Boeing: Welcher Weg führt aus der Krise?
Die Konkurrenz ist ausgelastet und auf kleinere Flugzeuge spezialisiert
Trotzdem sind die Anzahl der Aufträge für kommerzielle Flugzeuge bei Boeing so hoch, dass die Produktion über das Jahr 2030 hinaus ausgelastet ist. Und da der größte Konkurrent Airbus ebenfalls ausgelastet ist und die Nummer drei der Welt, der brasilianische Konkurrent Embraer, bislang auf kleinere Kurzstreckenjets mit maximal 130 Sitzplätzen spezialisiert ist, werden die Airlines auch zukünftig bei Boeing bestellen.Starker Defense-Bereich macht Boeing unabhängiger von kommerziellen Jets
Boeing hat gegenüber Airbus den Vorteil, einen großen Teil des Umsatzes aus dem Geschäftssegment Defense, Space & Security sowie dem Geschäftssegment Global Services (vor allem weltweite Wartungs- und Instandhaltungsleistungen) zu generieren. Verdiente Airbus im Jahr 2023 rund 72 Prozent seines Umsatzes mit kommerziellen Flugzeugen, waren es bei Boeing nur 43 Prozent. Das macht Boeing weniger abhängig von Schwankungen in diesem Geschäftsbereich.Wie kam es zu der schweren Krise bei Boeing?
Die Krise bei Boeing begann sich nach der Fusion von Boeing mit McDonnell-Douglas im Jahr 1997 zu entwickeln. Das hiernach neu zusammengesetzte Management von Boeing kümmerte sich mehr um die finanzielle Performance von Boeing als um die Weiterentwicklung oder den Erhalt von Produktqualitäten. In der Folge wurden verschiedene Teile des Unternehmens an Investoren und andere Zulieferfirmen verkauft, mit der Folge dass nach und nach unterschiedliche Qualitätsstandards Einfluss auf die Planung und den Bau von neuen Maschinen nahmen.
Beschleunigt wurde diese negative Tendenz durch die Entwicklung des Boeing-Modells der 737 MAX. Nachdem sich Airbus 2010 entschieden hatte, eine treibstoffeffizientere Variante seines A320-Modells zu entwickeln, sah sich Boeing im Zugzwang, die 737 gleichsam zu modernisieren. Aus Kostengründen wurde in der Folge allerdings kein neues Flugzeug entwickelt, sondern versucht, das 737-Modell unter anderem mit Hilfe einer angepassten Steuerungssoftware zu einem verbrauchsärmeren Flugzeug zu verändern. Der Absturz von zwei neu designten 737 MAX-Flugzeugen aufgrund technischer Probleme in den Jahren 2018 und 2019 sorgte in der Folge für ein monatelanges Grounding aller 737 MAX-Maschinen. Ein erneutes Grounding für das Modell Boeing 737 MAX 9 erfolgte im Frühjahr 2024 in den USA, nachdem eine wenige Wochen zuvor ausgelieferte Maschine diesen Typs während des Fluges ein türgroßes Teil des Rumpfes verloren hatte.
Ein weiterer Grund sind Probleme mit Zulieferern. Diese wurden während der Pandemie so stark, dass Auslieferungsstopps für den Langstreckenjet 787 verhängt werden mussten. In der Folge mussten hohe Kompensationszahlungen an Airlines getätigt und Mitarbeiter entlassen werden. Mit dem Ende der Pandemie wuchs der Bedarf an weiteren Arbeitskräften wieder an, allerdings sieht sich Boeing nunmehr einem größeren Wettbewerb um gut ausgebildete Fachkräfte ausgesetzt.