Obwohl die Ukraine bereits 2019 den Beitrittswunsch zur NATO in ihrer Verfassung festgeschrieben hatte, könnten noch in diesem Jahr zwei andere europäische Staaten vorgezogen werden. Nachdem in den vergangenen Wochen bereits über mögliche Beitrittsgesuche von Finnland und Schweden spekuliert wurde, scheinen die beiden Länder jetzt im Zuge der Entwicklungen im russischen Angriffskrieg ein offizielles Beitrittsgesuch vorzubereiten. Der finnische Präsident Sauli Niinistö will am Donnerstag seine Meinung zum Beitritt kundtun, eine Diskussion im Parlament wird für nächste Woche erwartet. Die regierende sozialdemokratische Partei in Schweden, das in der Vergangenheit auf militärische Souveränität gepocht hatte, soll ihre Entscheidung am Sonntag bekanntgeben.
Falls beide Länder einen Beitritt in Erwägung ziehen, sei laut Berichterstattung der Tagesschau, die sich auf Aussagen eines NATO-Mitarbeiter beruft, mit einer Bearbeitung der Mitgliedsanträge in weniger als zwei Wochen zu rechnen. "Wir werden nicht auf den Gipfel von Madrid warten, um Entscheidungen zu treffen", so der Mitarbeiter. Der Schritt zur Ratifizierung des Beitritts könne allerdings noch mehrere Monate dauern.
Die NATO-Osterweiterung spielt im Konflikt zwischen Russland und der Ukraine eine zentrale Rolle. Nach Russlands Willen soll die NATO ihre Beitrittseinladung an die Ukraine und Georgien offiziell widerrufen. Dem Verständnis Russlands zufolge hat der Westen der Sowjetunion 1990 zugesagt, die NATO nach der Wiedervereinigung Deutschlands nicht zu erweitern. Medienberichten zufolge haben Historiker diese Lesart bereits als Legende widerlegt, wie etwa Süddeutsche Zeitung und die Zeit berichten. Russland beharrt jedoch bis heute auf dieser Deutung.
Wie die Statista-Grafik auf Basis von NATO-Daten zeigt, gab es mehrere Wellen der Osterweiterung. So traten am 12. März 1999 Polen, Tschechien und Ungarn der NATO bei. Am 29. März 2004 folgten die Länder Bulgarien, Estland, Lettland, Litauen, Rumänien, Slowakei und Slowenien. Am 1. April 2009 wurde der Beitritt Albaniens und Kroatiens offiziell vollzogen. 2017 folgte Montenegro, 2020 Nordmazedonien. Aktuell streben Bosnien und Herzegowina, Georgien und die Ukraine die NATO-Mitgliedschaft an.
Die NATO hat sich am 04. April 1949 im Zuge der zunehmenden Spannungen zwischen den alliierten Siegermächten (USA, Frankreich, Großbritannien und Sowjetunion) des zweiten Weltkrieges gegründet. Der Name NATO ist die Abkürzung für North Atlantic Treaty Organization, im Deutschen auch Nordatlantikpakt. Unter der NATO-Osterweiterung versteht man den Beitritt von Staaten des ehemaligen Warschauer Paktes zur NATO, darunter auch die ehemaligen sowjetischen Teilrepubliken im Baltikum und von Nachfolgestaaten des blockfreien Jugoslawiens.