Impfungen sind die wichtigsten und wirksamsten medizinischen Instrumente, um den Ausbruch
zu verhindern. Neben Verbesserungen in den Bereichen Hygiene, Ernährung und der Therapiemöglichkeiten, haben Schutzimpfungen in wesentlichem Maße zum Rückgang von Morbidität und Mortalität zahlreicher Infektionskrankheiten beigetragen.
werden durch eine Vielzahl an Krankheitserregern verursacht: Bakterien, Viren, Pilze oder Parasiten. Impfstoffe wirken dabei vor allem gegen durch Viren ausgelöste Krankheiten, etwa Mumps, Masern oder Röteln, oder gegen von Bakterien verursachte Krankheiten wie Diphtherie oder Tetanus.
Moderne Impfstoffe zeichnen sich durch eine hohe Verträglichkeit und geringe Nebenwirkungen aus und haben in erster Linie das Ziel, den Geimpften gegen eine Ansteckung mit der entsprechenden Krankheit zu schützen. Sind jedoch ausreichend viele Individuen einer Gesellschaft durch Impfungen oder Infektionen immunisiert (Herdenimmunität), ist es möglich, einzelne Krankheiten regional zu eliminieren und den Krankheitserreger letztendlich weltweit auszurotten.
Historische Impferfolge
Die einzige Infektionskrankheit, die heute tatsächlich als ausgerottet gelten kann, sind die
Pocken. Die Entwicklung einer wirksamen Pockenimpfung gilt dabei als Beginn der neuzeitlichen Impfgeschichte. Dem britischen Arzt Edward Jenner gelang es bereits Ende des 18. Jahrhunderts, ein erstes Vakzin gegen die hochansteckende Viruserkrankung zu entwickeln. Dennoch forderte die Krankheit auch weiter Millionen von Menschenleben – allein rund
400 Millionen im Laufe des 20. Jahrhunderts. Erst als die Weltgesundheitsorganisation (WHO) 1967 ein massives weltweites Impfprogramm auflegte und eine Impfpflicht eingeführt wurde, gelang es, die
Krankheit zurückzudrängen. Deutschland verzeichnete 1972 den letzten Pockenfall und 1980 erklärte die WHO die Pocken weltweit für ausgerottet.
Ein weiterer Erreger, bei dem die Ausrottung seit der Verfügbarkeit wirksamer Impfstoffe in greifbare Nähe gerückt ist, ist
Poliomyelitis oder Kinderlähmung, eine durch Viren ausgelöste Infektionskrankheit, für die keine Heilung existiert und die zu schwerwiegenden Lähmungen und zum Tod führen kann. Die Bundesrepublik, wo eine Impfung in den 1960er Jahren eingeführt wurde, gilt bereits seit den 90er-Jahren als poliofrei, Europa seit 2002. Nur noch einige wenige Gebiete in Asien und Afrika weisen Poliofälle auf und führen zu Reimporten in vormals poliofreie Gebiete. Die Zurückdrängung bzw. Eradikation von Krankheiten wie Pocken oder Poliomyelitis zeigen die Wirkmächtigkeit von Impfprogrammen und unterstreichen die Bedeutung moderner Impfstoffe, ohne die derartige Erfolge nicht möglich wären.
Impfempfehlungen in Deutschland
In Deutschland empfiehlt die Anfang der 1970er Jahre gegründete
Ständige Impfkommission (STIKO) welche Impfungen in welchem Lebensalter sinnvoll sind, um sich vor
gefährlichen Infektionskrankheiten zu schützen. Das unabhängige Expertengremium berücksichtigt dabei nicht nur den individuellen Nutzen, sondern auch den Gesamtgesellschaftlichen Nutzen. Da viele Infektionskrankheiten bei Säuglingen und Kleinkindern schwerer verlaufen als bei älteren Menschen, empfiehlt die STIKO die meisten
Impfungen für das frühe Kindesalter. Die
aktuellen Empfehlungen umfassen folgende Krankheiten:
Neben den Empfehlungen für eine Grundimmunisierung gibt es Empfehlung für Standard- und Auffrischimpfungen für Erwachsene sowie spezielle Empfehlungen für Schwangere oder ältere Menschen oder für bestimmte Regionen im In- und Ausland, in denen einzelne Erreger vermehrt auftreten.
Für einige Impfungen stehen Kombinationsimpfstoffe zur Verfügung, so dass mit einem Impfstoff ein Impfschutz gegen mehrere Infektionskrankheiten aufgebaut werden kann. Hierzu zählen der von der STIKO empfohlene 6-fach-Impfstoff gegen Diphtherie, Tetanus, Kinderlähmung (Poliomyelitis), Haemophilus influenzae Typ b (Hib), Keuchhusten (Pertussis) und Hepatitis B sowie die Kombinationsimpfstoffe gegen Masern, Mumps, Röteln (MMR) und ggf. Windpocken (MMRV).
Regelmäßige Daten zum Impfstatus der Bevölkerung liefern die Schuleingangsuntersuchungen der einzelnen Bundesländer. Darüber hinaus koordiniert das RKI seit 2004 das Projekt KV-Impfsurveillance mit Daten aus den bundesweit 17 Kassenärztlichen Vereinigungen.
Impfquoten und Impflücken
Die Kinder- und Säuglingsimpfquoten sind insgesamt auf einem stabilen Niveau. Auch Befürchtungen, die Corona-Pandemie könnte die Impfinanspruchnahme negativ beeinflussen, scheinen sich nicht bewahrheitet zu haben. Dennoch existieren bundesweit zum Teil erhebliche Impflücken. Bei fast allen Impfungen werden die empfohlene Alterszeitpunkte nicht eingehalten oder Impfserien bleiben unvollständig. So übersteigt beispielsweise in Deutschland die DTP-Abbruchsquote – also der Anteil von Kindern, der zwar mit der Diphtherie-Tetanus-Pertussis-Impfung begonnen hat, jedoch bis zum Alter von 15 Monaten keine 3. Impfdosis erhalten hat – den in der EU und von der WHO angestrebten Wert von unter 5 Prozent deutlich. Und auch ein weiterer internationaler Impfindikator wird in der Bundesrepublik deutlich verfehlt: eine Impfquote von 95 Prozent für die 3. Impfung gegen Poliomyelitis im Alter von 15 Monaten. Hier belief sich die Impfquote zuletzt auf 90 Prozent und damit fünf Punkte unter der angestrebten Zielmarke.
Ein ähnliches Bild ergibt sich bei den Impfungen für Erwachsene. Die STIKO-Empfehlungen umfassen hier Routineimpfungen gegen Diphtherie, Tetanus, Pertussis, Influenza, Pneumokokken, Herpes Zoster, Masern und für ausgewiesene Risikogebiete eine FSME-Impfung. Bei fast allen empfohlenen Impfungen im Erwachsenenalter liegt die Impfquote unter 50 Prozent; viele Risikogruppen sind demnach nicht ausreichend geschützt. So sind beispielsweise 18 – 49-jährige Risikopatienten zu weniger als 20 Prozent gegen Influenza oder Pneumokokken geimpft, Schwangere zu weniger als 20 Prozent gegen Influenza. Auch wurde das von der Europäischen Kommission und der Weltgesundheitsversammlung erklärte Ziel, eine Influenzaimpfquote von mindestens 75 Prozent unter Seniorinnen und Senioren zu erreichen, mit 43 Prozent deutlich verfehlt.
Exkurs: Masern
Masern galten in Deutschland schon fast als ausgerottet. Doch in den letzten Jahren kam es in Deutschland aufgrund einer zu niedrigen Impfquote immer wieder zu Masernausbrüchen. Im Jahr 2015 erreichte die Zahl mit rund 2.600 gemeldeten Masernfällen den höchsten Wert der jüngeren Vergangenheit. Um die Verbreitung von Masern zu verhindern, gibt es seit dem Frühjahr 2020 eine Masern-Impfpflicht in Deutschland. Sie gilt für alle Kinder, die einen Kindergarten oder eine Schule besuchen (sowie für das dort arbeitende Personal). Durch die Impfpflicht ist die Zahl der gemeldeten Masernfälle in Deutschland seit 2020 stark gesunken. Seit 2023 steigen die Fallzahlen jedoch wieder an,
liegen aber noch auf einem niedrigeren Niveau als in den Jahren vor der COVID-19-Pandemie. In
anderen Ländern der europäischen WHO-Region werden teilweise deutlich höhere Fallzahlen gemeldet. Ein hoher Anteil der gegenwärtig in Deutschland beobachteten Fälle wurde aus dem Ausland importiert. Die relativ hohe Immunität der Bevölkerung hat die Masernausbreitung hierzulande deutlich erschwert, womit die Bundesrepublik dem Ziel der Elimination von Masern näher kommt. Um dieses Ziel tatsächlich erreichen zu können, muss die Immunisierung der Bevölkerung weiter erhöht werden. Die bundesweite Impfquote für die von der Ständigen Impfkommission (STIKO) empfohlene zweite Masern-Impfung bei Kindern im Alter von 24 Monaten liegt aktuell nur bei 79,5 Prozent. Für eine erfolgreiche Eliminierung der Masern sind mindestens 95 Prozent nötig.
Impfstoffmarkt in Deutschland
Der Impfstoffmarkt in Deutschland ist einer der größten in Europa und verzeichnete in den letzten Jahren kontinuierliche Wachstumsraten. Eine alternde Gesellschaft und ein hohes Gesundheitsbewusstsein sowie eine erhöhte Nachfrage nach Impfstoffen gegen die saisonale Grippe, bestimmte Kinderkrankheiten und vor allem gegen das neuartige Corona-Virus haben die Expansion des Marktes begünstigt. So erreichte der Impfstoffverbrauch im Rahmen der GKV 2021 mit rund 102 Millionen abgegebenen Tagesdosen (DDD) den absoluten Höchststand der letzten Jahrzehnte. Der Verbrauch sank aufgrund des kleiner werdenden Bedarfs an COVID-19-Impfstoffen zwar im Folgejahr um rund 24 Millionen DDD. Der GKV-Impfstoffumsatz, in dem die Kosten für die COVID-19- Impfstoffe nicht enthalten sind, da diese vom Bund getragen wurden, steigt aber kontinuierlich an und erreichte 2023 die Summe von 2,3 Milliarden Euro.
In Deutschland, bekannt für seine intensive Forschung in Bereichen der Biotechnologie und Pharmazie, sind viele der großen internationalen Pharmaunternehmen wie Pfizer, AstraZeneca, GlaxoSmithKline, Johnson & Johnson und ähnliche aktiv. Es existieren zahlreiche Kooperationen zwischen Universitäten, Forschungseinrichtungen und Pharmaunternehmen. Aus der Zusammenarbeit von BioNTech und Pfizer entstand der erste in Europa zugelassen COVID-19-Impfstoff, dessen Zulassung die Bedeutung des Marktes stark erhöht hat. Die zugrundeliegende mRNA-Technologie hat dabei das Potential zukünftig die Impfstoffentwicklung zu revolutionieren.
Impfbereitschaft in der Bevölkerung
Der Erfolg von Impfmaßnahmen hängt maßgeblich von der Akzeptanz von Impfungen und der damit einhergehenden Impfbereitschaft der Bevölkerung ab. Viele unterschiedliche Faktoren spielen dabei eine Rolle: die Inzidenz impfpräventablen Erkrankung und die Schwere des Krankheitsverlaufs, die Häufigkeit von Krankheitskomplikationen oder Effektivität des Impfstoffes sowie Häufigkeit und Schwere der Nebenwirkung der Impfung. Auch die gezielte Aufklärung über diese Gesichtspunkte und nicht zuletzt die Frage der Kostenerstattung können die Impfbereitschaft positiv beeinflussen.
Um die Einstellungen in der Bevölkerung zum Infektionsschutz zu evaluieren führt, die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) seit 2012 regelmäßige bundesweite Repräsentativbefragungen durch. Demnach werden Schutzimpfungen von der großen Mehrheit der Erwachsenenbevölkerung als wichtig bzw. besonders wichtig bewertet. Besonders hohe Zustimmungswerte genießen dabei die Impfungen gegen Tetanus (97 Prozent), Polio (92 Prozent), Masern (87 Prozent) und seit Ende 2020 auch die Corona-Impfung mit 83 Prozent. Im Untersuchungszeitraum ist der Anteil der Menschen, die Impfungen ablehnen oder eher ablehnend gegenüberstehen, von acht Prozent 2012 auf drei Prozent 2022 gesunken. Der Anteil der Impfbefürworter ist im gleichen Zeitraum um 22 Prozentpunkte von 61 auf 83 Prozent gestiegen.
Auch unter Eltern 0- bis 13-jähriger Kinder standen zuletzt 83 Prozent Impfungen (eher) befürwortend gegenüber, wobei sich der Anteil der uneingeschränkten Befürworter seit 2016 um sechs Prozentpunkte reduziert hat.
Dieser Text stellt eine Basisinformation dar. Eine Gewähr für
die Richtigkeit und Vollständigkeit der Angaben kann nicht
übernommen werden. Aufgrund unterschiedlicher Aktualisierungsrhythmen
können Statistiken einen aktuelleren Datenstand aufweisen.