Sprachverteilung von Muttersprachen in Österreich-Ungarn 1910
In Österreich-Ungarn sprachen im Jahr 1910 als größte Gruppe rund 23 Prozent Deutsch als Muttersprache. An zweiter Stelle folgte Ungarisch mit rund 20 Prozent. Dies verdeutlicht den Charakter des Vielvölkerstaates, denn beide Sprachen erreichen gemeinsam nicht einmal die 50-Prozent-Marke.
Vielvölkerstaat
In Österreich-Ungarn lebten nicht nur wie der Name vermuten ließe Ungarn und Österreicher: Viele verschiedene Ethnien waren im Vielvölkerstaat vertreten und hatten sich nicht nur ihre Kultur, sondern auch ihre Sprache bewahrt. Die Habsburger hatten in den Jahrzehnten zuvor ihren Einflussbereich stetig ausgedehnt und auf diese Weise waren auch andere Nationalitäten in das Staatsgebiet der k.u.k. Monarchie gelangt.
Soziale Ungleichheit und die damit verbundenen Spannungen waren eine konstante Problematik in Österreich-Ungarn. Beispielsweise wurden wichtige Positionen in der Verwaltung, der Politik und des Militärs zumeist mit Deutschen besetzt, was eine angemessene Repräsentation der übrigen Nationalitäten ausschloss. Auch scheiterte die Habsburger Monarchie daran, ein vereintes Nationalbewusstsein zu etablieren.
Die Sonderstellung von Ungarn
Die Doppelmonarchie an der Donau setzte sich aus der kaiserlichen und königlichen (k.u.k.) Herrschaft des Kaisers Franz Joseph über die Personalunion aus Österreich und Ungarn zusammen. Historisch resultiert diese enge Verbindung beider Staatssysteme aus der österreichischen Niederlage im Deutschen Krieg (1866). In der Schlacht von Königgrätz unterlagen die Truppen der Habsburger den preußischen Streitkräften deutlich und wurden politisch in der anschließenden Reichsgründung nicht berücksichtigt. Dies schwächte die Stellung des Hauses Habsburg deutlich.
In der Folge bröckelte auch die Stabilität des Vielvölkerstaates. Besonders in Ungarn war eine breite Nationalbewegung immer mächtiger geworden, welche eine vollständige Unabhängigkeit von Österreich forderten. Jedoch gelang es Vertretern beider Seiten schließlich einen Kompromiss zu erreichen: Formal blieben beide Staaten Untertan des Kaisers Franz Joseph, jedoch erhielten die Ungarn das Recht ein eigenes Parlament zu stellen und weitgehende innenpolitische Entscheidungen selbst zu treffen.
Im Ersten Weltkrieg kamen rund neun Millionen Soldaten ums Leben, davon rund 1,1 Millionen Einwohner Österreich-Ungarns.
Weitere Informationen zu historischen Themen finden Sie hier