Kohlestrom: Bedeutung und Herausforderungen in der Energiewende
Kohle ist der wichtigste Energieträger für die weltweite Stromproduktion
Trotz des wachsenden Drucks auf den weltweiten Kohleausstieg steigt die Erzeugung von Strom aus Kohle stetig an, denn Kohle spielt weiterhin eine zentrale Rolle in der Stromerzeugung. Insbesondere in Asien sind viele Länder auf Kohle angewiesen, um ihren steigenden Energiebedarf zu decken. Seit der Jahrtausendwende hat sich nicht nur der weltweite Strombedarf verdoppelt, sondern auch die Menge an Kohlestrom. So wurden im Jahr 2023 knapp 10.500 Terawattstunden Kohlestrom erzeugt. Der Anteil der Kohle an der weltweiten Stromerzeugung lag zuletzt bei rund 36 Prozent, was sie nach wie vor zu einem der dominierenden Energieträger macht. Die Windenergie stellte einen Anteil von sieben Prozent.China ist der unangefochtene Spitzenreiter in der Kohleverstromung und betrieb Mitte 2024 rund die Hälfte der weltweit in Betrieb befindlichen Kohlekraftwerke, gefolgt von Indien und den USA. Im Jahr 2023 produzierte China Kohlestrom in Höhe von etwa 5.800 Terawattstunden – Tendenz steigend. Ähnlich ist die Situation in Indien, wo die rapide wachsende Bevölkerung und die steigende Nachfrage nach Elektrizität die Abhängigkeit von Kohle weiterhin hochhalten. In den USA hat der Kohlesektor zwar in den letzten Jahren eine spürbare Reduktion der Stromerzeugung erfahren, wird aber immer noch für einen signifikanten Anteil der Stromerzeugung genutzt. Auch in Ländern wie Japan, Russland und Deutschland spielt Kohle eine wesentliche Rolle in der Stromerzeugung, oft aufgrund der reichlich vorhandenen heimischen Reserven. Diese Realität stellt eine erhebliche Herausforderung für die globalen Bemühungen dar, die CO₂-Emissionen zu reduzieren.
Weltweit waren im ersten Halbjahr 2024 über 2.400 Kohlekraftwerke aktiv. Der Großteil dieser Kraftwerke – insbesondere mit einem Anlagenalter von über 20 Jahren – ist jedoch veraltet, ineffizient und stark umweltschädlich. Während 2023 eine Leistung von knapp 70 Gigawatt neu installiert wurde, schieden rund 21 Gigawatt aufgrund stillgelegter Kohlekraftwerke aus. Gleichzeitig waren im selben Jahr Kohlekraftwerke mit einer Kapazität von knapp 581 Gigawatt geplant, tatsächlich im Bau befanden sich davon rund 34 Prozent.
Kohleausstieg: ein schleppender Prozess
Im Kontext der Energiewende steht die Kohle vor einem erheblichen und notwendigen Wandel. Zuletzt war die Kohleverstromung für Treibhausgasemissionen in Höhe von rund 9.450 Megatonnen CO2-Äquivalent verantwortlich, der Großteil davon stammte aus China.Erstmals im Jahr 2020 wurde weltweit mehr Strom aus erneuerbaren Energien als aus Kohle produziert. 2023 lag der Anteil erneuerbarer Energien bei etwa 39 Prozent, der aus Kohle bei rund 36 Prozent. Die steigende Bedeutung erneuerbarer Energien führt außerdem zu einem verlangsamten Wachstum der Kohleverstromung: Im Zeitraum von 2004 bis 2013 stieg die Strommenge aus Kohle um 3,5 Prozent an, von 2014 bis 2023 hingegen um lediglich 1,3 Prozent.
Im Vergleich zu erneuerbaren Energien ist die Kohle nicht nur umweltschädlicher, sondern auch zunehmend wirtschaftlich unattraktiver. Erneuerbare Energieträger wie Solar- und Windkraft haben in den letzten Jahren an Effizienz gewonnen und sind in vielen Regionen der Welt mittlerweile günstiger in der Erzeugung als Strom aus Kohlekraft. Doch der Übergang ist in den meisten Ländern ein langsamer Prozess, der durch politische, wirtschaftliche und soziale Faktoren beeinflusst wird. Auf der UN-Klimakonferenz in Glasgow 2021 (COP 26) einigten sich die Staaten auf ein „phase down“ der Kohle. Doch der weltweite Druck, den CO₂-Ausstoß zu senken und den globalen Temperaturanstieg zu begrenzen, führt in vielen Teilen der Welt zu einem schrittweisen Ausstieg aus der Kohleverstromung. Während Vorreiterländer wie Österreich, Belgien und Schweden bereits vollständig kohlefrei sind, will Deutschland mit seinem beschleunigten Kohleausstieg bis spätestens 2038, möglichst schon 2035, den Weg für erneuerbare Energien freimachen. Als erstes Mitglied der G7 stieg Großbritannien im September 2024 aus der Kohleverstromung aus und schaltete sein letztes aktives Kohlekraftwerk ab. China kündigte an, bis 2060 klimaneutral zu werden. Dies impliziert einen langfristigen Ausstieg aus der Kohle, aber es gibt bisher keine klaren Pläne für ein frühzeitiges "phase out" oder "phase down". Gleichzeitig ist China mit Abstand der größte Erzeuger erneuerbarer Energien weltweit.
Zwar ist die Bedeutung der Kohle in der Stromversorgung weltweit rückläufig, jedoch langsamer als von Expert:innen erhofft. Während Europa und Nordamerika zunehmend auf erneuerbare Energien umsteigen, bleibt Asien einer der entscheidenden Faktoren in der globalen Energiewende. Um die Klimaziele und das 1,5 Grad-Ziel des Pariser Klimaabkommens einzuhalten, ist laut Expert:innen ein nachhaltiger und schneller Rückgang der Kohlenutzung notwendig.