Insgesamt gibt es in Deutschland knapp 45.000 Betriebe in der Legehennenhaltung sowie 3.330 Betriebe in der Haltung von Mast- und Schlachthühnern (Stand: 2016) – mit einer regionalen Konzentration in Niedersachsen. Wie in anderen Branchen in der Nutztierhaltung zeichnete sich auch in der Geflügelhaltung in den vergangenen Jahrzehnten ein Strukturwandel ab. So ist die Anzahl der Betriebe auf langer Sicht rückläufig. Während im Jahr 1992 noch rund 80.000 Betriebe in der Haltung von Schlacht- und Masthühnern aktiv waren, sank die Zahl im Jahr 2016 auf etwa 3.300 Betriebe. Dabei konnten sich insbesondere Großbetriebe zulasten kleiner Betriebe durchsetzen. Demnach wurden in einem durchschnittlichen Betrieb in der Masthühnerhaltung im Jahr 2016 über 28.000 gehalten. Im Jahr 1992 waren es noch 455 Tiere pro Halter. Umsatzstarke Unternehmen in der Produktion und Verarbeitung von Geflügelfleisch sind die PHW-Gruppe, die Rothkötter- sowie die Sprehe-Gruppe.
Stellenwert von Tierwohl und Nachhaltigkeit in der Geflügelhaltung
Von den insgesamt 50,27 Millionen Hennenhaltungsplätzen in Deutschland entfielen im Jahr 2021 rund 31,5 Millionen auf die Bodenhaltung. Damit waren fast zwei Drittel der Hennenhaltungsplätze für diese Haltungsform vorgesehen.
Neben der Abschaffung der Käfighaltung ab 2025 gilt seit dem ersten Januar 2022 auch bereits ein Verbot für das Kükentöten. Bei den betroffenen Tieren handelt es sich um die männlichen Küken der klassischen Legerassen, die auf Eierproduktion spezialisiert sind. Aus Gründen der Wirtschaftlichkeit und der Qualität des Fleisches eignet sich diese Hühnerrasse bisher weniger für die Fleischproduktion. Klassische Lösungsvorschläge sind u. a. die Geschlechtsbestimmung im Brutei, die Züchtung von Zweinutzungshühnern sowie die Aufzucht der Bruderhähne. Kritiker befürchten eine Verlagerung des Kükentötens ins Ausland oder, dass die deutschen Eier durch billigere Ware aus dem Ausland substituiert werden könnten, die selbst noch auf das Kükentöten setzen. Bei den Verbrauchern stößt das Verbot des Kükentötens jedoch weitestgehend auf Zustimmung.
Die Verbraucher in Deutschland greifen zunehmend auf Geflügel zurück
Anders als in einigen anderen EU-Staaten, wie Portugal, ist der deutsche Fleischkonsum insbesondere vom Schweinefleisch geprägt. Der Pro-Kopf-Konsum betrug bei Schweinefleisch 31 Kilogramm im Jahr 2021.
Im Jahr 2022 sind die Preise bei Geflügel überdurchschnittlich stark gestiegen. Während Fleisch und Fleischwaren insgesamt um knapp 15 Prozent teurer wurden, verzeichnete Geflügelfleisch einen Anstieg von über 23 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Diese Preissteigerungen sind vor allem auf die Auswirkungen des Russland-Ukraine-Krieges zurückzuführen. Steigende Kosten für Tierfutter und Energie trieben die Herstellerkosten der Geflügelhalter in die Höhe.
Auch bei Eiern sind die Verbraucherpreise im Jahr 2022 dementsprechend stark gestiegen – und zwar um über 20 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Eier sind ein weiteres wichtiges Produkt aus der Geflügelhaltung. Neben dem direkten Verzehr als gekochtes Ei, Rühr- oder Spiegelei, werden Eier auch in weiteren Lebensmitteln verarbeitet, z. B. einigen Teig- und Backwaren, Soßen, Kuchen und Fertiggerichten. In Deutschland nimmt ein durchschnittlicher Verbraucher etwa 238 Eier pro Jahr zu sich. Somit liegt der Eierkonsum in der Bundesrepublik über dem Durchschnitt der Europäischen Union.
Dabei unterscheiden sich die Verbraucherpreise je nach Haltungsform, aus dem das Ei stammt. Zehn Eier aus Bodenhaltung kosteten im Jahr 2021 etwa 1,60 Euro. Zum Vergleich: Für die gleiche Menge Eier aus ökologischer Erzeugung musste ein Kunde 3,50 Euro zahlen. Gründe sind u. a. die höhere Kostenintensivität, höhere Anforderungen (z. B. mehr Platz, Futter aus ökologischer Erzeugung) sowie die geringere Produktivität der ökologischen Erzeugung.