Die AKP erzielte bei den vorgezogenen Parlamentswahlen vom 24. Juni 2018 einen Anteil von rund 51,7 Prozent der gültigen Stimmen im Ausland. Einerseits hat die AKP wie bereits bei allen vorherigen Parlamentswahlen auch bei den türkischen Parlamentswahlen 2018 in der türkischen Diaspora ein besseres Ergebnis erzielt als in der Türkei selbst. Andererseits hat die AKP mit ihrem Vorsitzenden und gegenwärtigen Staatspräsidenten Recep Tayyip Erdoğan im Vergleich zur vorherigen Auslandswahl des türkischen Parlaments im November 2015 an Zustimmung verloren.
Die CHP erzielte mit ihrem Spitzenkandidaten Kemal Kılıçdaroğlu einem Stimmenanteil von rund 17,75 Prozent und somit ihr schlechtestes Ergebnis bei den Auslandstürk:innen seit 2011.
Die neu gegründete kemalistische IYI Parti, einen Abspaltung der rechtsextremen MHP, die zu dieser Wahl erstmals antrat, konnte bei den türkischen Wahlberechtigten im Ausland nur rund 4,05 Prozent der Wähler:innen von sich überzeugen. Insgesamt erzielte die Partei rund 9,96 Prozent der Stimmen und wäre somit denkbar knapp an der geltenden 10-Prozent-Hürde gescheitert, wenn sie sich nicht in einem Wahlbündnis mit der CHP befunden hätte. Durch den Zusammenschluss im Wahlbündnis der Nation zog die Partei aus dem Stand mit 43 Sitzen in die große Nationalversammlung ein.
Die pro-kurdische HDP sorgte für eine Überraschung, da sie nicht nur wieder die 10-Prozent-Hürde im Ausland wie auch insgesamt überspringen konnte, sondern bei den Türk:innen im Ausland ihr Wahlergebnis auch deutlich auf einen Stimmenanteil von 17,3 Prozent steigern konnte.
Türkei: Amtliches Endergebnis der türkischen Wahlberechtigten im Ausland bei den Parlamentswahlen in der Türkei am 24. Juni 2018
Amtliches Endergebnis nach Öffnung von 100 Prozent der Wahlboxen
Hinweise und Anmerkungen
Wahlberechtigte im Ausland insgesamt: 3.044.837
Abgegebene Stimmen: 1.525.279
Gültige Stimmen: 1.505.809
Ungültige Stimmen: 19.470
Wahlbeteiligung: 50,09 Prozent
Bei der vorgezogenen türkischen Parlamentswahl 2018 kam es im Vergleich zu den letzten Wahlen der Nationalversammlung zu einigen Änderungen:
Größe der Nationalversammlung
Die Zahl der Abgeordneten im türkischen Parlament (Große Nationalversammlung) erhöht sich im Vergleich zu 2015 von 550 Abgeordneten auf 600 Abgeordnete.
Wahlbündnisse
Kleinere und/oder regionale Parteien, die zwar sämtliche formale Vorgaben des Wahlrechts in der Türkei einhalten, aber für sich allein an der geltenden hohen 10-Prozent-Hürde scheitern, können sich ab sofort in Wahlbündnissen zusammenschließen. Erzielt das Wahlbündnis insgesamt zehn oder mehr Prozent der gültigen Stimmen, so gilt die Hürde auch für die einzelnen Parteien als überwunden.
Wahllisten
Kleine Parteien, die nicht die formalen Anforderungen des Wahlrechts erfüllen, um eigenständig innerhalb oder außerhalb eines Wahlbündnisses anzutreten, können ihre Kandidat:innen auf der Wahlliste einer größeren Partei antreten lassen. Je nach Listenplatz können somit auch Kandidat:innen einen Mandat erhalten, die weder mit ihrer eigentlichen Partei noch als unabhängige Kandidaten die Chance auf ein Mandat gehabt hätten.
Die AKP bildete zur türkischen Parlamentswahl 2018 das Wahlbündnis Volksallianz, dem neben der AKP die rechtsextreme MHP angehörte, sowie die ebenfalls rechtsextreme BBP, deren Kandidaten jedoch auf der Wahlliste der AKP antraten und somit formal nicht als eigenständige Partei dem Bündnis angehören.
Die Opposition bildete ebenfalls ein Wahlbündnis, das Bündnis der Nation, bestehend aus der CHP, Iyi Parti, SAADET und der Demokrat Parti (DP) deren Kandidaten jedoch nicht eigenständig, sondern über die Wahllisten der IyI Parti antraten.
Die "Volksallianz" des amtierenden Präsidenten Erdogan:
AKP
- Adalet ve Kalkınma Partisi (Partei für Gerechtigkeit und Entwicklung)
Ausrichtung: Mitte-rechts – rechts/sozial-konservativ – rechtspopulistisch – neo-osmanisch/ europa-skeptisch
MHP
- Milliyetçi Hareket Partisi (Partei der Nationalistischen Bewegung)
Ausrichtung: Rechts-rechtsextrem/ultranationalistisch – neo-faschistisch/anti-europäisch
BBP
- Büyük Birlik Partisi (Große Einheitspartei)
Ausrichtung: Rechtsextrem/türkischer Islamismus, ultra-nationalistisch/anti-europäisch
(gemeinsame Wahlliste mit der AKP, daher keine Einzelergebnisse verfügbar)
Das „Bündnis der Nation“ folgender Oppositionsparteien:
CHP
- Cumhuriyet Halk Partisi (Republikanische Volkspartei)
Ausrichtung: Mitte-links/sozialdemokratisch – kemalistisch/ pro-europäisch
İYİ
- İyi Parti (Die Gute Partei)
Ausrichtung: Mitte-rechts – rechts/sozial-liberal – kemalistisch-nationalistisch/pro-europäisch
SP (SAADET)
- Saadet Partisi (Partei der Glückseligkeit)
Ausrichtung: Mitte-rechts/national-islamistisch/anti-europäisch
DP
Demokrat Parti (Demokratische Partei)
Ausrichtung: Mitte-rechts/liberal-konservativ/pro-europäisch
(gemeinsame Wahlliste mit der IyI Parti, daher keine Einzelergebnisse verfügbar)
Kein Bündnis:
HDP
- Halkların Demokratik Partisi (Demokratische Partei der Völker)
Ausrichtung: Mitte-links – links /pro-kurdisch – progressiv-säkular – sozialistisch/pro-europäisch
Hüda Par
- Partiya Doza Azadî (Partei der freien Sache)
Ausrichtung: Rechtsextrem/Kurdisch-sunnitischer Islamismus – nationalistisch/anti-europäisch
VP
- Vatan Partisi (Patrioten Partei)
Ausrichtung: Links /links-nationalistisch – Eurasismus/anti-europäisch
Im türkischen Wahlsystem bestand von 1980 bis 2022 eine Sperrklausel für Parteien von 10 Prozent (Deutschland = 5 Prozent). Erhält eine Partei landesweit weniger als zehn Prozent der gültigen Stimmen, finden diese auf nationaler Ebene keine Berücksichtigung und die Partei erhält kein Parlamentsmandat. Auch die Wahl von Direktkandidaten ist hiervon betroffen, insofern die Partei des gewählten Direktkandidaten landesweit unter zehn Prozent bleibt. Von der Sperrklausel ausgenommen sind nur unabhängige Kandidaten.
Umgangssprachlich wurde die türkische Sperrklausel auch als „Anti-Kurden-Klausel“ oder „Kurden-Verhinderungs-Klausel“ bezeichnet, da sie vorzugsweise darauf abzielt, den Einzug der progressiven Partei der kurdischen Minderheit HDP in das türkische Parlament zu verhindern.
Mit der Wahlreform 2022 wurde u.a. die Sperrklausel auf 7 Prozent gesenkt, aber auch neue Hürden implementiert, die den Einzug kleiner Parteien in die Nationalversammlung (türkisches Parlament) erschweren.
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Türkische Wahlkommission (Hoher Wahlausschuss). (6. April, 2023). Türkei: Amtliches Endergebnis der türkischen Wahlberechtigten im Ausland bei den Parlamentswahlen in der Türkei am 24. Juni 2018 [Graph]. In Statista. Zugriff am 23. November 2024, von https://de.statista.com/statistik/daten/studie/1377317/umfrage/wahlergebnis-der-auslandstuerken-bei-den-parlamentswahlen-in-der-tuerkei-2018/
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Türkische Wahlkommission (Hoher Wahlausschuss). "Türkei: Amtliches Endergebnis Der Türkischen Wahlberechtigten Im Ausland Bei Den Parlamentswahlen In Der Türkei Am 24. Juni 2018." Statista, Statista GmbH, 6. Apr. 2023, https://de.statista.com/statistik/daten/studie/1377317/umfrage/wahlergebnis-der-auslandstuerken-bei-den-parlamentswahlen-in-der-tuerkei-2018/
Türkische Wahlkommission (Hoher Wahlausschuss), Türkei: Amtliches Endergebnis der türkischen Wahlberechtigten im Ausland bei den Parlamentswahlen in der Türkei am 24. Juni 2018 Statista, https://de.statista.com/statistik/daten/studie/1377317/umfrage/wahlergebnis-der-auslandstuerken-bei-den-parlamentswahlen-in-der-tuerkei-2018/ (letzter Besuch 23. November 2024)
Türkei: Amtliches Endergebnis der türkischen Wahlberechtigten im Ausland bei den Parlamentswahlen in der Türkei am 24. Juni 2018 [Graph], Türkische Wahlkommission (Hoher Wahlausschuss), 6. April, 2023. [Online]. Verfügbar: https://de.statista.com/statistik/daten/studie/1377317/umfrage/wahlergebnis-der-auslandstuerken-bei-den-parlamentswahlen-in-der-tuerkei-2018/