Kommt es zu einem Freihandelsabkommen zwischen der EU und den Ländern des südamerikanischen Mercosur-Binnenmarktes? Ein entsprechendes EU-Mercosur-Abkommen ist bereits fertig verhandelt, wurde aber vor vier Jahren von der EU auf Eis gelegt. In Brüssel treffen sich heute nun zum ersten Mal seit acht Jahren mehr als 50 Staats- und Regierungschefs der EU, Lateinamerikas und von Karibischen Staaten. Handelsexperten des Europaparlaments sehen die Chance, das Abkommen letztlich doch zu beschließen.
Der Mercado Común del Sur - Mercosur - ist eine regionale Wirtschaftsgemeinschaft und Regionalorganisation im südlichen Lateinamerika, der die Länder Argentinien, Brasilien, Paraguay und Uruguay angehören. Wie die Statista-Grafik zeigt, zählt die Mercosur-Gemeinschaft zu den wichtigen Freihandelszonen der Welt. Gemessen am Anteil der zum Handelsabkommen zählenden Länder am weltweiten Bruttoinlandsprodukt (BIP) gehört es mit 3,9 Prozent im Jahr 2019 jedoch zu den kleineren Abkommen. Ein Abkommen mit der wirtschaftlichen deutlich stärkeren EU wäre sehr im Interesse der Mercosur-Länder. Die EU sieht ihrerseits die Möglichkeit, den Umweltschutz in Südamerika zu stärken und während der Verhandlungen Forderungen zu mehr Nachhaltigkeit zu stellen, etwa zum Schutz der Regenwälder in Brasilien.
Mit der "Regional Comprehensive Economic Partnership" (RCEP) haben China und 14 asiatisch-pazifischen Staaten im Jahr 2020 das größte Freihandelsabkommen der Welt abgeschlossen. RCEP liegt mit rund 30 Prozent Anteil am weltweiten BIP an erster Stelle, dicht gefolgt vom USMCA-Abkommen (ehemals Nafta, 27,9 Prozent), dem die USA, Kanada und Mexiko angehören. Die Europäische Union kommt auf einen Anteil von knapp 18 Prozent.
Freihandelszonen werden zwischen mehreren Ländern geschlossen, die sich auf einen unbeschränkten Warenhandel verständigt haben und untereinander keine Zölle erheben. Freihandelsabkommen bieten enorme Chancen für internationale Beziehungen, aber auch für Unternehmen. Zu den konkreten Vorteilen gehören unter anderem einheitliche Regeln, der Abbau von Zöllen und die Erschließung neuer Absatzmärkte.