Ein Börsengang im klassischen Sinne ist das erstmalige Angebot von Aktien eines Unternehmens auf dem organisierten Kapitalmarkt. Im englischen Sprachraum wird synonym der Begriff „IPO“ (Initial Public Offering) verwendet. Die ausgegebenen neuen Aktien werden mit dem Ziel der Kapitalbeschaffung vor dem ersten Handelstag an der Börse zunächst öffentlich zur Zeichnung angeboten. Dies erfolgt in der Regel durch ein Konsortium aus mehreren Investmentbanken. Die Erlöse fließen der Gesellschaft zu. Im Jahr 2020 wagten weltweit etwa 1.415 Unternehmen
. Eine Vielzahl dieser Börsenneulinge entschied sich für die großen Handelplätze in China oder den USA – die Shanghai Stock Exchange (inklusive der Technologiebörse „STAR“) und die NASDAQ in New York verzeichneten im vergangenen Jahr
. Neben dieser klassischen IPO-Variante gibt es für Unternehmen allerdings noch weitere Wege an die Börse.
SPACs boomen insbesondere in den USA
Im Jahr 2020 wurden
248 SPACs (Special Purpose Acquisition Companies) an den US-Börsen notiert. Damit überstieg die Zahl der SPAC-Notierungen sogar die
Anzahl der regulären klassischen IPOs auf dem US-Kapitalmarkt. Eine SPAC bzw. ein Akquisitionszweckunternehmen ist eine Mantelgesellschaft ohne eigenes operatives Geschäft. Einziges Ziel dieser Mantelgesellschaft ist es, durch einen Börsengang Kapital einzusammeln um damit ein nicht-börsennotiertes Unternehmen zu übernehmen und dieses mittelbar an die Börse zu bringen. Das übernommene Unternehmen kommt so an frisches Kapital, ohne die strikten Regeln eines traditionellen Börsengangs einhalten zu müssen. In Deutschland spielten diese Art der Börsenvehikel in der Vergangenheit keine große Rolle – Anfang 2021 ging mit der Lakestar SPAC I allerdings das erste deutsche SPAC seit zehn Jahren an die Frankfurter Börse.
Eine weitere Möglichkeit des Börsendebüts ist eine Direktplatzierung – ein sogenanntes „Direct Listing“. Im Jahr 2018 entschied sich der schwedische
Musik-Streamingdienst Spotify für einen solchen Börseneinstand ohne Kapitalerhöhung. Das Unternehmen verzichtete – wie beim traditionellen Börsengang üblich – weitgehend auf die Betreuung durch Investmentbanken und platzierte bereits bestehende Anteilsscheine direkt an der New York Stock Exchange (NYSE).
Der deutsche IPO-Markt hat Aufholpotenzial
2020 war Corona-bedingt ein erneut schwaches IPO-Jahr in Deutschland. Mit
fünf Börsengängen verzeichnete der Prime Standard zwar zwei Börsengänge mehr als im Vorjahr,
das zugehörige Emissionsvolumen war mit rund 0,9 Milliarden Euro jedoch so gering wie zuletzt in Zeiten der Finanzkrise. Insgesamt sind in Deutschland derzeit
etwa 470 Unternehmen an der Börse gelistet. Zum Vergleich: Im Nachbarland Polen gibt es
fast 800 börsennotierte Aktiengesellschaften. Der nach dem Emissionsvolumen
größte Börsengang im Jahr 2020 war der des bayerischen Rüstungselektronikkonzerns Hensoldt. Das Tübinger Biotech-Unternehmen CureVac entschied sich hingegen gegen ein Börsendebüt in Deutschland und platzierte seine Aktien an der US-Technologiebörse NASDAQ.
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