Traditionell gilt Europa als die Wiege der modernen Chemieindustrie und internationaler Innovationsmotor für Forschung und Entwicklung in den Bereichen Chemie, Pharmazie und Umwelttechnik. Doch die Krisen der letzten Jahre führten für den energie- und rohstoffintensiven Wirtschaftszweig weltweit und allen voran in Europa zuletzt zu
in einem zunehmend kompetitiveren globalen Marktumfeld, in dem Importabhängigkeiten und bürokratische Auflagen klare Wettbewerbsnachteile darstellen. Auch wichtige Abnehmerindustrien wie die europäische
stagnierten zuletzt, was sich zudem negativ auf die Absatzzahlen chemischer Erzeugnisse auswirkte. In Anbetracht des Status quo und ambitionierter Klimaziele der Europäischen Union stellt die langfristige Transformation zu einer wettbewerbsfähigen und
und Emissionsneutralität mittlerweile einen ernstzunehmenden Ausweg aus der andauernden Krise dar.
Ein Industriezweig in der Dauerkrise
Schon länger sieht sich die europäische Chemieindustrie in einem schwierigen globalen Wettbewerbsumfeld. Vor allem der Mangel an essenziellen Rohstoffen für den energetischen und stofflichen Einsatz (wie Erdöl, Erdgas oder auch
Seltenen Erden) und die daraus resultierenden Importabhängigkeiten und hohen Erzeugerpreise stellen schon länger einen Nachteil im Vergleich zu den Chemieindustrien der Vereinigten Staaten oder der
Volksrepublik China dar. Letztere konnte im Jahr 2023 als einzige regionale Chemieindustrie ihre
Produktion im Vergleich zum Vorjahr steigern, während insbesondere die EU und Japan, wie auch in den Vorjahren, weiterhin ein Produktionsdefizit verzeichnen mussten. Auch das Alleinstellungsmerkmal des Know-how durch
extensive Forschungsausgaben und der Fokus auf die Produktion von wertvollen Spezialchemikalien und Pharmazeutika aus günstigen Grundchemikalien ist seit Beginn des 21. Jahrhunderts deutlich geringer geworden. Mittlerweile fokussieren sich auch China, Indien und Staaten im Nahen Osten auf die Downstream-Segmente der chemischen Wertschöpfungskette – mit Erfolg. Selbst europäische Firmen setzen vermehrt auf außerregionale Produktionsstätten und Joint-Ventures, nicht zuletzt durch strenge Nachhaltigkeitsregularien in der Heimatregion, die zumeist als bürokratisches und gewinnschmälerndes Hindernis wahrgenommen werden.
Zugpferd Deutschland
Im
europäischen Vergleich stellt die
deutsche Chemieindustrie traditionsgemäß noch vor Frankreich und Italien die produktions- und umsatzstärkste dar. Ebenso ist der
Verbrauch chemisch-pharmazeutischer Produkte insbesondere durch die Präsenz großer verarbeitender Industrieunternehmen wie
Volkswagen,
Henkel und der
Bayer AG in Deutschland mit Abstand am größten. Ebenfalls hier beheimatet ist die
BASF, der größte und
umsatzstärkste Chemiekonzern der Welt. Aber auch das französische Unternehmen
Air Liquide und dessen Konkurrent auf dem Industriegasmarkt, die multinationale (und ehemals deutsche)
Linde plc mit Sitz im britischen Guildford, sind wichtige internationale Chemieunternehmen mit europäischen Wurzeln. Doch auch diese generieren den Großteil ihrer Umsätze mittlerweile auf außerregionalen Märkten wie Asien und Nordamerika. Gerade in den USA ist die Nachfrage und der Wettbewerb auf dem lukrativen Markt für Fein- und Spezialchemikalien besonders groß und europäische Firmen stehen dort in starker Konkurrenz zu lokalen Big Playern wie der US-amerikanischen
Dow Inc.Die Energiewende als Wettbewerbsvorteil?
Der im Auftrag der EU-Kommission erstellte und durch den ehemaligen EZB-Präsidenten Mario Draghi im September 2024 veröffentlichte Report „
The future of European competitiveness“ zeigte dabei jüngst verpasste Chancen und systematische Schwächen der gesamteuropäischen Wirtschaft auf und plädierte für mehr langfristige Investitionen in Höhe von bis zu 800 Milliarden Euro, weniger Bürokratie und die gegenseitige Verstärkung von Klima- und Industriepolitik. Die Etablierung von und die Umstellung auf eine (grüne) Wasserstoffinfrastruktur bieten hier für Europa die Potenziale, im Rahmen der
weltweiten Energiewende als erste Region rechtzeitig lukrative neue Geschäftsfelder zu erschließen und sich von Energieimporten, insbesondere Erdgas, unabhängiger und damit langfristig wettbewerbsfähiger zu machen.
Prognosen der FCHEA gehen hierbei bei einer ausgebauten Wasserstoffindustrie zum Jahr 2030 von einem Markvolumen von über 150 Milliarden Euro und über einer Million neugeschaffenen Arbeitsplätzen aus. Allen voran die europäische Chemieindustrie sieht sich hier in der privilegierten Lage, einerseits Architekt und Nutznießer dieser Transformation sein zu können.
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können Statistiken einen aktuelleren Datenstand aufweisen.
![Cefic - The European chemical industry Facts and Figures 2023 [akt. Version 12/2023]](https://cdn.statcdn.com/Study/160000/163233-retina.png)
