Die Energieversorgung weltweit
In dieser aktuellen Situation bemüht sich die Staatengemeinschaft, eine funktionierende und bezahlbare Energieversorgung trotz Lieferengpässen zu gewährleisten und die Energieerzeugung auf erneuerbare Energien umzustellen. Die klimagerechte Verantwortung liegt hierbei vor allem an den reichen Industrienationen, die historisch wie aktuell die größten Mengen an emittierten Treibhausgasen in der Atmosphäre verursacht haben.
EU
Als eine der größten Wirtschaftsregionen weltweit mit verhältnismäßig wenigen fossilen Energievorkommen sind die EU-Staaten schon seit längerem stark abhängig von Energieimporten. Bereits seit 1990 kommen mehr als 50 Prozent der in der EU verbrauchten Energie aus dem Ausland. Erdöl und Erdgas, die beiden meist konsumierten Energieträger, wurden vor allem aus Russland in die EU exportiert. Dies erweist sich in Bezug auf die Energieversorgungssicherheit der EU vor allem vor dem Hintergrund des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine und den damit einhergehenden Lieferengpassen und -kürzungen als problematisch. Russland war der mit Abstand wichtigste Lieferant von Rohöl für Deutschland. Die deutsche Bundesregierung unternimmt daher verstärkte Bemühungen die Energieversorgung in Deutschland zu diversifizieren und zu sichern und importiert Rohöl vermehrt aus Ländern wie Norwegen, den USA und Kasachstan.Hoffnung auf eine größere Energieunabhängigkeit macht unter anderem der Zubau von erneuerbaren Energien und sinkendem Energieverbrauch in der EU, die im Kern der Energiewende zur Abmilderung der Klimakatastrophe. Im Jahr 2022 kamen etwa 23 Prozent der in der EU verbrauchten Energie aus erneuerbaren Energien.
USA
Die USA haben den zweitgrößten Primärenergieverbrauch weltweit, sind dabei jedoch mittlerweile fast unabhängig von Energieimporten dank eigener Erdöl- und Erdgasproduktion und dem vermehrten Einsatz von Fracking. Dementsprechend hoch ist der Anteil an Erdgas und Erdöl am Primärenergieverbrauch, während vor allem Kernenergie und erneuerbare Energien einen sehr geringen Anteil an der Energieversorgung haben.In Folge des russischen Angriffskrieges und den handelspolitischen Zerwürfnissen zwischen Russland und der EU hat die USA ihren Export von Flüssigerdgas (LNG – Liquified Natural Gas) nach Europa drastisch erhöht.
Die Herausforderungen für die USA liegen bezüglich der Energieversorgung vor allem in der Energiewende, die auf Grund von Pfadabhängigkeiten und politischem Widerstand aus der fossilen Energieindustrie vor Hindernissen steht. Auch die teilweise mangelnde Netzstabilität bei Extremwetterereignissen wurde 2021 im Falle des Texas Blackouts ins Bewusstsein gerückt.
China
China ist mit der größten Bevölkerung weltweit und einer rasant gewachsenen Wirtschaft heute der Staat mit dem global größten Energiebedarf. Um dieser Energienachfrage nachzukommen hat China in den vergangenen Jahren stark in den Ausbau der inländischen Energieversorgung investiert und wird als Vorreiter im Bezug auf Investments in erneuerbare Energien gesehen. Gleichzeitig wurden im Jahr 2023 immer noch mehr als die Hälfte der Energie in China mit der Verbrennung von Kohle erzeugt. Aktuell werden rund 55 Prozent der weltweit zur Stromerzeugung genutzten Kohle in China verbraucht, was dazu beiträgt, dass China die höchsten CO2-Emissionen weltweit aufweist.Russland
Russland gehört zu Staaten mit den größten fossilen Energieträgervorkommen weltweit. Durch die Nachbarschaft zu wichtigen Wirtschaftsakteuren wie der EU und China ist Russland einer der wichtigsten Exporteure von Erdöl und -gas. Gleichzeitig hängt Russland auch stark vom Energieexport ab. Im Zuge des kriegerischen Angriffs auf die Ukraine verhängte die EU im April 2022 ein Importverbot für Kohle aus Russland sowie für russisches Rohöl und raffinierte Erdölerzeugnisse über den Seeweg.Im Mai 2024 war China, das sich diplomatisch neutral zu dem Angriffskrieg positioniert, größter Importeur von russischen, fossilen Energieträgern. Zu den zehn größten Importeuren in diesem Zeitraum gehören aber auch sechs EU-Staaten, die den Angriffskrieg scharf verurteilen. Sowohl wegen der diplomatischen Zerwürfnisse als auch wegen Russlands akuten Lieferminderungen von Erdgas und -öl in die EU könnte die Exportmenge langfristig reduziert werden. Kurz zuvor wurde noch geplant mit dem umstrittenen Bau der Pipeline Nord Stream 2 die Liefermenge russischen Gases nach Europa zu erhöhen. Die Zukunft dieses Projekts ist angesichts der aktuellen Lage ungewiss.