Cyberangriffe - Teil der modernen Kriegsführung
Ukraine-Krieg – Cyberangriffe und Desinformation
Wie sehr Cyberangriffe schon Teil der modernen Kriegsführung sind, zeigt der Krieg in der Ukraine. Im Vorfeld des Angriffs Russlands auf die Ukraine am 24. Februar 2022 wurden in der Ukraine eine Reihe von Cyberangriffen gemeldet. So mehren sich Hinweise, dass ukrainische, lettische und litauische Systeme bereits 2021 mit Schadsoftware infiziert wurden. Ziel dieser sogenannten „Wiper“ soll es gewesen sein, Daten von ukrainischen Behörden zu löschen. Allerdings konnten größere Schäden durch die schnelle Reaktion von Microsoft verhindert werden. Des Weiteren gab es eine Woche vor dem Angriff Russlands mehrere DDoS-Angriffe auf Banken, ukrainische Websites und Regierungsstellen.Am frühen Morgen des 24. Februars, bevor die russische Invasion auf ukrainischem Boden begann, sorgte ein Cyberangriff auf das amerikanische Satellitenkommunikationsunternehmen Viasat für Aufsehen. Viasat bietet schnelle, satellitengestützte Internetverbindungen an und ein Kunde des Dienstes KA-SAT ist das ukrainische Militär sowie die ukrainische Polizei. Bisher unbekannte Hacker:innen aktivierten ein Update und sabotierten so die Satelliten-Internetverbindung in der Ukraine. Die Folgen solcher Attacken können weitreichend sein, da moderne intelligente Waffensysteme und Manöver mit kombinierten Waffen auf funktionierende Satelliten-Internetverbindungen angewiesen sind. Deshalb prüfen amerikanische, französische und ukrainische Nachrichtendienste, ob der Cyberangriff als Vorbereitung für die Bodenattacke diente.
Die Ziele von Cyberangriffen sind unterschiedlich und im Nachhinein oft nicht immer nachzuvollziehen. Neben Spionage von Wirtschaft und Militär und allgemein disruptive Absichten stehen im Ukraine Krieg bisher vor allem psychologische Absichten im Vordergrund. Der Ausfall oder die Verunstaltung von Regierungswebsites können zu Verunsicherung in der Bevölkerung führen.
Zusätzlich läuft neben dem Kampf auf dem Boden ein Informationskrieg über die narrative Hoheit des Krieges. Desinformationskampagnen beeinflussen das Narrativ über Opfer und Gewinner des Konfliktes. In den sozialen Medien werden oftmals gefälschte Videos millionenfach geteilt, die zum Teil Russland als Opfer darstellen. Zuletzt flog eine Desinformationskampagne auf TikTok auf, in der russische Influencer:innen einen teilweise wortgleichen Text über die Befreiung des Donbas vorlasen. Falschinformationen in sozialen Medien können ungeahnte Folgen haben, da soziale Medien für viele Menschen eine wichtige Nachrichtenquelle sind. Insbesondere junge Menschen informieren sich auf Social Media Plattformen wie TikTok und sind anfällig für Falschinformationen über den Krieg in der Ukraine.
Die Gefahr von Cyberangriffen steigt
Die Cyberangriffe begrenzen sich allerdings nicht nur auf den Ukraine-Krieg. Sondern auch andere Staaten setzen Cyberangriffe als Teil der hybriden Kriegsführung ein. Das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) rief angesichts zunehmender globaler Konflikte zu erhöhter Vorsicht vor weiteren Angriffen auf. Die häufigsten Angriffsziele sind dabei vor allem staatliche Institutionen, NGOs und der Bildungs- und Forschungssektor.Je länger und intensiver der Krieg unter Beteiligung westlicher Staaten geführt wird, desto wahrscheinlicher wird es, dass auch Deutschland Ziel von staatlich motivierten Cyberangriffen wird. Expert:innen sehen Deutschland für den Ernstfall nicht gut vorbereitet und es kann nicht ausgeschlossen werden, dass bestimmte Systeme bereits mit Schadsoftware kompromittiert wurden und bei Bedarf aktiviert werden können. Als besonders gefährdet gelten kritische Infrastrukturen wie Energie, Gesundheit, Finanzen und staatliche Einrichtungen. Vor dem Hintergrund des russischen Überfalls auf die Ukraine gaben drei Viertel der Deutschen an, dass sie Angst vor einem Cyberkrieg gegen Deutschland hätten.