Bei der Bekämpfung der Corona-Pandemie hat Schweden lange Zeit einen Sonderweg eingeschlagen und weitgehend auf die Selbstdisziplin der Bevölkerung gesetzt. Ist das auch der Wirtschaft des Landes zugutegekommen? Wie die Statista-Grafik auf Basis einer Prognose der Europäischen Kommission zeigt, geht das Bruttoinlandsprodukt (BIP) des Landes 2020 gegenüber dem Vorjahr nur um 3,4 Prozent zurück. EU-weit würde es nur Litauen und Irland besser gehen. Das deutsche BIP sinkt der Prognose zufolge hingegen um 5,6 Prozent. Beim Arbeitsmarkt steht Deutschland dagegen besser da. Die schwedische Arbeitslosenquote liegt demzufolge mehr als doppelt so hoch wie die deutsche, bleibt aber, wohl auch 2021, einstellig.
Die Staatsverschuldung Schwedens lag schon vor Beginn der Pandemie deutlich niedriger als die deutsche und wächst 2020 auch nicht so stark an wie die der Bundesrepublik. Die Prognose der EU-Kommission ist am 5. November 2020 veröffentlicht worden und konnte somit den am 27.11.2020 verabschiedeten Bundeshaushalt für das Jahr 2021 noch nicht berücksichtigen. Allerdings sagte Finanzminister Olaf Scholz in einem ZDF-Interview vom 30.11.2020, dass die deutsche Staatsverschuldung in der Spitze weiterhin nur „knapp über 70 Prozent landen würde“.
Die Inflation sinkt dieses Jahr sowohl in Deutschland als auch in Schweden deutlich unter die 1-Prozent-Marke. Die Verbraucher dürfte es freuen - Notenbanker wie die Chefin der Europäischen Zentralbank (EZB), Christine Lagarde, beurteilen die Entwicklung jedoch kritischer. Denn das Wirtschaftswachstum würde sich bei zu wenig steigenden oder gar sinkenden Preisen verlangsamen, weil Verbraucher und Unternehmen in Erwartung weiterhin fallender Preise weniger ausgeben bzw. zurückhaltend investieren würden. Die EZB strebt für den Euro-Raum einen Wert von knapp unter zwei Prozent an, den sie als optimal für die Wirtschaft ansieht. Deutschland kommt diesem Idealwert im Jahr 2021 mit 1,4 Prozent deutlich näher als Schweden (0,8 Prozent). Dass der schwedische Weg der Pandemiebekämpfung wirtschaftsfreundlicher als der deutsche ist, lässt sich aus den obigen Zahlen daher nicht uneingeschränkt ablesen.