Häufigste Berufskrankheiten in Deutschland nach Anzeigen und Anerkennungen 2022
Laut der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) gab es im Jahr 2022 bundesweit 294.699 Verdachtsanzeigen auf eine berufsbedingte Infektionskrankheit, von denen 181.496 Fälle als Berufskrankheit anerkannt wurden. Die enorme Anzahl an Verdachtsanzeigen und Anerkennungen von Infektionskrankheiten ist auf COVID-19 zurückzuführen, da eine entsprechende Infektion einen Versicherungsfall der gesetzlichen Unfallversicherung darstellen kann. Allein über 147.000 entsprechende anerkannte Berufskrankheiten fielen dabei auf Beschäftigte in der Berufsgenossenschaft des Gesundheitsdienstes und der Wohlfahrtspflege.
Was ist eine Berufskrankheit?
In Deutschland existiert ein gemischtes Berufskrankheitensystem, das sich aus einer Auflistung von Krankheiten und Einzelfällen zusammensetzt. Nach § 9 Abs. 1 SGB VII sind Berufskrankheiten sinngemäß Erkrankungen, die Versicherte im Rahmen einer den Versicherungsschutz nach § 2, 3 oder 6 begründenden Tätigkeit erleiden. Dabei muss diese Erkrankung nach medizinischer Erkenntnis durch eine besondere Einwirkung verursacht worden sein, welcher einer Gruppe von Beschäftigten durch die jeweilige berufliche Tätigkeit überdurchschnittlich stark ausgesetzt ist. Ist eine Erkrankung noch nicht in der Liste der Berufskrankheiten aufgenommen, aber nach medizinischer Erkenntnis durch den Beruf ausgelöst, wird diese nach § 9 Abs. 2 SGB VII wie eine Berufskrankheit anerkannt.
Chemikalien, Lärm und Asbest
Die häufigste Verdachtsanzeige auf eine Berufskrankheit durch chemische Einwirkungen fiel im Jahr 2022 mit knapp 2.000 Anzeigen auf Schleimhautveränderungen, Krebs oder andere Neubildungen der Harnwege durch aromatische Amine. Im selben Jahr stellte die Verdachtsanzeige auf eine Lärmschwerhörigkeit mit knapp 16.000 Fällen die häufigste physikalische Anzeigeursache dar. Neben Lärmbelastung ist Asbest eine verbreitete Ursache für Berufskrankheiten: Im Jahr 2022 wurden über 4.400 Anzeigen auf Verdacht von Lungenkrebs oder Kehlkopfkrebs infolge einer übermäßigen Belastung durch Asbest gestellt. Damit ist Asbest der häufigste Anzeigegrund der berufsbedingten Atemwegserkrankungen.