Statistiken zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf in der Schweiz
Unterschiede im Berufsleben
Generell unterscheidet sich das Arbeitsvolumen von Männern und Frauen in der Schweiz deutlich, unabhängig von den privaten Umständen der Personen. Während Männer im Jahr 2021 eine durchschnittliche tatsächliche Wochenarbeitszeit von rund 37,2 Stunden aufwiesen, lag sie bei den Frauen bei rund 27,6 Stunden. Diese Zahlen haben sich in den vergangenen zehn Jahren kaum verändert. Im Jahr 2021 betrug die Teilzeitquote der beschäftigten Frauen knapp 59 Prozent, bei den Männern lag sie unter 20 Prozent. Im vierten Quartal 2022 arbeiteten knapp 17,7 Prozent aller Beschäftigten (beide Geschlechter) in der Europäischen Union in Teilzeit; die Quote der Frauen ist dabei mehr als dreimal so hoch wie die der Männer. Die Schweiz lag demnach sowohl im Gesamtdurchschnitt als auch geschlechterspezifisch deutlich über dem Durchschnitt der EU. Gemäß einer Umfrage aus dem Jahr 2021 lag der Hauptgrund einer Teilzeitbeschäftigung nachzugehen bei rund 29 Prozent aller befragten Schweizer Frauen in der Betreuung von Kindern oder erwerbsunfähigen Erwachsenen. Bei den befragten Männern sind die Gründe weniger eindeutig, die Angabe zur Betreuung von Kindern oder erwerbsunfähigen Erwachsenen machten nur rund 12 Prozent. In einer Schweizer Befragung aus dem Jahr 2022 gaben 68 Prozent der Befragten auf die Frage, welche Menschen sie typischerweise mit Teilzeit verbinden die Antwort Mütter; Väter wurden dagegen nur von 19 Prozent der Befragten genannt. Aktuell stehen Müttern in der Eidgenossenschaft 14 Wochen Mutterschaftsurlaub zu. Väter haben Anspruch auf einen zweiwöchigen Vaterschaftsurlaub. In beiden Fällen werden währenddessen 80 Prozent des Lohnes ausbezahlt. Die Eidgenössische Kommission für Familienfragen fordert seit Jahren eine Elternzeit für insgesamt 38 Wochen, die variabel zwischen den Eltern aufgeteilt werden kann.Wer verrichtet die unbezahlte Arbeit?
Der durchschnittliche Zeitaufwand der Schweizer Wohnbevölkerung für Haus- und Familienarbeit variiert nach Geschlecht. Im Jahr 2020 verbrachten Frauen rund 28,7 Stunden pro Woche mit entsprechenden unbezahlten Arbeiten, bei den Männern waren es durchschnittlich 19,1 Stunden. Die Differenz hält sich seit Jahren bei ungefähr 10 Stunden. Unter Care-Arbeit versteht man (zumeist) unbezahlte Arbeit, die zuhause verrichtet wird. Hierzu zählen neben Waschen, Putzen, Kochen auch die Kinderbetreuung und andere Tätigkeiten des Sorgens und Sichkümmerns. Auch bei der Eigenwahrnehmung bei der Übernahme von Care-Arbeit in Schweizer Haushalten sind Frauen deutlich mehr eingebunden.Ein großer Anteil der Schweizer Bevölkerung wünscht sich bezahlte Elternzeit als politische Maßnahme in Bezug auf unbezahlte Care-Arbeit. Über 45 Prozent der Befragten gaben zudem an, sich stärker subventionierte professionelle Kinderbetreuung und Pflegeangebote von der Politik zu wünschen. Frauen sahen im Jahr 2021 in einer schweizweiten Umfrage in allen vorgeschlagenen Maßnahmen - geteilte Verantwortung für Haushalt und Kinder, kostengünstigere Betreuungsangebote, andere gesellschaftliche Rollenbilder und weitere - deutlich mehr Potential als Männer. In einer Umfrage unter Schweizer Frauen gaben im Jahr 2021 knapp 70 Prozent an, dass im Bereich Vereinbarkeit von Familie und Beruf Handlungsbedarf sehen, wenn es um die Interessen und Bedürfnisse von Frauen geht. Eine weitere Umfrage aus dem Jahr 2021 zeigt, dass der Anteil an Frauen, die es als (eher) schwierig finden, ihr Berufs- und Arbeitsleben miteinander zu vereinbaren im Vergleich zu dem der Männer deutlich höher liegt.