Statistiken zu Nigeria
Nigeria: Angaben zu Demografie und Bevölkerung
Nigeria ist ein Staat in Westafrika und seit 1960 unabhängig, nachdem es zuvor eine britische Kolonie war. Nigeria gehört zur Afrikanischen Union, welche im Jahr 2002 gegründet wurde. Die Gesamtbevölkerung Nigerias betrug im Jahr 2022 rund 218,5 Millionen Menschen. Die größten Städte Nigerias sind Lagos, Kano und Ibadan. Die frühere Hauptstadt Lagos war im Jahr 2023 mit rund 15,95 Millionen Einwohner:innen die drittgrößte Stadt Afrikas.Ist Nigeria eine regionale Wirtschaftsmacht?
Nigeria ist sicherlich eine regionale Wirtschaftsmacht aber keine regionale Führungsmacht. Mit einem Bruttoinlandsprodukt von rund 375 Milliarden US-Dollar war das westafrikanische Land im Jahr 2023 einer der größten Volkswirtschaften Afrikas. Der geopolitische Rivale Südafrika wies insgesamt ein höheres BIP auf. Während Südafrika mit rund 6.138 US-Dollar (2023) das siebthöchste BIP pro Kopf in Afrika darstellte, war Nigeria mit einem BIP pro Kopf von rund 1.688 US-Dollar (2023) nicht in der Rangliste vertreten.Nigeria gehört neben Mexiko, Indonesien und der Türkei zu den MINT-Staaten. Diesen vier Schwellenländern wurden in den nächsten Jahren und Jahrzehnten hohe Wachstumsraten und eine ansteigende Mittelschicht prognostiziert. Das Wirtschaftswachstum in Nigeria betrug im Jahr 2022 rund 3,25 Prozent; für 2023 wurden rund 2,86 Prozent prognostiziert. Im ersten Jahr der Corona-Pandemie 2020 sank das BIP Nigerias um rund 1,8 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Die Arbeitslosigkeit in Nigeria stieg zwischen den Jahren 2013 und 2018 deutlich an. Für die Jahre nach 2019 gibt es nur Prognosen, da keine aktuelleren Arbeitsmarktzahlen verfügbar sind. Im Jahr 2022 betrug die geschätzte Arbeitslosenquote rund 5,8 Prozent. Die Inflationsrate Nigerias lag bei rund 24,66 Prozent (2023). Für 2024 wird eine Preissteigerung von rund 26,31 Prozent prognostiziert. Damit gehörte Nigeria im Jahr 2023 gerade noch zu den 20 Ländern mit der höchsten Inflationsrate im weltweiten Vergleich.
Dutch Disease
Im Jahr 2023 betrug der Wert der Exporte von Gütern in Nigeria rund 57,9 Milliarden US-Dollar, während der Import von Gütern in Nigeria bei rund 46 Milliarden US-Dollar lag. Damit exportierte Nigeria mehr Waren als es importierte, was zu einem positiven Handelsbilanzsaldo Nigerias im Jahr 2023 führte. Damit belegte Nigeria den zweiten Platz der größten Exportländer Afrikas und den vierten Platz der größten Importländer Afrikas (2023). Nigeria wird als Beispiel für den Ressourcenfluch genannt, der in einer akzentuierten Form auch als Dutch Disease oder holländische Krankheit bekannt ist. Hiermit wird das Phänomen beschrieben, dass Staaten, die über hohe Vorkommen nachgefragter Bodenschätze verfügen im Grunde einen wirtschaftlichen Vorteil gegenüber ressourcenarmen Staaten haben müssten und sich dieser Vorteil u.a. in höheren Wachstumsraten des BIP widerspiegeln müsste, häufig jedoch das Gegenteil der Fall ist. Es wird argumentiert, dass der Ressourcenreichtum die Diversifikation der Wirtschaft hemmt und Korruption begünstigt. Im speziellen Fall der Dutch Disease kommt erschwerend hinzu, dass die hohen Exporterlöse der Rohstoffe die Wechselkurse der Landeswährung erhöhen, Importe zwar "billiger" werden aber gleichzeitig die Exporte teurer werden, was wiederum die Wettbewerbsfähigkeit der übrigen Industrien schwächt und die Abhängigkeit des Staates von den Rohstoffexporten steigen lässt. Nigeria besitzt die elfthöchsten Ölreserven (2024) und die siebtgrößte Erdölförderung weltweit. Im Jahr 2022 waren die wichtigsten Exportgüter Nigerias Erdöl, Erdölerzeugnisse und verwandte Produkte (SITC Abschnitt 33), die rund 79 Prozent an den Exporten ausmachten. Nigerias Abhängigkeit von den Rohstofferlösen lässt sich auch in der Gegenüberstellung der Preisentwicklung ausgewählter OPEC-Rohöle mit den Exporterlösen Nigerias ablesen. Die wichtigsten Importgüter Nigerias waren im selben Jahr ebenfalls Erdöl, Erdölerzeugnisse und verwandte Waren (SITC Abschnitt 33), auch wenn der Anteil mit rund 40,9 Prozent deutlich geringer war als bei den Exporten. Die wichtigsten Handelspartner für Nigeria im Export waren im Jahr 2022 Indien, Spanien und die Niederlande. Die wichtigsten Importpartner für Nigeria waren Belgien, die Niederlande und Indien.Die Staatsverschuldung von Nigeria betrug rund 39,5 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (2022); sie ist nach 2008 (7,3 Prozent) deutlich gestiegen. Trotzdem gehörte Nigeria im Jahr 2023 zu den Ländern Afrikas mit der niedrigsten Staatsverschuldung. Das Staatsdefizit Nigerias wurde für das Jahr 2023 auf rund 4,2 Prozent des BIP geschätzt.
Nigeria - Demokratie mit Defiziten
Nachdem Nigeria im Jahr 1960 unabhängig wurde, folgten zunächst einige Jahre des Bürgerkriegs bevor jahrzehntelang immer wieder zwischen demokratisch gewählten Regierungen und Militärregierungen gewechselt wurde. Allerdings werden erst die Wahlen ab dem Jahr 2010 als fair eingestuft. Im Februar 2023 hat die Präsidentschaftswahl in Nigeria stattgefunden, bei welcher Bola Tinubu zum neuen Präsidenten gewählt wurde. Er gehört der sozialdemokratischen "All Progressive Congress" Partei an. Trotzdem kam es auch im Wahljahr 2023 zu Wahlproblemen, weshalb die Wahl von internationalen Beobachtern als bedenklich aufgrund fehlender Transparenz bezeichnet wurde. Dazu passt die schlechte Bewertung der Korruption von Nigeria nach dem Corruption Perceptions Index (CPI): Das Land belegte im Jahr 2023 den 145. Platz von 180 untersuchten Staaten. In der Bewertung des Fragile States Index für Nigeria hat sich die Einschätzung in den vergangenen Jahren nur geringfügig verändert und Nigeria wird weiterhin als einer der fragilsten Staaten Afrikas bewertet.Die Analyse von Demokratie und Marktwirtschaft nach dem Bertelsmann Transformationsindex BTI in Nigeria kommt zu vergleichbaren Ergebnissen, wenngleich sich die Bewertung in der jüngsten Vergangenheit deutlich verschlechterte: Die noch recht junge Demokratie (die Militärdiktatur endete 1999) wird im Index für Demokratie als "gemäßigte Autokratie", der Governance-Status als "schwach" und die Marktwirtschaft als "schlecht funktionierend" bewertet.