Sperrung von WhatsApp während der Proteste im Iran 2022

Im Laufe der aktuellen Proteste im Iran ist seit dem 19. September 2022 der Messenger Dienst WhatsApp zunehmend von Sperrungen betroffen. Im Zeitraum vom 12. bis zum 20. September war WhatsApp noch zu rund 90 Prozent erreichbar. Seit dem 22. September ist WhatsApp von Störungen betroffen und an den meisten Tagen zu mehr als 90 Prozent nicht erreichbar.

Warum gibt es Proteste und Blackouts im Iran?

In der ersten Septemberhälfte 2022 starb die 22-jährige Iranerin Mahsa Amini während sie in Polizeigewahrsam war. Amini wurde von der iranischen Sittenpolizei festgenommen, weil sie den Hidschāb nicht korrekt getragen hatte. Zwei Stunden nach ihrer Festnahme wurde sie ins Krankenhaus gebracht, wo sie drei Tage später starb. Laut Polizei erlitt Amini einen Herzinfarkt, was jedoch als unwahrscheinlich gilt, da sie laut ihrer Familie keine gesundheitlichen Probleme hatte. Laut Medienberichten gibt es dagegen deutliche Hinweise auf Folter seitens der Behörden, die zum Tod führten. Seit dem Vorfall kommt es immer wieder zu großen Demonstrationen und internationaler Solidarität mit Demonstrant:innen. Bei den Protesten im ganzen Land kamen laut Bürgerrechtsgruppen bereits über hundert Menschen ums Leben. Im Iran kommt es immer wieder zu Protesten für mehr Frauenrechte und Demokratie. Die iranische Regierung arbeitet verstärkt daran, das Internet im Land nach Außen möglichst abzuschotten. Seit 2019 und 2020 läuft so der gesamte Internet Traffic über einen einzigen Provider, die staatliche Telecommunication Infrastructure Company (TIC). Somit ist der Iran kaum noch ans globale Netz angeschlossen. Während der Proteste kommt es immer wieder zu längeren Ausfällen von Websites oder Diensten wie WhatsApp, Twitter oder Telegram. Auch wurde an vielen Tagen eine Internetsperrstunde von 16 bis 0 Uhr verhängt. Iran ist nach China das Land mit der geringsten Internetfreiheit im Jahr 2021.

Was bedeuten die Messdaten im Iran?

Während der Proteste im Iran wurden an vielen Tagen über 50.000 individuelle Daten erhoben. Diese können erhoben werden, indem Menschen im Iran Apps oder Programme auf ihren Geräten installieren, die in regelmäßigen Abständen versuchen Dienste oder Websites anzusteuern. Die Ergebnisse werden in den unten aufgelisteten Kategorien zusammengefasst. Falls keine offiziell bestätigte Sperrung eines Dienstes vorliegt, ist eine hohe Anzahl an Störungen (Anomaly) laut der Quelle ein guter Indikator für eine vorliegende Zensur.

• Ok - Dienst oder Website ist erreichbar
• Anomaly - Eine Störung liegt vor (große Anzahl kann Indikator für eine Sperrung oder Zensur sein
• Failure - Fehlversuch, kann in den meisten Fällen auf Nutzer:in zurückgeführt werden und hat keine Aussagekraft