Soziale Ungleichheit in Österreich
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Es gibt zwei Indikatoren, um die soziale Ungleichheit einer Gesellschaft zu messen: Das Einkommen, also den materiellen Zufluss, und das Vermögen, also den materiellen Bestand. Dabei liegen zum Einkommen mehr und genauere Daten vor, da es in Österreich - im Gegensatz zum Vermögen - der Besteuerung unterliegt. Mit Blick auf die Einkommensgruppen zählten in Österreich im Jahr 2023 15 Prozent der Bevölkerung zur Unterschicht, d.h. sie hatten weniger als 60 Prozent des Medianeinkommens. 77 Prozent gehörten demnach zur Mittelschicht (60 bis 180 Prozent des Medianeinkommens) und 9 Prozent zur Oberschicht (ab 180 Prozent des Medianeinkommens). Diese soziale Schichtung hat sich in den letzten zehn Jahren kaum verändert; dementsprechend ist auch die Einkommensungleichheit nach dem Gini-Index recht konstant geblieben und lag 2023 bei 28,1 Punkten, wobei ein Wert von 0 absolute Gleichheit bedeutet und ein Wert von 100 absolute Ungleichheit. Hinsichtlich der Vermögensgruppen betrug der Anteil der Bevölkerung mit einem Besitz im Wert von weniger als 10.000 US-Dollar im Jahr 2022 20,8 Prozent und stieg damit deutlich. Der Anteil der höheren Vermögen ab 100.000 US-Dollar hat im langfristigen Vergleich ebenfalls zugenommen und lag nunmehr bei 44,9 Prozent, was allerdings einen Rückgang gegenüber dem Vorjahr bedeutete. Die Vermögensungleichheit nach dem Gini-Index betrug 2023 geschätzt 65 Punkte. Damit ist die Vermögensungleichheit wesentlich stärker ausgeprägt als die Einkommensungleichheit.
Im Jahr 2022 besaßen in Österreich geschätzt 302.000 Erwachsene ein Vermögen von über 1 Million US-Dollar. Damit stieg die Anzahl der US-Dollar-Millionäre gegenüber dem Vorjahr, und gleiches gilt für ihren Bevölkerungsanteil von nunmehr 4,1 Prozent. Dabei verfügten die meisten österreichischen Millionäre über ein Vermögen zwischen 1 und 5 Millionen US-Dollar; es gab jedoch auch 32 Personen mit einem Besitz von mehr als 500 Millionen US-Dollar. Der reichste Österreicher war Stand März 2024 der Red Bull-Erbe Mark Mateschitz mit 39,6 Milliarden US-Dollar, was ihn auf Platz 31 der Liste der reichsten Menschen der Welt brachte. In Österreich gibt es seit 2008 bzw. 1993 keine Erbschafts- oder Vermögenssteuer mehr; in einer Ende 2022 durchgeführten Umfrage sprachen sich allerdings 70 Prozent der Teilnehmer für eine Wiedereinführung dieser beiden Steuern aus.
Am anderen Ende der sozialen Skala waren in Österreich im Jahr 2023 rund 1,6 Millionen Menschen armuts- oder ausgrenzungsgefährdet. Als armutsgefährdet gelten jene Personen, deren äquivalisiertes Nettohaushaltseinkommen unter der Armutsgefährdungsschwelle von 60 Prozent des Medians liegt; hinzu kommen noch Haushalte mit keiner oder sehr niedriger Erwerbsintensität sowie mit erheblicher materieller Deprivation. Die entsprechende Armutsquote lag bei 17,7 Prozent der Bevölkerung und stieg damit das vierte Jahr in Folge. Besondere Armutsrisiken sind Langzeitarbeitslosigkeit, der hauptsächliche Bezug von Sozialleistungen sowie das alleinige Aufziehen eines Kindes. Doch auch Erwerbstätigkeit schützt angesichts teilweise niedriger Löhne nicht unbedingt vor Armut: 316.000 Menschen zählten 2023 zu den sog. Working poor. Die wohl schlimmste und sichtbarste Form von Armut ist die Wohnungslosigkeit: Im Jahr 2023 wurden in Österreich circa 20.600 Wohnungslose registriert und damit der zweite Anstieg in Folge. Zudem ist von einer Dunkelziffer nicht erfasster Obdachloser auszugehen.
Es gehört zu den elementaren Aufgaben des Staates, soziale Not zu mildern und für einen gewissen sozialen Ausgleich zu sorgen. Im Jahr 2023 wurden in Österreich rund 144,8 Milliarden Euro für Sozialleistungen ausgegeben; das war so viel wie noch nie zuvor und entsprach einer Sozialquote von 30,3 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP), die damit aber das dritte Jahr in Folge zurückging. Beim Blick auf die einzelnen Sozialschutzsysteme wurde mit circa 57,2 Milliarden Euro das meiste Geld über die gesetzliche Pensionsversicherung gezahlt, gefolgt von der gesetzlichen Krankenversicherung mit etwa 24,3 Milliarden Euro.
Dazu, was "Soziale Gerechtigkeit" genau bedeutet, gibt es durchaus verschiedene Definitionen. Die Österreicher selbst verstehen darunter in erster Linie, dass jeder verdient, was seiner Leistung entspricht (87 Prozent Zustimmung), sowie, dass die Kluft zwischen Arm und Reich nicht zu groß wird (85 Prozent Zustimmung). Mit Blick auf den zweiten Punkt empfanden im Frühjahr 2024 57 Prozent die bestehenden sozialen Unterschiede im Land als ungerecht; nur 13 Prozent hingegen sahen sie als gerechtfertigt an. Dass in Österreich Chancengleichheit herrsche, also jeder Mensch die Möglichkeit zum sozialen Aufstieg habe, glaubten der gleichen Erhebung zufolge nur 18 Prozent; 54 Prozent hingegen sahen dies nicht als gegeben an. Dennoch waren im Dezember 2023 immerhin 70 Prozent der Meinung, sie selbst würden durchaus gerecht behandelt, während sich 30 Prozent persönlich benachteiligt fühlten.
Reichtum
Im Jahr 2022 besaßen in Österreich geschätzt 302.000 Erwachsene ein Vermögen von über 1 Million US-Dollar. Damit stieg die Anzahl der US-Dollar-Millionäre gegenüber dem Vorjahr, und gleiches gilt für ihren Bevölkerungsanteil von nunmehr 4,1 Prozent. Dabei verfügten die meisten österreichischen Millionäre über ein Vermögen zwischen 1 und 5 Millionen US-Dollar; es gab jedoch auch 32 Personen mit einem Besitz von mehr als 500 Millionen US-Dollar. Der reichste Österreicher war Stand März 2024 der Red Bull-Erbe Mark Mateschitz mit 39,6 Milliarden US-Dollar, was ihn auf Platz 31 der Liste der reichsten Menschen der Welt brachte. In Österreich gibt es seit 2008 bzw. 1993 keine Erbschafts- oder Vermögenssteuer mehr; in einer Ende 2022 durchgeführten Umfrage sprachen sich allerdings 70 Prozent der Teilnehmer für eine Wiedereinführung dieser beiden Steuern aus.
Armut
Am anderen Ende der sozialen Skala waren in Österreich im Jahr 2023 rund 1,6 Millionen Menschen armuts- oder ausgrenzungsgefährdet. Als armutsgefährdet gelten jene Personen, deren äquivalisiertes Nettohaushaltseinkommen unter der Armutsgefährdungsschwelle von 60 Prozent des Medians liegt; hinzu kommen noch Haushalte mit keiner oder sehr niedriger Erwerbsintensität sowie mit erheblicher materieller Deprivation. Die entsprechende Armutsquote lag bei 17,7 Prozent der Bevölkerung und stieg damit das vierte Jahr in Folge. Besondere Armutsrisiken sind Langzeitarbeitslosigkeit, der hauptsächliche Bezug von Sozialleistungen sowie das alleinige Aufziehen eines Kindes. Doch auch Erwerbstätigkeit schützt angesichts teilweise niedriger Löhne nicht unbedingt vor Armut: 316.000 Menschen zählten 2023 zu den sog. Working poor. Die wohl schlimmste und sichtbarste Form von Armut ist die Wohnungslosigkeit: Im Jahr 2023 wurden in Österreich circa 20.600 Wohnungslose registriert und damit der zweite Anstieg in Folge. Zudem ist von einer Dunkelziffer nicht erfasster Obdachloser auszugehen.
Sozialsystem
Es gehört zu den elementaren Aufgaben des Staates, soziale Not zu mildern und für einen gewissen sozialen Ausgleich zu sorgen. Im Jahr 2023 wurden in Österreich rund 144,8 Milliarden Euro für Sozialleistungen ausgegeben; das war so viel wie noch nie zuvor und entsprach einer Sozialquote von 30,3 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP), die damit aber das dritte Jahr in Folge zurückging. Beim Blick auf die einzelnen Sozialschutzsysteme wurde mit circa 57,2 Milliarden Euro das meiste Geld über die gesetzliche Pensionsversicherung gezahlt, gefolgt von der gesetzlichen Krankenversicherung mit etwa 24,3 Milliarden Euro.
Soziale Gerechtigkeit
Dazu, was "Soziale Gerechtigkeit" genau bedeutet, gibt es durchaus verschiedene Definitionen. Die Österreicher selbst verstehen darunter in erster Linie, dass jeder verdient, was seiner Leistung entspricht (87 Prozent Zustimmung), sowie, dass die Kluft zwischen Arm und Reich nicht zu groß wird (85 Prozent Zustimmung). Mit Blick auf den zweiten Punkt empfanden im Frühjahr 2024 57 Prozent die bestehenden sozialen Unterschiede im Land als ungerecht; nur 13 Prozent hingegen sahen sie als gerechtfertigt an. Dass in Österreich Chancengleichheit herrsche, also jeder Mensch die Möglichkeit zum sozialen Aufstieg habe, glaubten der gleichen Erhebung zufolge nur 18 Prozent; 54 Prozent hingegen sahen dies nicht als gegeben an. Dennoch waren im Dezember 2023 immerhin 70 Prozent der Meinung, sie selbst würden durchaus gerecht behandelt, während sich 30 Prozent persönlich benachteiligt fühlten.
