Gewaltkriminalität in Deutschland
Gewaltkriminalität zuletzt deutlich angestiegen
Von den rund 5,9 Millionen erfassten Straftaten in Deutschland im Jahr 2023 waren laut der Einordnung in der PKS etwa 214.000 Fälle der Gewaltkriminalität zuzuordnen. Somit stieg die Zahl der erfassten Fälle im Vergleich zum Vorjahr um 8,6 Prozent an, nachdem sie schon 2022 um fast 20 Prozent gewachsen war - noch höher war sie zuletzt 2007 gewesen. Allerdings liegt ein Teil des Anstiegs laut Innenministerium in vorangegangenen Corona-Beschränkungen begründet, aus deren Ende sich Nachholeffekte ergeben haben. Das mit Abstand häufigste Delikt der Gewaltkriminalität im Jahr 2023 war gefährliche und schwere Körperverletzung; hiervon wurden in Deutschland rund 155.000 Delikte polizeilich registriert.Die Zahl der erfassten Opfer von Gewaltkriminalität hat in den letzten Jahren einen ganz ähnlichen Verlauf genommen, auch die Opferzahl ist im letzten Jahr deutlich angestiegen. Da eine Straftat auch mehrere Opfer haben und jede Person bei mehreren Straftaten Opfer werden kann, liegt die Zahl der Opfer mit circa 255.000 höher als die der Straftaten.
Die Zahl der Tatverdächtigen bei Gewaltkriminalität wiederum lag 2023 bei rund 191.000 und damit ebenfalls auf einem Höchststand. Das liegt auch daran, dass tatverdächtige Personen in der PKS - anders als die Opfer - nur einmal in der Statistik erfasst werden, auch wenn ihnen mehrere Fälle der gleichen Straftat zur Last gelegt werden (dies ist die sogenannte "echte Tatverdächtigenzählung").
Im Jahr 2023 betrug die polizeiliche Aufklärungsquote bei Gewaltkriminalität 76,5 Prozent und ist damit das zweite Jahr in Folge gesunken.
Mord und Totschlag
Im Jahr 2023 wurden in Deutschland 704 Fälle von Mord polizeilich erfasst. In 490 dieser Fälle blieb es beim Mordversuch, dazu gab es 214 vollendete Morde. Die polizeiliche Aufklärungsquote bei Mord (inkl. Versuche) lag bei 92,3 Prozent.Die polizeilich erfassten Fälle von Totschlag sind 2023 minimal auf 1.578 gestiegen, davon waren 360 vollendete Taten. 1.972 Personen wurden von der Polizei als Tatverdächtige erfasst.
Körperverletzung, Vergewaltigung und Raub
Die Zahl der polizeilich registrierten Fälle von Körperverletzung ist im Jahr 2023 erneut deutlich angestiegen - wie bereits oben erwähnt, ist dies teilweise auf Nachholeffekte nach dem Ende von Corona-Beschränkungen zurückzuführen. Es wurden mit insgesamt rund 613.000 so viele Fälle erfasst wie noch nie zuvor. Zwar ist hier auch vorsätzliche einfache Körperverletzung enthalten, die in der PKS statistisch nicht zur Gewaltkriminalität hinzugezählt wird, aber auch die Fälle von gefährlicher und schwerer Körperverletzung erreichten mit circa 155.000 einen Höchststand. Die Aufklärungsquote bei gefährlicher und schwerer Körperverletzung hingegen sank auf 80,5 Prozent.Ähnlich wie bei den Körperverletzungen sind auch die Anzahl der erfassten Fälle von Vergewaltigungen und sexueller Nötigung sowie die Zahl der polizeilich registrierten Raubdelikte 2023 angestiegen. Während die Aufklärungsquote bei Vergewaltigung und sexueller Nötigung seit Jahren zum Teil deutlich über der 80-Prozent-Marke liegt, waren es bei Raubdelikten im letzten Jahr lediglich 60,1 Prozent.
Gewalt gegen Polizistinnen und Polizisten nimmt zu - auch Rettungsdienste betroffen
Wie bereits oben auf dieser Seite erwähnt, werden bei der Auswertung der Fall- und Opferzahlen von Gewalt gegen Polizeibedienstete nicht die identischen Straftatgruppen herangezogen. Anders als in der allgemeinen Klassifizierung in der PKS werden hier auch vorsätzliche einfache Körperverletzung (§ 223 StGB), Freiheitsberaubung (§ 239 StGB), Nötigung (§ 240 StGB), Bedrohung (§ 241 StGB) sowie Widerstand bzw. tätlicher Angriff gegen Vollstreckungsbeamte und gleichstehende Personen (§§ 113, 114, 115 StGB) zu den Gewalttaten hinzugerechnet. Im Jahr 2022 wurden in Deutschland etwa 42.800 Gewalttaten gegen Polizistinnen und Polizisten erfasst, wobei rund 96.200 Polizeibedienstete Opfer dieser Straftaten wurden. Die Zahl der Gewalttaten hat somit zum fünften Mal in Folge zugenommen, die Zahl der Opfer sogar zum neunten Mal in Folge. Die häufigste Gewalttat gegen Polizistinnen und Polizisten waren Widerstandsdelikte; in circa 16.100 Fällen wurden Polizeivollzugsbeamte sogar tätlich angegriffen. Laut Statistik zu den demographischen und handlungsbezogenen Merkmalen der Tatverdächtigen war der Großteil der Personen männlich (84,1 Prozent) und älter als 24 Jahre (71,8 Prozent).Auch Angehörige von Feuerwehr und Rettungsdiensten werden bei ihren Rettungseinsätzen immer wieder Opfer von gewaltsamen Übergriffen. Im Jahr 2022 registrierte die Polizei in Deutschland 650 Übergriffe auf Feuerwehrleute, zudem wurden weitere 1.920 Gewalttaten gegen sonstige Rettungskräfte registriert. Opfer dieser Gewalttaten wurden 940 Feuerwehrleute und 2.676 sonstige Rettungsdienstkräfte.
Höchststand an erfassten Fällen von Partnerschaftsgewalt
Seit dem Jahr 2015 erstellt das BKA jährlich einen Bericht zum Kriminalitätsfeld der Partnerschaftsgewalt. Auch hier unterscheiden sich die als auswertungsrelevant festgelegten Straftaten(-gruppen) an einigen Stellen von der in der PKS vorgenommenen Kategorisierung von Gewaltkriminalität.In den Auswertungen sind folgende Delikte enthalten:
- Mord und Totschlag
- gefährliche Körperverletzung
- schwere Körperverletzung
- Körperverletzung mit Todesfolge
- vorsätzliche einfache Körperverletzung
- sexueller Übergriff, sexuelle Nötigung, Vergewaltigung
- Bedrohung, Stalking, Nötigung
- Freiheitsberaubung
- Zuhälterei
- Zwangsprostitution