Welche Trends beeinflussen die Tourismusbranche?
Reisende suchen nach alternativen Reiseformen
Das Reiseverhalten der Deutschen hat sich in den letzten Jahren verändert. Während vor einigen Jahren noch Flugreisen, Strandurlaube oder Kreuzfahrten zu den beliebtesten Reisearten zählten, geht der Trend zunehmend in Richtung Individualreisen. In einer Umfrage zu den Reiseplänen für das Jahr 2023 gab über die Hälfte der Reisenden aus Deutschland an, dass sie auf Reisen dem Alltag entfliehen wollen. Jeweils 35 Prozent der Befragten wollten zudem im Urlaub abschalten, mit dem Notwendigsten auskommen und das Gefühl der Einfachheit erleben, oder waren auf der Suche nach einem Urlaub im autarken Stil. Auch alternative Übernachtungsmöglichkeiten werden unter Reisenden immer beliebter. Ob Tiny Houses, Bauernhöfe, Campingwagen oder Baumhäuser – das Interesse von Reisenden an besonderen Unterkünften wächst.Im Jahr 2023 hatten rund 70 Prozent der Deutschen eine Urlaubsreise geplant. Dabei ist der Urlaub im eigenen Land besonders beliebt. Bei einer sogenannten „Staycation“ bleiben Reisende zuhause und genießen die freie Zeit an ihrem Wohnort. Eine andere Möglichkeit eine „Staycation“ zu verbringen, besteht darin, sich eine Unterkunft in der Nähe des Wohnortes zu suchen, um dem Alltag ohne lange Anreise entfliehen zu können. Insbesondere im Zuge der Corona-Pandemie hat der Urlaub im eigenen Land deutlich an Beliebtheit gewonnen. Doch auch nach Ende der Pandemie bleiben Reisen innerhalb Deutschlands und „Staycations“ beliebt.
Digitale Trends beeinflussen den Tourismus
Einige digitale Möglichkeiten wie die Online-Buchung von Reisen haben sich längst im Tourismus etabliert. Insbesondere die jüngere Bevölkerung in Deutschland nutzt vorwiegend Online-Plattformen für das Buchen von Reiseleistungen. In einer Umfrage zur Zukunft des Reisens im Jahr 2030 waren insgesamt 65 Prozent der Befragten aus Deutschland der Meinung, dass Reisebüros aussterben werden. Stattdessen könnten Reisebuchungen zukünftig von internationalen Online-Plattformen dominiert werden.Andere digitale Maßnahmen sind im Tourismus noch auf dem Vormarsch. Zwar meinen fast 90 Prozent der Deutschen, dass in Zukunft klassische Reisen mit echten Erfahrungen ein wichtiger Ausgleich zum digitalen Alltag bleiben werden. Gleichzeitig konnten sich im Jahr 2022 bereits mehr als 20 Prozent der Deutschen vorstellen, dass wir bis zum Jahr 2030, statt zu reisen fremde Orte im Metaversum besuchen oder mit Virtual-Reality-Brillen erkunden werden. Dass das Thema „Virtual Reality“ (VR) zukünftig deutlich an Bedeutung im Tourismus gewinnen wird, zeigt sich auch am Marktvolumen des virtuellen Tourismus weltweit. Dieses soll innerhalb von sechs Jahren von sechs Milliarden US-Dollar im Jahr 2022 auf rund 23,5 Milliarden US-Dollar im Jahr 2028 steigen. Komplett ersetzen werden virtuelle Erlebnisse das Reisen jedoch voraussichtlich nicht. 64 Prozent der deutschen Reisenden glauben, dass VR-Erlebnisse nicht erfüllend genug sind, um Reiseziele von der Wunschliste zu streichen. Allerdings könnte VR in Zukunft zunehmend als Inspirationsquelle dienen. Bereits für Reisen im Jahr 2023 wollten sich 30 Prozent der deutschen Reisenden von VR bei der Urlaubsplanung inspirieren lassen.
Auch andere digitale Technologien wie Künstliche Intelligenz (KI) und Automatisierung werden im Tourismus vermehrt genutzt. So gibt es beispielsweise immer mehr Flughäfen mit Self-Service-Angeboten. Bis zum Jahr 2025 wollen 96 Prozent der Flughäfen weltweit über einen Self-Service-Schalter zum Check-In verfügen. Mehr als 60 Prozent der Flughafenbetriebe planen bis dahin automatische Grenzkontrollen zu realisieren. Auch in der Hotellerie werden Technologien aus dem KI-Bereich bereits genutzt. KI-Programme helfen unter anderem dabei den Kundenservice zu verbessern oder Buchungsprozesse zu vereinfachen. Einzelne Hotels probieren bereits heute Robotik-Technologien aus. In dem Pilotprojekt „Conni“ der Hilton-Gruppe übernimmt beispielsweise ein Roboter mit Hilfe von Spracherkennung und KI touristische Informationsdienstleistungen und dient als Ansprechpartner für Hotelgäste.
Das Umweltbewusstsein wächst bei Reisenden
Neben den Trends aus dem Bereich der Digitalisierung, gewinnt das Thema Nachhaltigkeit im Tourismus zunehmend an Bedeutung. Der Öko-Tourismus beschreibt beispielsweise eine Art des Reisens, welche großen Wert auf die Bewahrung und Pflege der Natur legt. Die Reiseaktivitäten sollen dabei möglichst geringe Auswirkungen auf das natürliche Ökosystem sowie auf die Fauna, Flora und das kulturelle Erbe der Urlaubsdestination haben. Einer Prognose zufolge wird sich bis zum Jahr 2027 das Marktvolumen im Bereich Öko-Tourismus weltweit fast verdoppeln. Rund 334 Milliarden US-Dollar soll es dann betragen.Das steigende Umweltbewusstsein der Reisenden zeigt sich auch bei der Wahl der Urlaubsunterkunft. Im Jahr 2022 gaben in einer Umfrage 78 Prozent der befragten Reisenden weltweit an, dass sie im kommenden Jahr mindestens einmal in einer nachhaltigen Unterkunft übernachten wollen. Auch deutsche Reisende achten zunehmend auf Nachhaltigkeit beim Buchen einer Unterkunft. In einer Umfrage zu den Nachhaltigkeitskriterien beim Reisen gab rund die Hälfte der befragten Personen aus Deutschland an, dass für sie die Wahl einer lokalen Unterkunft ausschlaggebend ist. Weitere Kriterien waren die Wahl von Reisezielen, welche sich in hohem Maße für nachhaltige Initiativen engagieren sowie die Wahl von nachhaltigen Verkehrsmitteln.
Insbesondere in Hinblick auf Mobilität und Verkehr werden Reisende immer umweltbewusster. Bereits 30 Prozent der Reisenden weltweit haben sich aufgrund des negativen Einflusses auf die Umwelt dafür geschämt zu fliegen. Zunehmend entscheiden sich Reisende als Alternative zum Auto auf langen Strecken für eine Bahnreise. Auch vor Ort am Urlaubsort wird vermehrt nach umweltfreundlicheren Verkehrsmitteln wie dem öffentlichen Nahverkehr oder Mietfahrrädern nachgefragt. Gleichzeitig liegen die Möglichkeiten der „Sharing Mobility“ auf Reisen im Trend. In einer Umfrage gaben 30 Prozent der Urlaubsreisenden aus Deutschland an, im Urlaub bereits einen E-Scooter genutzt zu haben. 23 Prozent haben schon einmal ein Leih-Fahrrad vor Ort gemietet.