Daten und Fakten zum Russland-Ukraine-Konflikt vor Kriegsausbruch
Ursprung des Konflikts im Jahr 2013
Der Beginn der bis zum Kriegsausbruch in den Medien mehrheitlich als Ukraine-Konflikt bekannten Auseinandersetzung findet sich am Ende des Jahres 2013. Im November 2013 erklärte die ukrainische Regierung, ein geplantes Assoziierungsabkommen mit der EU nicht zu unterzeichnen. Dies verärgerte besonders Ukrainer:innen, die sich eher der EU zugehörig fühlen und sich eine stärkere Anbindung an Europa wünschten. Auch die Korruption im Land und der Ruf nach einer unabhängigen Justiz trugen zur Verschärfung der Lage bei. Es begannen Proteste auf dem für Unabhängigkeit stehenden Majdan-Platz, die sich schließlich über das gesamte Land erstreckten und zur Absetzung der pro-russischen Regierung von Viktor Janukowitsch führten. Es folgte die Ankündigung vorgezogener Neuwahlen und die Einsetzung einer Übergangsregierung.Annexion der Krim
Im Februar 2014 erreichte der Konflikt zwischen Anhängern und Gegnern der neuen ukrainischen Führung eine weitere Eskalationsstufe: Zuerst erfolgte die Besetzung des Regionalparlaments der Halbinsel Krim durch Soldat:innen ohne Hoheitszeichen, dann der Beschluss eines Referendums zum Anschluss der Krim an die Russische Föderation. Nach diesem umstrittenen und international als illegal zu bewertendem Referendum kam es im März schließlich zur Abspaltung der Krim. Der Westen verurteilte die Annexion als völkerrechtswidrig und verhängte infolgedessen Sanktionen gegen die russische Führung. Es folgten blutige Kämpfe zwischen prorussischen Separatisten und ukrainischem Militär, in welchen viele Menschen, darunter auch getötete Zivilist:innen, besonders im Donbas im Osten des Landes ihr Leben ließen. Bei der schließlich stattfindenden Präsidentschaftswahl im Mai 2014 wurde Petro Poroschenko gewählt. Er stand für einen Dialog mit Russland ein, sah die Ukraine nach eigener Aussage langfristig jedoch in der EU. Nur wenige Monate später am 17. Juli 2014 folgte ein weiterer trauriger Höhepunkt im Konflikt. An diesem Tag wurde der Flug MH17 über der Donbas-Region abgeschossen, alle 298 Insass:innen starben. Später stellte sich heraus, dass russische Separatisten den Abschuss verantworteten. Die Kämpfe in der Ukraine fanden unterdessen kein Ende, Waffenruhen wurden häufig gebrochen. Als Resultat wurden bereits verhängte Sanktionen immer wieder verlängert. Das Minsker Friedensabkommen aus dem Jahr 2015, welches auf Deeskalation und Befriedung des Konflikts abzielte, stellte eine erste Roadmap zu einer Friedenslösung dar, die Kämpfe im Land stoppen konnte es jedoch nicht. Bei der Präsidentschaftswahl 2019 wurde Petro Poroschenko von dem Satiriker und Schauspieler Wolodymyr Selenskyj als Staatsoberhaupt der Ukraine abgelöst. Der Konflikt hatte sich zu diesem Zeitpunkt etwas beruhigt, kochte unterschwellig allerdings weiter.Erneute Eskalation des Konflikts Anfang 2021
Im Frühjahr 2021 konnte eine massive Aufrüstung russischer Truppen entlang der ukrainischen Grenze beobachtet werden. Nach einer Entspannung der Lage im Sommer stellte man ab November eine erneute Konzentration russischer Streitkräfte an der Grenze fest, im Februar 2022 schätzte man dort rund 150.000 Soldat:innen. Westliche Expert:innen und Militärs sahen aufgrund dieser militärischen Aufstockung eine wachsende Kriegsgefahr und warnten vor einer möglichen Invasion Russlands in die Ukraine. Der Kreml wies den Verdacht eines Einmarsches hingegen entschieden zurück. Mitte Januar tauchten dann auch erste russische Soldat:innen, Panzer und LKWs in Belarus auf; Machthaber Lukaschenko sicherte Russland damit seine Unterstützung zu. Am 20. Januar fand ein Treffen des US-Außenminister Blinken und seinem russischen Äquivalent Lawrow in Genf statt, um sich weiter im Konflikt auszutauschen und eine weitere Eskalation zu verhindern - jedoch mit wenig Erfolg.Ende Januar lieferten NATO und USA eine Antwort auf russische Forderungen neuer Sicherheitsgarantien. Die Forderung, eine NATO-Osterweiterung auszuschließen, wurde in dieser jedoch erneut zurückgewiesen. Als Reaktion auf die Aufstockung russischer Truppen verstärkte die NATO seine Militärpräsenz in Osteuropa. Am 31. Januar kam es im UN-Sicherheitsrat zu einem russisch-amerikanischen Schlagabtausch, in welchem der russische UN-Vertreter zunächst noch von "Kriegshysterie" sprach. Nur einen Tag später warnte Putin jedoch bereits vor einer Kriegsgefahr, sollte die Ukraine Mitglied der NATO werden und versuchen, die Krim zurück zu erobern. Als Reaktion versetzte US-Präsident Joe Biden 8.500 US-Soldat:innen in erhöhte Alarmbereitschaft und genehmigte die Entsendung von 3.000 Soldat:innen nach Deutschland, Polen und Rumänien. Des Weiteren forderten USA und weitere Staaten ihre Staatsbürger:innen auf, die Ukraine zu verlassen. Nachdem bereits viele Staatschefs das Gespräch mit Russlands Präsident Putin gesucht hatten, reiste Mitte Februar auch Olaf Scholz nach Moskau und versuchte in seinem Antrittsbesuch zu einer Deeskalation der Lage beizutragen - vergeblich. Am 22. Februar 2022 verlautete die internationale Presse, Putin habe russische Truppen in die Ukraine entsandt. Einige Expert:innen und Militärs bezeichneten diesen Entsendungsbefehl als ersten Schritt zum vollständigen Einmarsch. Zeitgleich wurden die Separatistengebiete und seit 2014 selbsternannten Volksrepubliken Luhansk und Donezk als unabhängige Staaten anerkannt - ein klarer Bruch des Minsker Abkommens und ein schwerer Schlag für alle diplomatischen Bemühungen. In der Nacht des 24. Februars 2022 griffen Putins Truppen schließlich erste Gebiete und Städte in der Ukraine an.
Weitergehende Informationen zum Krieg in der Ukraine bietet die Themenseite.