CO2-Fußabdruck und Klimabilanz
Wie wird der CO2-Fußabdruck berechnet?
Die menschliche Einflussnahme auf das Klima lässt sich inzwischen gut messen und mit Zahlen belegen: Treibhausgasemissionen sind ein sehr exakter Indikator für die Klimawirksamkeit verschiedener Aspekte menschlichen Lebens. So kann zum Beispiel der Beitrag einzelner Staaten zum Klimawandel klar benannt werden. Allerdings basieren die gängigen Statistiken zu den Treibhausgasemissionen von Ländern in der Regel auf territorialen Berechnungen, d.h. sie zeigen, wie viele Treibhausgase auf dem Gebiet eines Staates produziert werden. Nicht berücksichtigt wird dabei, dass Produktion und Konsum häufig gar nicht im selben Land stattfinden. Wenn ein Land Produkte aus dem Ausland importiert, werden die mit der Produktion verbundenen Treibhausgasemissionen dem ausländischen Exporteur zugerechnet.Der Vorteil des Carbon Footprint ist dagegen, dass er alle Treibhausgasemissionen bilanziert, die auf das Konto einer Person, eines Produktes oder Unternehmens gehen – unabhängig davon, wo auf der Welt sie konkret freigesetzt werden. Dieses Verfahren der Bilanzierung wird auch als konsumbezogen bezeichnet. Die unterschiedlichen Ansätze führen dazu, dass Angaben zu Treibhausgasemissionen variieren können: Nach den konsumbasierten Berechnungen des Umweltbundesamtes beläuft sich der durchschnittliche CO2-Fußabdruck einer Person in Deutschland auf etwa 10,3 Tonnen CO2-Äquivalent. Das ist etwas höher als die regulären Angaben zum Pro-Kopf-Ausstoß von Treibhausgasen in Deutschland, die im Jahr 2021 bei 8,72 Tonnen CO2-Äquivalent lagen. (CO2-Bilanzen werden in der Regel in CO2-Äquivalenten angegeben; hierbei werden neben CO2 auch andere anthropogene Emissionen berücksichtigt, die zur Klimaerwärmung beitragen.)
Der CO2-Fußabdruck beschreibt nicht alle Umweltwirkungen, die von einem Produkt oder einer Person ausgehen: Weitere Umweltprobleme wie Wasserverbrauch, Landverbrauch oder Eutrophierung bleiben unberücksichtigt. Ein umfassenderes Konzept, dass die Umweltwirkung insgesamt in den Blick nimmt, ist die Ökobilanz (Life Cycle Assessment). Eine Ökobilanz zu erstellen ist allerdings deutlich komplexer als den Carbon Footprint zu berechnen. Für Privatpersonen und kleinere Unternehmen ist der CO2-Fußabdruck daher die deutlich praktikablere Variante, um die eigene Umweltbilanz zu optimieren.
Klimabilanz von Lebensmitteln
Nach den Berechnungen des Umweltbundesamtes emittiert ein Mensch in Deutschland im Durchschnitt 1,6 Tonnen Treibhausgas (in CO2-Äquivalenten) pro Jahr durch den Posten "Ernährung". Neue Studien auf globaler Ebene gehen sogar davon aus, dass die Produktion von Nahrungsmitteln für etwa ein Drittel der weltweiten Treibhausgase verantwortlich ist – das ist deutlich mehr, als lange angenommen. Angesichts dieser Zahlen ist es nicht überraschend, dass die Umweltwirkungen und der CO2-Fußabdruck von Lebensmitteln zunehmend mehr Aufmerksamkeit erhalten.Im Jahr 2020 gaben nahezu die Hälfte der in Deutschland befragten Vegetarier:innen und fast 60 Prozent der befragten Veganer:innen an, aufgrund des CO2-Fußabdrucks auf Fleisch zu verzichten. Tatsächlich zeigen Studien zu CO2-Bilanzen nicht nur, dass die Unterschiede zwischen einzelnen Nahrungsmitteln massiv sind: Allgemein schneiden tierische Produkte auch schlechter ab als pflanzliche Produkte.
- Zum Beispiel werden bei der Produktion eines Kilogramms Rindfleisch im Durchschnitt 13,6 Kilogramm Treibhausgase emittiert; bei der Produktion von einem Kilogramm Tofu ist es nur ein Kilogramm an Treibhausgasen. Grundsätzlich ist unter den Fleischsorten Rindfleisch mit Blick auf das Klima am kritischsten, während Schweinefleisch und Geflügel besser abschneiden.
- Unter den Milchprodukten fallen Butter und Käse durch einen hohen CO2-Fußabdruck auf. Auch hier haben Ersatzprodukte, zum Beispiel auf der Basis von Soja oder Hafer, die bessere Bilanz.
- Grundsätzlich weisen Obst und Gemüse einen niedrigen CO2-Fußabdruck auf, es gibt aber Ausnahmen: Vor allem Flugananas, Wintererdbeeren und Tomatenmark sind klimaschädliche Nahrungsmittel.
Welche Rolle spielt der Transport von Lebensmitteln?
Der Kauf von regionalen Produkten gilt als klimafreundlich, weil Transportwege (Food Miles) reduziert werden. Allerdings halten die Effekte für das Klima sich hier in Grenzen: Grundsätzlich ist die Frage, welche Lebensmittel konsumiert werden, wichtiger als deren Herkunft. Das zeigt auch die Emissionsdatenbank der Europäischen Kommission. Diese enthält Berechnungen, die zeigen, an welchen Stellen im Produktionsprozess von Lebensmitteln Treibhausgase entstehen: Landnutzung und Landwirtschaft dominieren hier mit über 70 Prozent deutlich. Dem Bereich Transport kommt nur eine untergeordnete Rolle zu, etwa fünf Prozent der Treibhausgase, die bei der Lebensmittelproduktion entstehen, gehen auf seine Kosten.Was ist die klimaverträglichste Art sich im Alltag fortzubewegen?
Ein weiterer Bereich, in dem Privatpersonen einen Beitrag zum Klimaschutz leisten können, ist die Fortbewegung im Alltag. Der Verkehrssektor hat in Deutschland im Jahr 2023 rund 146 Millionen Tonnen Treibhausgase verursacht. Entsprechend der Klimaschutzziele der Bundesregierung ist bis zum Jahr 2030 eine Reduktion auf 85 Millionen Tonnen vorgesehen. Um dieses Ziel zu erreichen, sind große Anstrengungen notwendig. Denn während andere Sektoren in den letzten Jahren Emissionen reduzierten, bleibt der Verkehr das Sorgenkind der deutschen Klimapolitik: Zwischen 1990 und 2023 gab es hier kaum relevante Emissionsreduktionen.Unter den Verkehrsträgern sind Flugzeuge und PKW die größten Klimasünder. Das ist vor allem deshalb problematisch, weil es in Deutschland das mit Abstand wichtigste Verkehrsmittel ist. Eine Trendwende ist dabei nicht in Sicht, der Bestand an Autos wächst mit jedem Jahr. Auch weltweit ist unter den Verkehrsträgern die Straße der größte Verursacher von CO2-Emissionen.
Autos werden zwar effektiver, doch positive Effekte für das Klima werden durch immer größere Motoren und ein größeres Gewicht der Wagen relativiert. So führten die verbrauchsstarken SUVs auch im Jahr 2023 die Neuzulassungsstatistik an. Perspektivisch dürfte der Ausbau der E-Mobilität das Autofahren zwar ökologisch tragbarer machen. Ein Blick auf den Carbon Footprint von Fahrzeugen, der auch die Herstellung und Entsorgung berücksichtigt, zeigt allerdings: Solange die Herstellung von E-Autos extrem aufwendig ist und Strom noch zu einem großen Teil aus fossilen Energieträgern stammt, bleibt auch das Fahren von E-Autos mit einem hohen Ausstoß an Treibhausgasen belastet.