Sterberate während der großen Pockenpandemie in Europa 1870 bis 1875
Die Große Pockenpandemie von 1870 bis 1875 war der letzte große Pockenausbruch, der in Europa das Ausmaß einer Pandemie erreichte. Der Ausbruch hat seinen Ursprung im Deutsch-Französischen Krieg von 1870 bis 1871, als ungeimpfte Kriegsgefangene die Zivilbevölkerung infizierten, bevor sich das Virus in alle Ecken Europas ausbreitete. Die Sterblichkeit in den einzelnen Ländern erreichten in verschiedenen Jahren ihren Höhepunkt. Die höchsten Sterberaten verzeichneten 1871 die deutschen Staaten, Belgien und die Niederlande.
Nach den großen Pockenepidemien der 1870er Jahre führten viele europäische Länder eine Impfpflicht bzw. einen Impfzwang ein. In der Folge sank in Großbritannien, Deutschland und Schweden die durchschnittliche jährliche Zahl der Pockentoten gegen Ende des Jahrhunderts auf einen Rekordtief. In Russland und Spanien wurde die Impfung zu dieser Zeit zwar gefördert, eine obligatorische Pockenimpfung wurde jedoch erst 1919 bzw. 1921 eingeführt. In diesen Ländern übertraf die durchschnittliche Pockensterblich in den 1890er Jahren die anderer europäischer Länder deutlich.
