Die Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) dürfte den meisten Deutschen primär für ihr Streikverhalten bekannt sein. Allein während der Tarifverhandlungen zwischen der Deutschen Bahn und der GDL im Sommer und Herbst 2021 fielen rund 265 Streikstunden an. Zwischen Herbst 2014 und Frühjahr 2015 waren es verteilt auf neun mehrtägige Streiks weit über 400 Stunden, in denen Personen- und Güterverkehr auf der Schiene beeinträchtigt waren oder ganz ausfielen.
Neben arbeitnehmer:innenfreundlicheren Arbeitszeiten und mehr Urlaubstagen ist Geld auch immer ein zentrales Thema der Streiks. Kernforderung in der aktuellen Tarifrunde sind ein um 555 Euro höherer Monatslohn und ein einmaliger Inflationsausgleich in Höhe von 3.000 Euro. Da bislang diesbezüglich keine Einigung erzielt werden konnte, hat die GDL einen 24-stündigen Warnstreik ab dem 7. Dezember, 22 Uhr angesetzt.
Martin Seiler, Personalvorstand der Deutschen Bahn, schätzte das aktuelle Streikgeschehen laut NDR als "absolut unnötig" ein. "Anstatt zu verhandeln und sich der Wirklichkeit zu stellen, streikt die Lokführergewerkschaft für unerfüllbare Forderungen", so Seiler.
Wie ein Blick auf die Verdienststrukturerhebung des Statistischen Bundesamts zeigt, haben sich die Einkommen zwischen 2018 und 2022 vor allem für Fahrzeugführer:innen von Bussen, S-, U- und Straßenbahnen deutlich erhöht. Der mittlere Bruttojahresverdienst lag im vergangenen Jahr bei rund 40.000 Euro, 2018 waren es lediglich 32.000 Euro.
Deutlich weniger Bewegung ist bei den Triebfahrzeugführer:innen im Eisenbahnbetrieb zu verzeichnen, obwohl hier die Ausgangslage vor fünf Jahren eine deutlich andere war. Zwischen 2018 und 2022 stieg der mittlere Bruttojahresverdienst um acht Prozent beziehungsweise rund 3.500 Euro. Zu beachten ist hierbei, dass die Entwicklung lediglich die Nominallöhne abbildet, Faktoren wie der Verbraucherpreisindex also nicht mit einbezogen werden.
Zuletzt waren laut der Lobbyorganisation Verband deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) rund 85.000 Beschäftigte der Mitgliedsunternehmen im aktiven Fahrdienst tätig. Um eine Verkehrswende personalseitig überhaupt stemmen zu können, müssten Schätzungen des VDV zufolge bis 2030 110.000 neue Beschäftigte eingestellt werden.