Amtszeiten der Bundeskanzler in Österreich bis 2021

Am 2. Dezember 2021 verkündete der ÖVP-Politiker Alexander Schallenberg seinen Rücktritt vom Amt als Bundeskanzler Österreichs und wurde daraufhin am 6. Dezember von Bundespräsident Alexander van der Bellen des Amtes enthoben. Damit dauerte seine Amtszeit, die am 11. Oktober 2021 begonnen hatte, 56 Tage. Sein Nachfolger wurde der vorherige Innenminister Karl Nehammer (ebenfalls ÖVP). Der Kanzler mit der längsten Amtsdauer ab 1945 ist Bruno Kreisky (SPÖ), der vom 21. April 1970 bis zum 24. Mai 1983 insgesamt 4.781 Tage lang Regierungschef war.

Die Rücktritte von Sebastian Kurz und Alexander Schallenberg im Herbst 2021

Am 6. Oktober 2021 führte die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) Hausdurchsuchungen bei einigen engen Mitarbeitern des damaligen Bundeskanzlers Sebastian Kurz, in der ÖVP-Zentrale, im Kanzleramt und im Finanzministerium durch. Diese erfolgten wegen des Verdachts der Untreue, der Bestechung und der Bestechlichkeit. So sollen im Vorfeld von Kurzs Übernahme des ÖVP-Parteivorsitzes im Mai / Juli 2017 und auch danach steuerfinanzierte Umfragen im Auftrag des ÖVP-regierten Finanzministeriums um Fragen ergänzt worden sein, die nur dem Nutzen des späteren Kanzlers gedient hätten. Diese Aufträge gingen an das Meinungsforschungsinstitut Research Affairs, und die prominente Veröffentlichung der für Kurz vorteilhaften Ergebnisse in Publikationen der Boulevard-Mediengruppe "Österreich" soll im Gegenzug für Inserate bewusst gefördert worden sein. Obwohl Kurz ebenso wie die anderen Beschuldigten die Vorwürfe bestreitet, verkündete er am 9. Oktober seinen Rücktritt vom Amt als Bundeskanzler, "um Chaos zu verhindern und um Stabilität zu gewährleisten". Der Rückzug Kurzs war eine Bedingung der Grünen, des Koalitionspartners der ÖVP, um das bisherige Regierungsbündnis unter einem neuen Kanzler weiterzuführen. Sein Nachfolger wurde auf Kurzs Vorschlag hin der vorherige Außenminister Alexander Schallenberg (ebenfalls ÖVP). Kurz blieb zunächst weiterhin Parteichef (Parteiobmann) und Fraktionsvorsitzender (Klubobmann) der ÖVP im Nationalrat, zog sich jedoch am 2. Dezember auch aus diesen Ämtern sowie der Politik generell zurück. Daraufhin stellte Schallenberg noch am gleichen Tag das Kanzleramt wieder zur Verfügung.

Die Kanzlerfrage

Bei der Kanzlerfrage wird ermittelt, welcher Kandidat bei einer fiktiven Direktwahl des Bundeskanzlers bevorzugt würde, wobei in der Regel die Chefs der wichtigsten Parteien die Antwortoptionen darstellen. Tatsächlich aber wird der Bundeskanzler (Regierungschef) in Österreich im Unterschied zum Bundespräsidenten (Staatsoberhaupt) nicht direkt vom Volk gewählt, sondern vom Präsidenten unter Berücksichtigung der Zusammensetzung des Nationalrats ernannt.