Ladeinfrastruktur in Deutschland
Ausbau der Schnellladestationen ist entscheidend
Für viele Verbraucher ist eine unzureichend ausgebaute Ladeinfrastruktur weiterhin ein wichtiger Grund bei der Entscheidung gegen den Kauf eines E-Autos. So gaben bei einer Umfrage zu Gründen gegen den Kauf eines Elektroautos Ende 2022 über zwei Drittel der Befragten dies als einen wichtigen Grund an. Die Verfügbarkeit öffentlicher Ladestationen wird demnach oft als mangelhaft empfunden. Dabei geht es häufig jedoch nicht nur um die Zahl der Ladestationen. Denn neben der Anzahl der Ladepunkte ist auch die Ladeleistung entscheidend. Je höher die Ladeleistung, desto weniger Zeit müssen die einzelnen Fahrzeuge laden. Während bislang die Normalladepunkte (mit bis zu 22 Kilowatt) dominieren, nimmt die Anzahl der Schnellladepunkte bei der Anzahl der Ladepunkte für Elektroautos nach Leistungsklassen weiter zu. Die durchschnittliche Ladeleistung je Ladepunkt in Deutschland lag im Januar 2024 bei rund 35,2 Kilowatt.Bayern mit den meisten öffentlichen Ladepunkten
Das Bundesland mit den meisten Ladepunkten im Januar 2024 war Bayern. Die höchste durchschnittliche Ladeleistung gab es hingegen in Rheinland-Pfalz. Besonders wichtig bei der Beurteilung des Ausbaus der Ladeinfrastruktur ist der Vergleich von Nachfrage und Bedarf. Die Gegenüberstellung der Anzahl gemeldeter E-Autos und der Ladepunkte kann hierfür einen Anhalt geben. Die wenigsten E-Autos pro öffentlichem Ladepunkt gab es 2024 in Thüringen mit etwa 34,7 Fahrzeugen je Schnellladepunkt. Im Saarland war die Zahl mit rund 109,6 E-Autos je Schnellladepunkt am höchsten.Einen maßgeblichen Einfluss auf die Verfügbarkeit öffentlicher Ladepunkte hat aber auch das Ladeverhalten der Autofahrer. Wenn in einer Region das E-Auto vorwiegend zu Hause geladen wird, bedarf es weniger Ladesälen als in Regionen, wo Autofahrer auf öffentliche Lademöglichkeiten angewiesen sind. Die durchschnittliche Zahl der Ladevorgänge je öffentlichem Ladepunkt lag zwischen Juli 2022 und Juli 2024 zwischen 24 und 32,6 Ladevorgängen pro Monat.
Staatliche Förderung der Ladeinfrastruktur
Im Laufe der Jahre gab es diverse staatliche Förderprogramme für die öffentliche wie auch die private Ladeinfrastruktur. Das größte Förderprogramm für die Ladeinfrastruktur war bislang das sogenannte Deutschlandnetz. Insgesamt zwei Milliarden Euro stellte der Bund für die Errichtung eines flächendeckenden Schnellladenetzes zur Verfügung. Die Zahl der geförderten Ladepunkte in Deutschland über alle Förderprogramme hinweg lag 2024 bei etwas über einer Million. Darunter waren gut 900.000 Ladepunkte in Betrieb und etwa 160.000 in Planung.Bidirektionales Laden: E-Autos als Stromspeicher
Bidirektionales Laden bietet die Möglichkeit, den in der Batterie des Elektroautos gespeicherten Strom wieder an ein elektrisches Gerät, ins Haus oder das Stromnetz zurückzugeben. Unterschieden wird dabei zwischen ebendiesen drei Möglichkeiten:- Dem Vehicle-to-Load oder Vehicle-to-Device: über eine im/am Auto befindliche Schuko-Steckdose kann ein externes Gerät geladen werden;
- Dem Vehicle-to-Home: Das an die Wallbox angeschlossene E-Auto kann Energie in das Stromnetz des Hauses einspeisen;
- Und dem Vehicle-to-Grid: Das E-Auto kann Energie in das öffentliche Stromnetz einspeisen.
Technologisch, wie auch wirtschaftlich und rechtlich bedarf es allerdings noch etlicher Schritte, damit das Konzept großflächig zur Anwendung kommen kann. Die Bereitschaft gegenüber bidirektionalem Laden in Deutschland ist unter E-Autofahrern jedoch bereits hoch.