1 Kindern je Frau, das Industrieländer im Allgemeinen benötigen, um die Population zumindest konstant zu halten. Die Lebenserwartung in Venezuela hat sich im Jahr 2023 auf rund 72,5 Jahre belaufen.Krise und Migration in Venezuela
Venezuela befindet sich derzeit in einer schweren wirtschaftlichen sowie humanitären Krise. Dies zeigt sich auch an der Anzahl der im Ausland lebenden Venezolaner bzw. anhand der Entwicklung dieser Zahlen. In Kolumbien haben im Jahr 2023 rund 2,9 Millionen venezolanische Staatsbürger:innen gelebt; 2015 waren es noch 48.714 gemeldete Venezolaner:innen. Für die meisten mittel- und südamerikanischen Nachbarländer gilt ein vergleichbarer prozentualer Anstieg der Einwanderungen von Venezolaner:innen. Dies trifft auch auf Spanien zu, das sich in jüngster Vergangenheit mit steigenden Einwanderungszahlen aus Venezuela konfrontiert sieht: Im Jahr 2022 verlagerten 82.474 venezolanische Staatsbürger:innen langfristig ihren Lebensmittelpunkt nach Spanien. Damit ist im Jahr 2022 ein neuer Höhepunkt der venezolanischen Einwanderung nach Spanien erreicht worden.Venezuelas Wirtschaft
Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) Venezuelas hat 2023 geschätzt rund 97,1 Milliarden US-Dollar betragen; 2012 sind es noch 372,6 Milliarden US-Dollar gewesen. Seit 2021 verzeichnet Venezuela wieder ein Wirtschaftswachstum, nachdem es sich ab 2014 in einer schweren Rezession befunden hatte. Im Jahr 2023 hat das BIP-Wachstum Venezuelas im Vergleich zum Vorjahr geschätzt rund vier Prozent betragen. Laut Prognosen wird die Bruttowertschöpfung im Jahr 2024 geschätzt wieder rund vier Prozent betragen. Das BIP pro Kopf hat sich im Jahr 2023 auf rund 3.659 US-Dollar belaufen. Die Arbeitslosenquote in Venezuela hat sich mit rund 36 Prozent im Jahr 2018 auf Rekordhoch befunden; 2015 waren mit 7,4 Prozent der erwerbsfähigen Bevölkerung Venezuelas noch vergleichsweise wenig Menschen ohne Erwerbsarbeit. Seit 2018 gibt es keine offiziellen Daten zur Entwicklung der Arbeitslosigkeit.Hyperinflation
Venezuela befindet sich seit dem Jahr 2018 in einer Phase der Hyperinflation, laut IWF vergleichbar mit der Situation Deutschlands im Jahr 1923. Die Inflationsrate hat sich im Jahr 2018 auf geschätzt rund 65.400 Prozent belaufen. Im Jahr 2023 ist die Inflationsrate wieder etwas gesunken und beträgt rund 338 Prozent. Das war die zweithöchste Inflationsrate weltweit. Im Jahr 2020 hat sie noch 2.355 Prozent betragen - ein Hinweis darauf, dass sich durch den freien Fall des venezolanischen Staatsdefizites derzeit keine validen Aussagen treffen lassen.Venezuelas Außenhandel und die Rolle von Erdöl
Venezuelas Handelsbilanzsaldo war bis 2019 durchweg positiv. Im Jahr 2020 führte Venezuela erstmals mehr Waren ein, als es im gleichen Zeitraum exportierte - die Handelsbilanz ist seitdem negativ. Im Jahr 2023 hat das Handelsbilanzdefizit rund 2,7 Milliarden US-Dollar betragen.Export
- Export von Gütern aus Venezuela: Im Jahr 2023 wurden Güter im Wert von rund 8,5 Milliarden US-Dollar aus Venezuela exportiert
- Wichtigste Exportländer von Venezuela: Das wichtigste Exportland Venezuelas im Jahr 2022 ist China mit einem Anteil von etwa 16,3 Prozent an den Exporten gewesen. Die Türkei ist mit einem Exportanteil von rund 13,9 Prozent der zweitwichtigste Exportpartner Venezuelas im Jahr 2022 gewesen.
- Import von Gütern nach Venezuela: Im Jahr 2023 wurden Waren im Wert von geschätzt rund 11,2 Milliarden US-Dollar nach Venezuela importiert.
- Wichtigste Importländer von Venezuela: Das wichtigste Importland Venezuelas im Jahr 2022 ist China mit einem Anteil von rund 31 Prozent an den Importen gewesen. Die USA sind mit einem Importanteil von rund 23 Prozent der zweitwichtigste Importpartner Venezuelas im Jahr 2022 gewesen.
Der Staatshaushalt
Die Staatsverschuldung Venezuelas hat im Jahr 2023 geschätzt rund 148,2 Prozent des Bruttoinlandsprodukts betragen. Venezuela besitzt damit die sechsthöchste Staatsverschuldung im internationalen Vergleich in Relation zum Bruttoinlandsprodukt. Das Staatsdefizit Venezuelas hat sich in den vergangenen Jahren stark erhöht, jedoch in den letzten Jahren stabilisiert: Im Jahr 2023 hat Venezuela ein Staatsdefizit von rund 3,4 Prozent des Bruttoinlandsprodukts verzeichnet. Im Gegensatz zu 2018 taucht Venezuela nicht länger im Ranking der Länder mit dem höchsten Staatsdefizit in Relation zum Bruttoinlandsprodukt auf.Politische Situation
Die jüngere Geschichte der Bolivarischen Republik Venezuela ist stark geprägt durch ihren 62. Staatspräsidenten Hugo Rafael Chávez Frías. Hugo Chávez regierte das Land von 1999 bis zu seinem Tod im März 2013. Als Nachfolger wurde der vorherige Vize-Präsident Nicolás Maduro in umstrittenen Wahlen mit knapp 51 Prozent der Stimmen gewählt. Die Amtszeit Maduros war von Beginn an durch oppositionelle und internationale Kritik gekennzeichnet. Anfang des Jahres 2019 ernannte sich Venezuelas Oppositionsführer Juan Guaidó selbst zum Übergangspräsidenten. Zahlreiche Staaten, darunter auch die USA und Deutschland, erkannten ihn bereits als rechtmäßigen Interimspräsidenten an, während andere Länder hingegen weiterhin Maduro unterstützen. Bei den Präsidentschaftswahlen im Juli 2024 gewann Nicolás Maduro mit einem Stimmanteil von rund 51,2 Prozent. Die Wahlergebnisse zogen zahlreiche Proteste mit sich, da der Oppositionskandidat in Umfragen deutlich vorn lag. Vorwürfe von Bedrohung und Wahlbetrug kamen auf. Die Wahlen zogen eine weitere politische Krise nach sich. Mehrere Menschen wurden während Protesten getötet, zahlreiche weitere wurden inhaftiert. Maduro wurde von internationalen Beobachtern aufgerufen, die Stimmzettel zu veröffentlichen. Der Präsident rief schließlich den Obersten Gerichtshof (Supreme Justice Tribunal (TSJ)) an, der, den Erwartungen entsprechend die Ergebnisse zertifizierte. Die Opposition kritisierte, dass der Gerichtshof keine Zuständigkeit habe und von Maduro-treuen Richtern besetzt sei. Der Oppositionskandidat González floh letztlich nach Spanien, nachdem er in Venezuela angeklagt wurde. González hatte, von der Opposition anerkannte, Wahlergebnisse online veröffentlicht. Weitere Verhandlungsangebote, wie ein Machtteilungsabkommen oder ein Deal für Maduro, um friedlich die Macht abzugeben, wurden von Opposition und Regierung abgelehnt.Seit 2013 herrscht eine schwere Wirtschaftskrise, welche durch Sanktionen der USA noch verstärkt wird, und der Staat steht kurz vor dem Staatsbankrott. Durch die grassierende Hyperinflation sind selbst Grundnahrungsmittel und Artikel des täglichen Bedarfs für einen Großteil der Bevölkerung nicht mehr bezahlbar; Importgüter sind bereits seit Jahren kaum noch erhältlich. Dies führt zu negativen Auswirkungen auf sämtliche Lebensreiche - die humanitäre Lage ist bereits bedrohlich.
Investitionen aus dem Ausland sind praktisch zum Erliegen gekommen. Problematisch ist die Situation ebenfalls bezüglich der Korruption im öffentlichen Sektor, im Ranking der Staaten mit dem höchsten sogenannten Korruptionswahrnehmungsindex (CPI) belegt Venezuela mit 13 Indexpunkten den 2. Platz weltweit. Institutionen und Marktwirtschaft in Venezuela sind laut Bertelsmann Transformationsindex (BTI) auf einem schlechten Niveau und befinden sich derzeit auf dem zweitniedrigsten Entwicklungsstand in Lateinamerika. Venezuela hat eine Mordrate von rund 12,6 Mordfällen pro 100.000 Einwohner im Jahr 2022. Mit einem Indexwert von rund 7,6 ist Venezuela unter den zehn Ländern mit dem größten Risiko für Geldwäsche und Terrorismusfinanzierung.
