Grüne Schifffahrt - Mit alternativen Kraftstoffen auf Kurs in Richtung Klimaneutralität
Welcher nachhaltige Kraftstoff macht das Rennen?
Bio-Kraftstoffe und vor allem E-Fuels werden der entscheidende Hebel für eine klimaneutrale Schifffahrt sein, auch wenn Produktionskapazitäten noch nicht ausgebaut sind und Motorentypen teilweise noch in der Entwicklung stecken. Denn Alternativen wie Wasserstoff oder Batterien sind aufgrund des aktuellen Preises sowie Gewicht und Platzverbrauch für die Tanks kaum nachgefragt. Und andere Maßnahmen wie zum Beispiel die weitere Optimierung der Schiffsform sind weitestgehend ausgeschöpft, die Effizienz der Schiffe stagniert.Der Trend zu alternativen Kraftstoffen macht sich bereits bei der Anzahl der Schiffsneubauten, die mit alternativen Kraftstoffen betrieben werden bemerkbar. Allerdings werden diese größtenteils mit Flüssigerdgas (LNG) betrieben. Die Klimawirkung von LNG ist nur um rund 26 Prozent geringer als die von Schweröl – langfristig zu wenig für die verbindlichen Klimaziele in der Europäischen Union für die Schifffahrt.
Reeder setzen deswegen auch auf nachhaltiges Methanol. Der als Bio- oder als E-Fuel hergestellte Treibstoff ist sowohl unter Reedereien der beliebteste nachhaltige Kraftstoff als auch schon in der Praxis im Einsatz: bis 2026 werden der weltweit zweitgrößten Containerreederei Maersk 17 große Containerschiffe geliefert, die auch mit Methanol betrieben werden können. Bezogen auf die Gesamtzahl der Schiffe von Maersk eine erste vorsichtige Kursänderung Richtung Klimaneutralität.
In den Jahren bis 2030 wird sich entscheiden, welcher nachhaltige Kraftstoff sich durchsetzt. Denn auch in anderen Treibstoffen wie beispielsweise Ammoniak wird Potenzial gesehen. Doch werden die sehr hohen Anfangsinvestitionen in die Entwicklung und Produktionsanlagen allen Prognosen nach nicht in zwei nachhaltige Kraftstoffe parallel fließen.
Zurück zum Ursprung und Blick in die Zukunft: Wind und KI als Alternative?
Durch die traditionelle Nutzung von Windkraft werden mit softwaregesteuerten Stahlsegeln, Zugdrachen und sogenannten Flettner-Rotoren Treibstoff-Einsparungen von bis zu 30 Prozent prognostiziert. Die Angaben sind aber noch wenig belastbar, da sich die Systeme in der Entwicklungs- oder Testphase auf einzelnen Schiffen befinden.Eine weitere Maßnahme kann die intensivere Nutzung von Smart-Shipping-Tools sein, die die Route optimieren und damit Treibstoffverbrauch und CO2-Ausstoß reduzieren. Die KI-unterstützten Softwareprogramme berechnen die optimale Geschwindigkeit in Abhängigkeit der aktuellen Situation im Zielhafen und schlägt bei Stürmen neue Routen vor.
Klimaziele sind langfristig in Gefahr
Maßnahmen wie Routen- und Rumpfoptimierungen oder die Nutzung von Windkraft können eine Unterstützung bei der Reduzierung des Treibstoffverbrauchs sein, die Schifffahrt wird damit aber nicht annähernd klimaneutral werden.Der Haupthebel sind nachhaltige Kraftstoffe, bei denen sich mit erneuerbaren Energien hergestelltes Methanol und Ammoniak als wahrscheinlichste Varianten herauskristallisieren. Eine Umfrage zu Investitionen in nachhaltig betriebene Schiffe bestätigt den Trend.
Allerdings besteht die Gefahr, dass die Treibstoffe unter den aktuellen Umständen in zu geringem Umfang und zu spät eingesetzt werden, nach einer Umfrage unter europäischen Schiffsbetreibern spielen nachhaltige Kraftstoffe erst ab dem Jahr 2045 eine entscheidende Rolle. Gründe für die langsame Umstellung sind eine geringe Verfügbarkeit und die auch damit zusammenhängenden hohen Preise der nachhaltigen Kraftstoffe.
Ohne eine Veränderung an diesen Rahmenbedingungen ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass auch im Jahr 2050 nachhaltig hergestellte T-Shirts mit fossilen Kraftstoffen über die Weltmeere transportiert werden.