Verkehrsmittel Bahn
Radikale Kur für die marode Schieneninfrastruktur
Die Strecken und Bahnhöfe der Deutschen Bahn sind in einem überwiegend schlechten Zustand. Die Investitionen in die Infrastruktur der Deutschen Bahn waren über Jahre so niedrig, dass sich ein Sanierungsstau bildete. Deswegen sind immer häufiger auch kurzfristige Baustellen nötig, die die Fahrpläne der Züge durcheinanderbringen: Die Pünktlichkeit im Fernverkehr und die Pünktlichkeit im Güterverkehr sank in den Jahren 2023 bzw. 2022 auf Rekordtiefen. Aus diesem Grund werden in den Jahren 2024 bis 2031 von Bund und Deutscher Bahn im Rahmen einer Korridorsanierung 40 stark befahrene Strecken ("Hochleistungskorridore") mit über 4.000 Kilometern Länge saniert und dazu jeweils über mehrere Monate komplett gesperrt. Nach der Sanierung sollen die Züge vor allem pünktlicher über die Strecken fahren können. Teilweise werden aber auch die Kapazität und die Höchstgeschwindigkeiten verbessert.Bahntickets sollen günstiger, Flugtickets teurer werden
Um die Mobilitätswende im Fernverkehr durch niedrige Preise zu unterstützen, hat der Bund die Mehrwertsteuer für Bahntickets bereits im Jahr 2020 von 19 auf 7 Prozent reduziert. Trotzdem sind die Ticketpreise für Fahrten im Fernverkehr der Deutschen Bahn seit 2021 gestiegen, liegen allerdings unter der Inflationsrate, die in Deutschland im Jahr 2023 rund 5,9 Prozent betrug.Im Flugverkehr wurden die Flugsteuern dagegen sowohl im Jahr 2020 als auch im Jahr 2024 deutlich angehoben. Damit müssen für Kurzstreckenflüge im Jahr 2024 rund 110 Prozent mehr Steuern gezahlt werden als noch im Jahr 2019. Dies ist Teil der angestrebten Verkehrswende.
Im Nahverkehr gibt es mit dem Deutschlandticket bereits ein deutschlandweit gültiges Ticket, das preislich deutlich unter der Monatskarte für einen großen Verkehrsverbund liegt. Das kam gut an - schon zwei Monate nach der Einführung im Mai 2023 ist die Anzahl der Nutzer:innen des Deutschlandtickets auf zehn Millionen gestiegen. Eine Studie der TU München aus dem Jahr 2023 bescheinigt dem neuen Ticket noch dazu, dem ÖPNV zu einem nachhaltig positiven Image zu verhelfen.
Neue Konkurrenz für die Deutsche Bahn und Revival der Nachtzüge in Europa
Im Fernverkehr hat die Deutsche Bahn im Moment noch praktisch ein Monopol, was sich aber demnächst ändern und für mehr Bahnpassagiere sorgen könnte. Seit 2017 tritt Flixtrain als kleiner Konkurrent der Deutschen Bahn auf. Außerdem bauen die Österreichischen Bundesbahnen schon seit dem Jahr 2016 das zuvor eingestellte Nachtzugnetz der Deutschen Bahn kontinuierlich wieder auf. Dazu bieten schwedische Bahnunternehmen Nachtzüge zwischen Norddeutschland und Skandinavien an. Nachtzüge werden zurzeit aufgrund der Klima-Diskussion in Europa wieder beliebter. In einer Umfrage zu Nachtzügen gaben 65% der Befragten an, schonmal einen Nachtzug genutzt zu haben oder es sich für die Zukunft vorstellen zu können.Güterverkehr: Wie kann die größte Güterbahn Europas wieder profitabel werden?
25 Prozent der Verkehrsleistung im Gütertransport in Deutschland soll im Jahr 2030 auf der Schiene erbracht werden - das ist das Ziel der Verkehrswende im Güterverkehr. Aktuell ist der Schienengüterverkehrsmarkt stark fragmentiert. Und ausgerechnet der stärkste Player, die Deutsche Bahn (DB Cargo) steht vor großen Herausforderungen. Zwar steigt der Umsatz seit dem Jahr 2021 wieder, allerdings ist das wirtschaftliche Ergebnis seit dem Jahr 2015 negativ. Gründe für die angespannte Lage sind u.a. anhaltende Rückgänge profitabler Ganzzugs-Verkehre, da die Verkehre von Wettbewerbern übernommen oder traditionelle Massengut-Transporte wie zum Beispiel im Bereich Kohle vom Markt weniger nachgefragt werden. Außerdem wertet die EU-Kommission seit 2024 den Ausgleich dieser Verluste durch den Bahn-Konzern und den Bund als Eigentümer:in als Wettbewerbsverzerrung gegenüber anderen Güterbahnen.Deshalb sollen innerhalb einer Restrukturierung der DB Cargo ab dem Jahr 2025 bis zu 2.300 Stellen (rund 7,3 Prozent aller Vollzeitpersonale der DB Cargo zum 31.12.2023) abgebaut und neue Geschäftseinheiten (Stahl, Automotive, Chemie und Rohstoffe sowie Konsumgüter) gegründet werden, um sich stärker auf die Kund:innen ausrichten zu können und mehr Flexibilität zu erlangen. Dabei soll jede Geschäftseinheit als eigenverantwortlicher Betrieb mit eigenem Personal, Lokomotiven und Güterwagen agieren. Entgegen ursprünglichen Planungen wird der kombinierte Verkehr vorerst nicht an eine Tochtergesellschaft ausgegliedert (Stand Oktober 2024).
Starke private Güterbahnen und eine starke DB Cargo sind nicht zuletzt aufgrund des hauptsächlich von DB Cargo durchgeführten kostenintensiven Einzelwagenverkehrs wichtige Player innerhalb der Verkehrswende und ebenso wichtige Player zum Erreichen der Klimaziele in Deutschland.