René Muschter
Research Expert für Internationale Länderdaten
Daten und Fakten zu Chile
Chile: Angaben zu Demografie und Bevölkerung
Die Bevölkerung von Chile hat im Jahr 2023 rund 19,7 Millionen Menschen betragen. Chiles Bevölkerung wächst seit den 1950ern stetig an, für die Zukunft ist jedoch ab dem Jahr 2040 eine Stagnation vorhergesagt. Das Bevölkerungswachstum Chiles ist seit den 1990er Jahren sinkend und hat im Jahr 2023 rund 0,6 Prozent betragen. Die Fertilitätsrate von Chile ist in den vergangenen Jahren gesunken, im Jahr 2023 hat sie sich auf rund 1,17 Kinder je Frau belaufen. Damit liegt sie deutlich unter dem Bestandserhaltungsniveau von Industriestaaten, welches bei rund 2,1 Kindern je Frau liegt. Chile belegt Rang 15 der Länder mit der geringsten Geburtenrate weltweit. Die Altersstruktur ist ausgeglichen. Der Anteil der Bevölkerung zwischen 15 und 64 Jahren repräsentiert rund zwei Drittel der Bevölkerung. Jedoch wird der Anteil der jungen Menschen in der Bevölkerung in den kommenden Jahren aufgrund der geringen Geburtenrate stark sinken und der Anteil der Menschen über 65 Jahre weiter steigen. Das Medianalter in Chile hat im Jahr 2023 rund 36 Jahre betragen. Bis zum Jahr 2050 wird das Medianalter laut Prognosen auf bis zu 48,9 Jahre ansteigen.Chiles Wirtschaft vor erneutem Aufschwung
Chile hat im Jahr 2023 ein Bruttoinlandsprodukt (BIP) von geschätzt rund 335,6 Milliarden US-Dollar erwirtschaftet. Für das Jahr 2024 wird ein BIP von etwa 328,7 Milliarden US-Dollar prognostiziert. Damit ist Chile unter den zehn größten Volkswirtschaften Amerikas. Gemessen am Pro-Kopf-BIP kommt Chile 2023 auf rund 16.815 US-Dollar. Das Wirtschaftswachstum in Chile schwankte in den letzten Jahren stark und erreichte Tiefstwerte von rund -6,1 Prozent (2020). Im Jahr 2023 ist das BIP Chiles um rund 0,2 Prozent gewachsen, für die kommenden Jahre wird ein jährliches Wachstum von rund 2,4 Prozent prognostiziert. Die Inflationsrate hat sich 2023 auf etwa 7,6 Prozent belaufen und soll im Jahr 2024 auf rund 3,9 Prozent sinken. Die Inflation in Chile stieg 2022 deutlich an und erreichte einen Wert von rund 11,6 Prozent. Besonders die Inflation für Nahrungsmittel war auf dem gesamten Kontinent ein großes Problem. Nachdem die Arbeitslosenquote 2020 den zweistelligen Bereich erreicht hatte, hat sie 2023 bei rund 8,7 Prozent gelegen. Laut Prognosen soll die Arbeitslosenquote auch die nächsten Jahre stetig sinken. Die Jugendarbeitslosenquote hat mit rund 21,65 Prozent deutlich höher gelegen. Nachdem die Reallöhne 2022 das erste Mal seit zehn Jahren gesunken waren, steigen sie im Jahr 2024 voraussichtlich um 2,5 Prozent gegenüber dem Vorjahr.Außenhandel von Chile
Der Handelsbilanzüberschuss von Chile ist im Jahr 2023 mit rund 9,4 Milliarden US-Dollar wieder gestiegen, nachdem das südamerikanische Land 2022 ein Defizit von rund sechs Milliarden US-Dollar erreicht hatte. Das Gesamthandelsvolumen hat sich 2023 auf rund 180,4 Milliarden US-Dollar belaufen. Im Dienstleistungshandel verzeichnet Chile seit Jahren Defizite, im Jahr 2023 hat sich das Defizit auf rund 10,3 Milliarden US-Dollar belaufen.Export
• Exportwert von Gütern aus Chile: Chile hat im Jahr 2023 Waren im Wert von rund 94,9 Milliarden US-Dollar exportiert.• Wichtigste Exportgüter für Chile: Chiles wichtigste Exportgüter im Jahr 2023 sind metallurgische Erze und Metallabfälle (SITC Abschnitt 28), mit einem Exportanteil von rund 30,6 gewesen. Nichteisenmetalle (SITC 68) sind mit einem Anteil an Chiles Gesamtexporten von rund 21,2 Prozent das nächst wichtige Exportgut gewesen.
• Wichtigste Exportländer für Chile: Das wichtigste Exportland Chiles ist im Jahr 2023 China mit einem Anteil von rund 39,5 Prozent an den Exporten gewesen. Es folgen die USA und Japan.
Import
• Importwert von Waren nach Chile: Chile hat im Jahr 2023 Waren im Wert von rund 85,5 Milliarden US-Dollar importiert.• Wichtigste Importgüter für Chile: Im Jahr 2023 sind die wichtigsten Importgüter Chiles Erdöl, Erdölerzeugnisse und verwandte Waren (SITC 33) gewesen, die einen Anteil von rund 16,9 Prozent von Chiles Gesamtimporten ausgemacht haben. Straßenfahrzeuge (SITC 78) sind mit einem Importanteil von rund 9,7 Prozent im Jahr 2023 die nächst wichtigen Importgüter von Chile gewesen.
• Wichtigste Importländer für Chile: Das wichtigste Importland Chiles im Jahr 2023 ist China mit einem Anteil von rund 23,2 Prozent an den Importen gewesen. Es folgen die USA und Brasilien.
Hohes Lithiumvorkommen in Chile
Chile verfügt mit rund 9,3 Millionen Tonnen über das höchste Lithiumvorkommen weltweit, rund ein Drittel der weltweiten Reserven. Dennoch ist Chile nur das zweitwichtigste Förderland von Lithium, hinter Australien. Um dies zu ändern, versucht die chilenische Regierung den Abbau von Lithium durch westliche Investoren zu fördern, bis 2030 soll der Abbau verdoppelt werden. Das hohe Vorkommen in chilenischen Salzseen soll durch Verdunstung gewonnen und vertrieben werden. Dies sorgt aufgrund des Wassermangels für Kritik in der Bevölkerung. Zudem leben in der Region indigene Gruppen, die besonders durch die Umweltschädigung betroffen wären. Dadurch, dass Chile 2023 die meisten Freihandelsabkommen nach der EU, Großbritannien und den EFTA-Staaten verfügt, sind die Rohstoffe für die EU interessant. Zwischen Chile und der EU existiert bereits ein Handelsabkommen. Lithium wird unter anderem für Batterien für Elektroautos verwendet. Chile verfügt auch über andere wertvolle Bodenschätze, wie zum Beispiel Kupfer oder Silber.Privatisierung von Wasser führt zu starker Wasserknappheit
Während der Militärdiktatur Augusto Pinochets wurde der Zugang zum Wasser in Chile, wie viele andere Bereiche der Wirtschaft, weitestgehend privatisiert. Von den verfügbaren Wasserreserven werden rund 91 Prozent für landwirtschaftliche Zwecke entnommen. 30 Agrarunternehmen besitzen rund 60 Prozent der Wassernutzungsrechte. Insbesondere die nördliche Seite Chiles leidet unter Dürren und Wassermangel, das Risiko für Grundwassermangel ist hoch. Verschärft wird das Problem durch die Avocado Produktion. Chile gehört zu den führenden Avocado Exporteuren weltweit, 2022 wurden rund 109.120 Tonnen exportiert. Ein Kilogramm Avocado verbraucht im Anbau rund 1.000 Liter Wasser und macht den Anbau der Frucht besonders wasserintensiv. Aber auch das Wasser, das nicht entnommen wird, ist nur schwer zugänglich. Große Konzerne kaufen Wassernutzungsrechte, ohne das dazugehörige Wasser tatsächlich zu entnehmen und verkaufen die Rechte teuer weiter. Rund ein Prozent der Besitzer von Wassernutzungsrechten ist für rund 70 Prozent der Wasserentnahme verantwortlich.Staatshaushalt und Militärausgaben
Die Staatsverschuldung von Chile hat 2023 geschätzt rund 39,4 Prozent des Bruttoinlandsprodukts betragen. Für 2024 wird eine leichte Steigung auf rund 41,6 Prozent des Bruttoinlandsprodukts erwartet. Das Staatsdefizit hat im Jahr 2023 geschätzt rund 2,3 Prozent des BIP betragen, während 2022 noch ein Staatsüberschuss von rund 1,4 Prozent des Bruttoinlandsprodukts vorgewiesen werden konnte. Chile hatte im Jahr 2023 Militärausgaben in Höhe von rund 5,5 Milliarden US-Dollar, das hat rund 1,6 Prozent von Chiles Bruttoinlandsprodukt entsprochen.Verfassung, Rechtsstaatliches und Soziales
2020 entschied die chilenische Bevölkerung, die alte Verfassung aus Pinochets Zeiten durch eine neue zu ersetzen. In dieser ist unter anderem die Wasserprivatisierung und eine neoliberale Wirtschaft festgehalten. Hierfür wurde 2022 ein erster sozialer und feministischer Entwurf vorgelegt, der jedoch bei einem ersten Referendum abgelehnt wurde. 2023 fand ein weiteres Verfassungsreferendum statt, dieses Mal für einen konservativeren Entwurf. Auch dieser wurde abgelehnt, womit die Regierung den Versuch einer neuen Verfassung vorerst für beendet erklärte. Aufgrund der liberalen Wirtschaftsstrukturen belegt Chile Platz 10 der besten Länder zur Gründung eines Unternehmens 2024. Außerdem belegt Chile Platz 7 der Länder mit dem höchsten Entwicklungsstand von Demokratie und Marktwirtschaft 2024. Das Rentensystem wurde, nachdem es unter Pinochet zu einem Kapitaldeckungsverfahren umgestellt wurde, 2008 erneut reformiert und zählt 2024 zu den besten Rentensystemen weltweit.
