Klimaneutrales Fliegen - Der lange Abschied der Luftfahrt vom fossilen Kerosin
Auch das klimafreundlichere Flugzeug der Zukunft wird Kraftstoff verbrennen
Politik, Airlines und Flugzeugindustrie haben in den vergangenen Jahren eine Reihe von Ideen entwickelt, um klimaneutraler zu fliegen. Dazu zählen:- Antrieb durch nachhaltige Kraftstoffe
- Antrieb durch elektrischen Strom aus Batterien oder Brennstoffzellen
- Verbesserungen an bestehender Flugzeugtechnik
- optimierte Routenplanung
- Reduzierung des Flugverkehrs
Nachhaltige Kraftstoffe reduzieren die Treibhausgasemissionen gegenüber fossilem Kerosin theoretisch um bis zu 99 Prozent. Andere Quellen geben eine durchschnittliche Reduzierung von rund 70 Prozent an. Weiterer großer Vorteil: Anpassungen an den Flugzeugen oder der Infrastruktur sind nicht notwendig, aktuell könnten bereits bis zu 50 Prozent dem fossilen Kerosin beigemischt werden.
Dafür gibt es andere Herausforderungen: Eine Massenproduktion ist mit dem aktuellen Stand der Technik nur bedingt möglich und die Investitionen in die Anlagen sind hoch. Außerdem sind Biomasse und grüner Strom begrenzte Ressourcen. Auch aus diesen Gründen ist das „grüne Kerosin“ im Vergleich zum fossilen Treibstoff aktuell noch mehr als doppelt so teuer und wird laut Prognosen auch im Jahr 2030 nur einen geringen Anteil am Gesamtbedarf abdecken.
Damit die nachhaltigen Treibstoffe trotz dieser Nachteile auf den Markt kommen, hat die EU ab dem Jahr 2025 verpflichtende Beimischungsquoten für nachhaltige Kraftstoffe beschlossen.
Elektrischer Antrieb noch eine Nischenlösung
Auch elektrische Motoren mit Strom aus Batterien oder aus wasserstoffbetriebenen Brennstoffzellen können das klimaschädliche Kerosin ersetzen. Der deutsche Logistiker DHL hat bereits zwölf batteriebetriebene Flugzeuge für jeweils 1,2 Tonnen Fracht bei einer Firma in den USA bestellt, die ab 2027 ausgeliefert werden sollen.Der Wirkungsgrad der elektrischen Flugzeuge ist zwar deutlich besser als bei konventionellen Antrieben, allerdings sind das hohe Gewicht der Batterien, die niedrigere Reichweite und hohe Sicherheitsstandards bei der Nutzung von Wasserstoff noch Nachteile. Aus diesen Gründen werden die zukünftigen Marktanteile von Wasserstoffflugzeugen noch sehr gering eingeschätzt.
Flugverbote und Kondensstreifen: auch ein Teil der Lösung?
Während eine Reduzierung des Flugverkehrs durch Flugverbote oder hohe Ticketpreise politisch derzeit kaum durchsetzbar ist, kann auch eine klimafreundliche Routenplanung durch die Nutzung von Rückenwinden und Vermeidung von Kondensstreifen (diese können einen eigenen kleinen Treibhauseffekt erzeugen) aufgrund der steigenden Verkehrs und der einzuhaltenden Sicherheitsabstände keinen großen Beitrag auf dem Weg zur Klimaneutralität leisten.Wirksamer sind Verbesserungen an der Flugzeugtechnik, zum Beispiel durch die Verwendung leichterer Materialen oder effizienteren Triebwerken: Dadurch konnte der Kerosinverbrauch pro Passagier seit 1990 fast halbiert werden. Airbus verspricht für das neueste Modell A320neo eine Einsparung beim Kraftstoffverbrauch von bis zu 20 Prozent gegenüber seinen Vorgängern.
Das klimaneutrale Flugzeug wird es nur rechnerisch geben
Die dargestellten Maßnahmen werden aufgrund der Rahmenbedingungen für einen klimaneutralen Flugverkehr nicht ausreichen. Selbst die optimistischste Prognose geht davon aus, dass im Jahr 2050 nur etwa zwei Drittel des notwendigen Kraftstoffs nachhaltige Kraftstoffe sein werden.Deswegen werden auch langfristig Treibhausgase emittiert. Weitere Möglichkeiten um eine Klimaneutralität zu erreichen sind dann nicht unumstrittene Kompensationsprogramme wie das Aufforsten von Wäldern und die unterirdische Speicherung von CO2 (sogenanntes Carbon Capture).