Der Energiehandel in Deutschland
Deutschland ist seit Jahren ein großer Stromexporteur. Der Stromaustauschsaldo unterlag in den vergangenen Jahren zwar großen Schwankungen, befand sich jedoch - mit Ausnahme des Jahres 2023 - stets im negativen Bereich. Somit exportierte Deutschland mehr Strom, als es importierte. Die Abschaltung der letzten Kernkraftwerke sowie wirtschaftlich günstigere Strompreise im Ausland sind nur einige der Gründe dafür, dass 2023 erstmals seit 20 Jahren mehr Strom importiert wurde.
Die Energiewende und der sinkende Energieverbrauch sind Gründe für einen Produktionsüberschuss. Der Energieverbrauch in Deutschland war im Jahr 2023 so niedrig wie in den letzten 40 Jahren nicht mehr. Hauptverantwortlich für den geringen Verbrauch sind zum einen die hohen Energiepreise für Privathaushalte und Industrie, sowie ein allgemeiner Nachfragerückgang, der in einigen Branchen zu Produktionsrückgängen führte.
Energiehandel an der Börse
Die Strombörse EEX (European Energy Exchange) ist einer der wichtigsten Marktplätze Deutschlands. Am Stromhandelsplatz wird sowohl Strom aus Deutschland, als auch aus über 15 weiteren Ländern gehandelt. Auch der Handel von Erdgas, Kohle und CO2-Zertifikaten findet an der genannten Börse statt. An- und verkauft wird der Strom an der EEX auf dem Spot- und Terminmarkt. Das Handelsvolumen für Strom am Terminmarkt (langfristig lieferbarer Strom) war zuletzt wesentlich höher als das am Spotmarkt (kurzfristig lieferbarer Strom).Energienutzung wird immer teurer
Die Strompreise stiegen seit der letzten Jahrhundertwende nahezu jährlich. Erkenntlich wird dies bei Betrachtung des Index zum Industriestrompreis in Deutschland. Mit der Energiekrise im Jahr 2022, ausgelöst durch den Einmarsch Russlands in die Ukraine, sind die Preise weiter erheblich angestiegen. Der Index zur Entwicklung des Industriestrompreises in Deutschland erreichte im zweiten Halbjahr 2022 ein Rekordhoch. Am 9. November gab die Bundesregierung bekannt, die Stromsteuer für die Industrie in 2024 und 2025 zu senken - auf 0,05 Cent pro Kilowattstunde. Zudem ist eine Verlängerung sowie Ausweitung der bestehenden sogenannten "Strompreiskompensation" geplant: Besonders stromintensive Unternehmen, die unter den hohen Stromkosten leiden, sollen dadurch zusätzliche Hilfeleistungen erhalten.Auch Haushalte mussten in den vergangenen Jahren steigende Stromkosten verbuchen. Grund für die hohen Energieausgaben ist, neben dem Ukraine-Krieg, zum einen der Rohstoffmangel und damit einhergehend die steigenden Rohstoffpreise. Zum anderen ist die CO2-Bepreisung für den Anstieg der Energiekosten verantwortlich. Industrieunternehmen und Energieproduzenten müssen für jede Tonne CO2, die bei der Verbrennung von Brennstoff freigesetzt wird, ein Emissionszertifikat erwerben. Die Kosten, die durch den verpflichtenden Emissionshandel entstehen, werden von den Energieunternehmen an die Endkunden weitergegeben. Der Preis für ein CO2-Zertifikat im europäischen Emissionshandel ist im Laufe der letzten Jahre angestiegen und erreichte im Februar 2023 ein Rekordhoch von rund 100 Euro pro Tonne CO2.