Seit dem 6. Februar ist der Südosten der Türkei sowie der kurdisch geprägte Nordwesten Syriens von verheerenden Erdbeben betroffen. Zusätzlich zum Hauptbeben mit einer Magnitude von 7,8 auf der Richterskala, dessen Epizentrum in der Grenzregion Gaziantep liegt, wurden über 20 Nachbeben mit Magnituden zwischen 5,0 und 7,5 registriert. Aktueller Medienberichte zufolge beläuft sich die Anzahl der Todesopfer bis zum Morgen des 7. Februar auf mehr als 5.000, Tausende weitere sind voraussichtlich noch unter Trümmern verschüttet.
Ursache für derartige Erdbeben ist das Phänomen der Plattentektonik, also des Kontinentaldrifts der Gesteinsplatten, die zusammen den Erdmantel ausmachen. Wie unsere Grafik zeigt, treffen im Osten der Türkei drei kleinere und größere Platten aufeinander, was das Risiko für schwerwiegende Erdbeben deutlich erhöhen kann.
Genauer liegt die Türkei auf der Anatolischen Platte, die sich auf der Spannungslinie zwischen der Arabischen und Eurasischen Platte befindet. Auch die Afrikanische Platte, die durch ihren Drift nach Norden vor 60 Millionen Jahren zur Ausbildung der Alpen beigetragen hat, grenzt an die Anatolische Platte an. Weitere Hauptplatten sind die Pazifische Platte, an deren Rändern der sogenannte Feuerring verläuft, der für einen Großteil der weltweiten vulkanischen Aktivität sowie aller Erdbeben verantwortlich ist, sowie die Australische, Nordamerikanische und Südamerikanische Platte. Die Antarktische Platte, die lange als frei von seismischen Aktivitäten galt, da sie unter anderem nur unterseeisch an andere Platten angrenzt, nimmt hinsichtlich Erdbeben und vulkanischer Aktivität eine weitaus geringere Bedeutung als die restlichen großen Platten ein.
Die stärksten Erdbeben der jüngeren Geschichte fanden allesamt entlang des Feuerrings, der auch den bekannten Marianengraben beinhaltet, um die Pazifische Platte statt. So wurde im chilenischen Valdiva 1960 ein Erdbeben der Magnitude 9,5 gemessen, 2004 erreichte ein Beben im indischen Ozean vor Sumatra eine Stärke von 9,1 bis 9,3 und in der japanischen Region Tōhoku sorgte 2011 ein Unterseebeben mit einer Stärke von 9,1 und der darauf folgende Tsunami für großflächige Verwüstung und zahlreiche Tote.