Mental Health am Arbeitsplatz
Terminstress, ständige Erreichbarkeit, Schichtarbeit, körperliche Belastung – der Arbeitsalltag kann sowohl physisch als auch psychisch fordernd sein. Während es für körperlich schwere Tätigkeiten arbeitsrechtliche Verordnungen gibt, die beispielsweise genau regeln, wie viel Gewicht ein:e Mitarbeiter:in maximal heben darf, sind psychische Belastungen häufig schwieriger zu beurteilen. Dabei gehören psychische Erkrankungen in Deutschland zu den wichtigsten Ursachen für Arbeitsunfähigkeit.

Welche psychischen Belastungsfaktoren treten im Arbeitsalltag auf?
Wie gut sich Mitarbeitende in der Freizeit erholen und damit auch die eigene Arbeitsleistung aufrechterhalten können, hängt maßgeblich vom Stresslevel ab. Gestresste Mitarbeitende erholen sich im Vergleich mit weniger gestressten deutlich schlechter. Für Arbeitgebende ist es daher von Relevanz, Stressfaktoren zu erkennen und – wenn möglich – entgegenzuwirken. Bei einer Umfrage Ende 2023 gab rund ein Drittel der Arbeitnehmer:innen an, Überstunden seien für sie ein Belastungsfaktor im Arbeitsalltag. Weitere Stressoren waren zum Beispiel Termindruck, Rufbereitschaft und ständige Erreichbarkeit. Aber auch weichere Faktoren wie zu kurze oder fehlende Pausen oder das Verhalten von Kolleg:innen und Vorgesetzten können für Arbeitnehmende zur Belastung werden. Gerade für Beschäftigte im direkten Kontakt mit betriebsfremden Personen (z. B. Kund:innen, Patient:innen oder Schüler:innen) ist außerdem psychische und verbale Gewalt keine Seltenheit. Bei einer Umfrage unter Beschäftigten mit direktem Kontakt zu anderen gab rund ein Drittel der Befragten an, in den vergangenen 12 Monaten durch betriebsfremde Personen beleidigt, beschimpft, angeschrien oder herabgesetzt worden zu sein. Das Vorbeugen nicht nur physischer, sondern auch psychischer Gewalt ist daher gerade in Berufen geboten, die häufigen Kontakt mit anderen Menschen beinhalten.
Das Stigma um Mental Health am Arbeitsplatz
Immer noch ist die mentale Gesundheit am Arbeitsplatz ein Thema, über das häufig geschwiegen wird. Arbeitnehmende trauen sich aufgrund der Stigmatisierung teilweise nicht, ihre psychische Gesundheit mit ihren Vorgesetzten zu besprechen. Rund 40 Prozent der Beschäftigten gaben in einer Umfrage aus dem Jahr 2022 an, sich nicht wohl damit zu fühlen, das Thema ihren Vorgesetzten gegenüber anzusprechen. Viele haben Angst um ihre Karriere oder fürchten negative Konsequenzen, wenn sie eine psychische Erkrankung bei der Arbeit offenlegen. Allerdings haben Beschäftigte durchaus den Wunsch nach einer Förderung ihrer psychischen Gesundheit durch den Arbeitgebenden. Für einen Großteil der Arbeitnehmenden wäre diese Unterstützung sogar ein Kriterium bei der Jobsuche. Arbeitgebende, die solche Unterstützungsangebote machen, profitieren daher nicht nur von einer besseren Gesundheit ihrer Mitarbeitenden, sondern tun gleichzeitig etwas für ihre Attraktivität auf dem Arbeitsmarkt. Neben der gesetzlich vorgeschriebenen psychischen Gefährdungsbeurteilung am Arbeitsplatz können beispielsweise Befragungen von Mitarbeitenden, Schulungen zum Thema Stressbewältigung oder der Zugang zu Beratungsangeboten geeignete Maßnahmen sein.