Innenstadt im Wandel: Risiko oder Chance?
Innenstadt im Wandel: Erscheinungsformen und Ursachen
Vornehmlich bei den jüngeren Verbrauchern hat die Innenstadt als Shoppingort an Relevanz verloren. So wurde im Jahr 2021 nur noch von rund 40 Prozent der unter 30-Jährigen die Innenstadt als Einkaufsort geschätzt. Zum Vergleich: Im Jahr 2015 lag der Anteil noch bei 75 Prozent. Gerade die Corona-Krise hat die schwierige Lage im Innenstadtgewerbe befördert. Beispielsweise berichteten zu Corona-Zeiten insbesondere Händler in der Innenstadt über eine schlechte Geschäftslage. Dass gerade Innenstadt-Einzelhändler unter den Folgen der Corona-Krise gelitten haben, lässt sich mit einer Verschiebung des Konsums weg von Stadtzentren hin zu Vororten und Wohngebieten erklären (der sogenannte “Donut-Effekt”). Zurückzuführen ist dies u.a. auf das vermehrte Homeoffice während der Corona-Krise. Zusätzlich sind seit der Corona-Krise beispielsweise die Mietpreise für Einzelhandelsimmobilien in einigen der 1a-Lagen der Großstädte gesunken.Nicht zuletzt stellt die inflationsbedingte, getrübte Verbraucherstimmung seit Ausbruch des Russland-Ukraine-Krieges im Jahr 2022 eine Herausforderung für den Einzelhandel dar. Vor dem Hintergrund der gestiegenen Verbraucherpreise zeigen sich viele Konsumenten zurückhaltend bei neuen Anschaffungen.
Doch die Corona-Krise und die Kaufzurückhaltung seitens der Verbraucher sind lediglich Beschleuniger langfristiger Entwicklungen.
- E-Commerce: Zum einen hat der stationäre Einzelhandel viele Kunden an den Online-Handel verloren. Gerade bei Produkten wie Bekleidung und Elektronikgeräten greifen die Verbraucher gerne auf Online-Shops zurück. Bei FMCG-Produkten, wie Lebensmitteln, kaufen die Kunden jedoch nach wie vor die Produkte gerne im physischen Store.
- Kauf- und Warenhäuser: Zum anderen sind viele Innenstädte durch die Präsenz von Kauf- und Warenhäusern (z.B. Galeria Karstadt Kaufhof) geprägt. Doch Kauf- und Warenhäuser befinden sich seit Jahren in der Krise. Neben der Konkurrenz durch den Online-Handel können die Kauf- und Warenhäuser mit filialisierten Fachhandelsketten (z.B. H&M) nicht mithalten. In einigen Städten, wie z.B. Celle, machten diese einen großen Anteil an der gewerblichen Fläche aus. Ein Wegfall dieser Händler kann demnach in einigen Städten eine merkliche Lücke hinterlassen.
- Demografischer Wandel: Das Durchschnittsalter der Bevölkerung in Deutschland ist über die letzten Jahrzehnte gestiegen. So gehen mit einer alternden Gesellschaft auch neue Bedürfnisse und Kundenprofile einher. Dies stellt neue Anforderungen an den Einzelhandel und die Infrastruktur der Innenstadt.