Welchen Effekt hat die Digitalisierung auf die Umwelt?
Ist die Digitalwirtschaft Teil der Lösung?
In vielen Fällen führen digitale Technologien zu effizienteren Prozessen und können so Treibhausgasemissionen reduzieren. Besonders in den Sektoren Energie, Gebäude und Transport liegen große Potentiale. So können beispielsweise intelligente Gebäudeautomationen, die in Bürogebäuden die Heizung sowie die Klimaanlage automatisch regeln, zu großen Energie- und CO2-Einsparungen führen. Im Transportwesen sorgt der Einsatz von digitalen Technologien zur Optimierung der Routenplanung sowie zur Reduzierung von Leerfahrten. Neben den genannten Sektoren sind die Potentiale in der Landwirtschaft und der Industrie ebenso vielversprechend. Die Bevölkerung teilt die Ansichten der Digitalwirtschaft und sieht vor allem Chancen im sparsameren Energieverbrauch und der Effizienzsteigerung. Allerdings herrscht in der generellen Frage inwiefern die Digitalisierung einen positiven oder negativen Einfluss auf die Umwelt und das Klima hat Uneinigkeit. Jeweils rund ein Drittel sehen einen eher positiven bzw. eher negativen Einfluss. Rund ein Fünftel sieht keinen bedeutsamen Einfluss. Die Zweifel an den positiven Effekten der Digitalisierung sind keineswegs unbegründet, da viele mögliche positive Auswirkungen durch Rebound-Effekte bedroht sind.… oder das Problem?
Wenn durch eine Effizienzsteigerung Produktion und Nachfrage ansteigen, können die geplanten Einsparungen nicht in voller Höhe erzielt werden. Dieses Phänomen wird als Rebound-Effekt bezeichnet, die in direkte und indirekte Rebound-Effekte unterteilt werden. Direkte Rebound-Effekte treten auf, wenn niedrigere Nutzungskosten zu einem Anstieg des Verbrauchs desselben Gutes oder derselben Dienstleistung führen. Indirekte Rebound-Effekte hingegen führen zu einem erhöhten Verbrauch eines anderen Gutes oder einer anderen Dienstleistung. Demnach könnte ein Effizienzverlust zu weniger Emissionen führen und somit der Umwelt mehr helfen.Ein weiteres Risiko ist der hohe Energieverbrauch der Digitalwirtschaft. Das Verschicken von Nachrichten, Streamen von Filmen und Posten von Fotos auf Social Media verbraucht große Mengen an Strom. Ebenso sind neue digitale Technologien wie KI-Anwendungen regelrechte Energiefresser. Um diesen steigenden Energiebedarf zu decken, steigt die Anzahl der Rechenzentren in Deutschland und Europa immer weiter. Große Rechenzentren verbrauchen allerdings Unmengen von Energie und belasten so die Umwelt. Im Zuge der Digitalisierung hat sich der Energieverbrauch der Rechenzentrenbranche in Deutschland in den letzten Jahren vervielfacht. Bis 2027 müssen deshalb Rechenzentren in Deutschland klimaneutral sein. Ebenso soll ihre Abwärme besser genutzt werden, um beispielsweise Haushalte durch die Abwärme von Rechenzentren zu heizen. Die Potentiale sind dabei enorm. Bei entsprechender Infrastruktur (Nah- und Fernwärmenetze) könnte die Abwärme aller Rechenzentren in Frankfurt fast die ganze Stadt beheizen. Neben möglichen Rebound Effekten und den hohen Energieverbrauch wird der zunehmende Elektroschott als besonders kritisch gesehen. Laut einer Umfrage halten rund 60 Prozent der Bürger:innen in Deutschland Elektroschrott für das größte Risiko für die ökologische Nachhaltigkeit.
Es ist unbestritten, dass durch die zunehmende Digitalisierung der Energiebedarf steigt. Allerdings überwiegen die möglichen Chancen der Digitalisierung wie beispielsweise bei der Einsparung von Emissionen in den Sektoren Gebäude, Industrie und Verkehr deutlich. Um diese Vorteile realisieren zu können und alle Potentiale voll auszuschöpfen, müsste die Politik laut Expert:innen die Wirtschaft stärker dazu ermutigen, digitale Technologien so einzusetzen, dass sie beispielsweise die Kreislaufwirtschaft und die Suffizienz fördern und damit die Wirtschaft nachhaltiger machen.