Rüstungsindustrie
Steigende Militärausgaben lassen die Rüstungsindustrie wachsen
Der Anstieg der weltweiten Militärausgaben hat sich seit 2021 deutlich beschleunigt. Allein zwischen 2022 und 2023 stiegen die Ausgaben um über neun Prozent. Bei der Verteilung der weltweiten Militärausgaben nach Weltregionen ist Nordamerika weiterhin deutlich führend, allerdings ging der Anteil 2023 weiter leicht zurück.Die militärische Dominanz der Vereinigten Staaten von Amerika zeigt sich auch in der Rüstungsindustrie. Unter den zehn größten Rüstungskonzernen weltweit stammten 2023 insgesamt sechs aus den USA. Nachdem 2022 bei vielen Konzernen die Umsätze noch stagnierten, verzeichneten diese 2023 häufig wieder Wachstum. Der Umsatz in der europäischen Rüstungsindustrie verzeichnete bereits 2022 einen deutlichen Anstieg um fast 14,7 Prozent.
Neben den Umsätzen sind in der Rüstungsindustrie auch die Auftragsbestände ein wichtiger Indikator für die Entwicklung einzelner Unternehmen. Da Großaufträge oft über etliche Jahre hinweg abgearbeitet werden, erlauben die Auftragsbestände neben den Umsätzen einen weiteren Einblick in die mögliche Geschäftsentwicklung der kommenden Jahre. Auch hier zeigten sich die Auswirkungen der wachsenden politischen Spannungen. Durch einen Anstieg in den Bestellungen durch Regierungen bei den Unternehmen stiegen die Auftragsbeständen im Verteidigungssektor bei den Rüstungskonzernen.
Neue Technologien, alte und neue Konflikte – viele Herausforderungen
Digitalisierung, Automatisierung, Künstliche Intelligenz, der zunehmende Einsatz von Drohnen und anderen autonomen Geräten, neue Kriegsdomänen im Cyberraum und Weltraum – die technischen Möglichkeiten und dadurch auch die Kriegsführung haben sich in den vergangenen Jahrzehnten sehr verändert. Bislang verfügen nur die wohlhabendsten Staaten über die Mittel für den Einsatz modernster Waffensysteme und damit über die Option, auch über die, zum Beispiel aus dem Kalten Krieg bekannten, bisherigen Möglichkeiten hinaus militärisch zu agieren.Auch im Ukraine-Krieg zeigte sich zuletzt wieder, dass im tatsächlichen Kriegszustand, neben modernem Equipment vor allem auch die Möglichkeiten zur Massenproduktion und die einfache Anwendung der Technik von großer Bedeutung sind. Damit wird das effektive Zusammenspiel von komplexen, modernen Waffensystemen mit anderer, in großen Mengen verfügbarer Ausrüstung, unter anderem kleinen Drohnen, notwendig. Es profitieren nicht nur die traditionellen Rüstungskonzerne, sondern auch Unternehmen, die etwa zivile Drohnen herstellen.
Auch die Einflussnahme durch Cybertechnologie, spielt eine immer größere Rolle, da hier mit vergleichsweise wenig Aufwand bei nicht aufwendig geschützten Systemen großer Schaden angerichtet werden kann. All dies führt dazu, dass die Rüstungsindustrie, deren Aufgabe es unter anderem ist, Technologien für mögliche Gegenmaßnahmen zu entwickeln, vor vielen neuen Herausforderungen steht.
Rüstungsindustrie in Deutschland
Die Rüstungsindustrie in Deutschland hat eine lange Geschichte. Heute ist, mit Ausnahme von Airbus, dessen Hauptsitz in den Niederlanden liegt, die Rheinmetall AG der wichtigste Hersteller. Auch die deutschen Rüstungshersteller verzeichneten zuletzt oftmals steigende Umsätze. Und auch für die kommenden Jahre wird mit höheren Ausgaben für militärische Beschaffungen und damit wachsendem Umsatz in der Industrie in Deutschland gerechnet. Seit 2020 ist der Umsatz in der Herstellung von Waffen und Munition in Deutschland von unter 2,4 Milliarden Euro auf über vier Milliarden Euro gewachsen.Die teils aus sicherheits- oder politischen Gründen geheim gehaltenen Kennzahlen, wie auch die umfangreichen Kooperationen zwischen einzelnen Herstellern bei verschiedensten Projekten, erschweren einen detaillierten Einblick in die Industrie und den direkten Vergleich der Unternehmen. So werden viele der Großprojekte in Europa und auch darüber hinaus, wie der Leopard-Panzer oder der F-35-Kampfjet, nicht von Unternehmen allein gestemmt. Die Entwicklung und Produktion erfolgt zum Beispiel über Joint Ventures, die zu unterschiedlichen Anteilen mehreren Unternehmen angehören.
In den vergangenen Jahren machte für die Rüstungshersteller in Deutschland das Exportgeschäft einen wichtigen Anteil der Umsatzgenerierung aus. Bomben, Torpedos, Flugkörper und militärische Fahrzeuge verzeichneten neben der Munition den höchsten Wert bei den Exporten von Rüstungsgütern. Nach Anzahl der exportierten Rüstungsgüter zeigt sich aber, dass auch die Handfeuerwaffen eine wichtige Rolle spielen. Über die Hälfte des Umsatzes wird bei der Herstellung von Waffen und Munition im Ausland generiert.