Die russische Aktiengesellschaft Gazprom ist ein Konzern der Superlative: im flächenmäßig
besitzt, verfügt das weltgrößte Förder- und Handelsunternehmen für Erdgas über ein Netz von über 121.000 Kilometern Pipelines für den fossilen Energieträger – knapp zwölf Prozent der
(Stand: Dezember 2023). Dadurch hat Gazprom auf dem Weltmarkt großen Einfluss auf den
und damit auch auf unterschiedlichste internationale Abnehmerindustrien, vornehmlich die
. Im Zuge des
im Jahr 2022 und den darauffolgenden westlichen Sanktionen gegen die Russische Föderation verlor der Gaskonzern jedoch seine vormals wichtigsten Kunden in Europa und verbuchte damit im Jahr 2023 zum ersten Mal seit seinem Bestehen einen
von über vier Milliarden US-Dollar. Nun bemüht sich der Gasriese um die Etablierung neuer Infrastruktur und Handelsbeziehungen in Asien, allen voran China.
Aktiengesellschaft in Staatsbesitz
Im Jahr 1989 entstand durch die Umstrukturierung und Umbenennung des Ministeriums für Erdgasindustrie der Staatskonzern Gazprom, das erste staatlich geführte Unternehmen der Sowjetunion. Auf den Zusammenbruch der UdSSR zwei Jahre später folgte im Jahr 1993 die Privatisierung des Konzerns. Seit den 2000ern sind über 50% des
Aktienanteils von Gazprom im Besitz des russischen Staates, der damit auch die Mehrheit der Sitze im Aufsichtsrat innehat. Somit werden ohne das politische Diktat des Kremls keine unternehmerischen Entscheidungen getroffen. Mit seiner Preispolitik erfüllt das Unternehmen dabei mehrere Funktionen für den Kreml: günstige und konstante Inlandspreise sichern die Verfügbarkeit des Rohstoffs für die heimische Industrie und Bevölkerung. Gleichzeitig werden die Preise für andere Staaten den jeweiligen diplomatischen Beziehungen angepasst, wodurch der Konzern auch als geopolitisches Druckmittel fungiert. Entlang der Down- und Upstreamsegmente der Wertschöpfungskette des Erdgases sind zudem über 479.200 Menschen (Stand: 2021)
bei Gazprom angestellt, was den Konzern zum wichtigsten Arbeitgeber der Russischen Föderation macht und zum Unternehmen mit den
meisten Mitarbeitern weltweit innerhalb der Öl- und Gasindustrie.
Rote Zahlen durch Krieg und Sanktionen
Der Verkauf von Erdgas an die Mitgliedsstaaten der EU war lange Zeit Kerngeschäft des russischen Gaskonzerns. Über die
Jamal- Transgas-, Turkstream- und Nord-Stream-Pipelines wurden große Mengen Erdgas zu, im Vergleich zum Inlandstarif, erhöhten Preisen an westliche Staaten veräußert. Ein lukratives Geschäft, das zudem mit einem erheblichen Einfluss auf die europäische Energie- und Wirtschaftspolitik einherging. Die Eskalation des Russland-Ukraine-Konflikts im Februar 2022 führte zu einem politischen und wirtschaftlichen Paradigmenwechsel des Westens und der Verhängung
unilateraler Sanktionen gegen das russische Regime und dazugehörige Personen, Institutionen und Unternehmen. Während hierbei russische Öl- und Kohlelieferungen nach Europa explizit verboten wurden, unterliegt der Import von Erdgas keinen Limitationen. Dennoch bezieht Deutschland mittlerweile kein Gas mehr aus Russland; die Erhöhung des Grenzübergangspreises des fossilen Energieträgers und die
Sabotage der Nord-Stream-Pipelines waren dafür maßgebliche Ursachen. Gegenwärtig bezieht die Bundesrepublik den Großteil ihrer
Gasimporte aus Norwegen, Belgien und den Niederlanden. Zudem decken Importe von
Flüssigerdgas (LNG), insbesondere aus den USA, zunehmend den europäischen Bedarf. Mit dem Einbruch des für Gazprom essenziellen europäischen Exportgeschäfts schrieb der Konzern zum ersten Mal seit Bestehen rote Zahlen. Da sich weiterhin kein Ende des von Russland initiierten Krieges absehen lässt und die Erdgasversorgung europäischer Staaten gedeckt scheint, blickt Gazprom nach Osten, wo durch den Bau neuer Pipelines nach China ein Exportvolumen von 100 Milliarden Kubikmeter Erdgas bis zum Jahr 2030 erreicht werden soll.
Dieser Text stellt eine Basisinformation dar. Eine Gewähr für
die Richtigkeit und Vollständigkeit der Angaben kann nicht
übernommen werden. Aufgrund unterschiedlicher Aktualisierungsrhythmen
können Statistiken einen aktuelleren Datenstand aufweisen.
