Historisch gesehen bildeten die Unternehmen der Textil- und Bekleidungsindustrie die Speerspitze der Industriellen Revolution. Webereien und Spinnereien waren die Labore, in denen die maschinelle Produktionsweise im Großmaßstab erprobt und umgesetzt wurde. Auch in Deutschland war die Branche der Pionier des Industrialisierungsprozesses. Heute spielt die Textil- und Bekleidungsindustrie eher eine untergeordnete Rolle innerhalb des Verarbeitenden Gewerbes in Deutschland. Mittlerweile wird ein Großteil der Stoffe und Kleidungsstücke im Ausland gefertigt und nach Deutschland importiert.
Dieser Zweig des produzierenden Gewerbes umfasst die Herstellung und Verarbeitung von sämtlichen Geweben, Garnen und anderen textilen Stoffen und ist in Deutschland mittelständisch geführt – fast drei Viertel der Betriebe
beschäftigen weniger als 100 Mitarbeitende. Die Branche ist im Wesentlichen in drei Bereiche unterteilt – Bekleidung und Mode, Heimtextilien und technische Textilien. Umsatztechnisch macht die Textilindustrie mit zwei Dritteln den
größten Teil der Industrie aus, wobei die Herstellung technischer Textilien den unangefochtenen
Umsatztreiber dieses Segments darstellt.
Globale Veränderungen in der Textilindustrie
Als einer der ersten Industriezweige musste sich die Textil- und Bekleidungsindustrie auch den Herausforderungen der Globalisierung stellen. Produktionsverlagerungen in das kostengünstigere Ausland – zunächst nach Südeuropa, später auch nach Süd- und Ostasien – läuteten ab den 1970er-Jahren einen Strukturwandel ein, der die Branche bis heute prägt. Die
großen deutschen Bekleidungshersteller, wie zum Beispiel Adidas, Puma und Hugo Boss greifen heute auf globale Lieferketten eigener und ausgelagerter Produktionsstandorte zurück. Der hohe Internationalisierungsgrad vieler Unternehmen erschwert die statistische Erfassung von Inlands- und Auslandsumsätzen. Insgesamt ist der
deutsche Außenhandel mit Textilien und Bekleidung von Einfuhrüberschüssen geprägt. Die
wichtigsten Importländer stellen dabei China, Bangladesch und die Türkei dar.
Struktur der deutschen Textil- und Bekleidungsindustrie
Zusammengenommen lag der
Umsatz der beiden Wirtschaftszweige im Jahr 2024 bei rund 19,2 Milliarden Euro. Nachdem er nach dem starken Einbruch durch die Corona-Pandemie stetig stieg, ist er nun erstmalig wieder gesunken. Die Anzahl der Betriebe und Beschäftigten ist hingegen seit Jahren rückläufig. Die
Anzahl der Betriebe in der Textil- und Bekleidungsindustrie lag zuletzt bei einem Rekordtiefstwert von nur noch 860 Arbeitsstätten. Sowohl die Textil- als auch die Bekleidungsindustrie sind dabei in den wirtschafts- und bevölkerungsstarken Bundesländern Bayern, Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen konzentriert. Zudem verfügen Sachsen und Niedersachsen noch über historisch gewachsene Strukturen. Im Jahr 2024
beschäftigten Textil- und Bekleidungsindustrie zusammengenommen mit rund 79.900 Angestellten und Arbeitenden knapp 30.500 Mitarbeiter:innen weniger als noch im Jahr 2008. Auch die
Anzahl der Auszubildenden in der deutschen Textilindustrie sinkt entsprechend jährlich.
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