Was sind Affenpocken?
Affenpocken sind eine seltene Viruserkrankung, die – anders als der Name suggeriert – vor allem durch den Kontakt und Verzehr von Nagetieren auf den Menschen übertragen wird (Zoonose). Ihr hauptsächliches Verbreitungsgebiet war ursprünglich auf west- und zentralafrikanische Länder beschränkt. Die ersten bestätigten Fälle von Affenpocken bei Menschen wurden zu Beginn der 1970er Jahre in der Demokratischen Republik Kongo registriert. Seither wurden bislang mehr als 1.000 Fälle bestätigt. Das Affenpockenvirus ähnelt dabei dem menschlichen Pockenvirus (Orthopox variolae), dem im 20. Jahrhundert bis zu seiner Ausrottung bis zu 400 Millionen Menschen zum Opfer gefallen sind. Allerdings sind Affenpocken weniger ansteckend und Todesfälle infolge einer Infektion sehr viel seltener - die WHO schätzt die Fallsterblichkeit auf rund drei bis sechs Prozent. Nach einer Inkubationszeit von bis zu 21 Tagen entwickeln Infizierte typische Pockensymptome: neben dem Anschwellen von Lymphknoten, Fieber, Kopf- und Gliederschmerzen bilden sich auf der Haut Bläschen und Pusteln, die verkrusten und schließlich abfallen. Nach derzeitigem Kenntnisstand überträgt sich das Virus von Mensch zu Mensch nur bei engem Kontakt mit kontaminierten Körperflüssigkeiten oder -material sowie möglicherweise über sexuelle Aktivitäten. Anfang 2022 wurde auch in der EU der bereits seit 2018 in den USA verfügbare Wirkstoff Tecovirimat zugelassen, der vor allem zur Behandlung der herkömmlichen Pocken entwickelt wurde, aber auch gegen Affenpocken eingesetzt werden kann.Droht eine Affenpocken-Pandemie?
Ein Pandemieszenario ähnlich dem beim Coronavirus ist unwahrscheinlich. Vor allem weil sich das Virus nur schwer von Mensch zu Mensch verbreitet und es deshalb mit Quarantäne- und anderen Public-Health-Maßnahmen wirksam eingedämmt werden kann. Um zu verhindern, dass sich das Virus im Menschen einnistet und es zu einem endemischen Krankheitsgeschehen kommt, müssen Infektionsketten jedoch frühzeitig rückverfolgt und Isolationsmaßnahmen konsequent umgesetzt werden. Besonders gefährdete Gruppen müssen adressiert und die Bevölkerung für die typischen Symptome sensibilisiert werden.Auf der anderen Seite muss schnellstmöglichst geklärt werden, warum die derzeitigen Ausbrüche anders verlaufen, als die Ausbrüche der Vergangenheit. Bislang gibt es noch keine ausreichenden Informationen darüber, ob sich das Virus möglicherweise verändert hat, oder ob der Mensch anfälliger geworden ist. Einer der Gründe für steigende Fallzahlen in Afrika seit den siebziger Jahren wird ausgerechnet im erfolgreichen Kampf gegen die „Menschenpocken“ vermutet. Nach enormen weltweiten Impfanstrengungen erklärte die WHO 1979 die Pocken für ausgerottet. Da jedoch eine Pockenimpfung auch gegen die Affenpocken schützt, hatte das Virus lange Zeit keine Chance, sich unter Menschen zu verbreiten. In Westdeutschland wurde die Pockenimpfpflicht 1976 aufgehoben. Wer also danach geboren ist, könnte sich mit dem Affenpockenvirus infizieren. Anders jedoch als beim Corona-Virus ist eine Übertragung der Affenpocken über größere Entfernung nicht bekannt. Darüber hinaus existieren verschiedene Pockenimpfstoffe und das Ausbruchsgeschehen steht noch relativ am Anfang. Die Bundesregierung verfügt über große Reserven älterer Pockenimpfstoffe und hat außerdem bereits 240.000 Impfeinheiten eines verträglicheren, in den USA und Kanada seit 2019 offiziell auch zur Behandlung von Affenpocken zugelassenen Vakzins namens Imvanex bestellt.