Allergien in Deutschland
Vielfältigkeit von Allergien
Im Alltag sind potentielle Allergene allgegenwärtig. Schon der Blick in den Haushalt macht deutlich, wie alltäglich der Kontakt mit Stoffen ist, die eine Überempfindlichkeitsreaktion des Immunsystems auslösen können: von Hausstaubmilben über Tierhaare bis hin zu Latex - die Liste möglicher Sensibilisierungen ist lang. Ebenso vielfältig sind dabei die Faktoren, die das Entstehen einer allergischen Erkrankung beeinflussen: genetische Prädispositionen, Umwelteinflüsse, ob und wie viele Tiere im Haushalt leben oder auch Alter und Geschlecht. Beispielsweise leiden Frauen deutlich häufiger unter Allergien als Männer, was laut Studien an der vermehrten Ausschüttung des Sexualhormons Östrogen zu Beginn der Pubertät liegt.Eine der häufigsten Formen allergischer Erkrankungen ist die Pollenallergie. Laut dem Robert Koch-Institut leiden rund 14,8 Prozent der deutschen Bevölkerung an Heuschnupfen. Ebenfalls verbreitet ist die Lebensmittelallergie, wobei vor allem Nüsse, Kuhmilch, Hühnereier, Fisch, Soja und Weizen die häufigsten Allergene sind. Hier gilt es klar von einer reinen Unverträglichkeit zu unterscheiden, bei der, vereinfacht gesagt, die Barrierefunktion der Schleimhaut des Dünndarms gestört wird. Kontaktallergien repräsentieren eine weitere Facette des Krankheitsspektrums. Die häufigste ist dabei die Nickelallergie, bei der der Kontakt z.B. mit Knöpfen an Hose oder Schmuck zu Hautekzemen führt.
Hand in Hand: Persönliches Verhalten und Allergien
Der Klimawandel hat komplexe und tiefgreifende Auswirkungen auf diverse Bereichen des alltäglichen Lebens. So auch beim Thema Allergien: Durch den Anstieg der jährlichen Durchschnittstemperatur geht die Pollenflugzeit immer länger, und die erhöhte Konzentration an Kohlenstoffdioxid in unserer Atmosphäre sorgt dafür, dass die Allergenität und Produktion von Pflanzenpollen ansteigen. So stieg etwa das Gräser-Pollenaufkommen in Deutschland im Jahr 2022 um rund 20 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Besonders in städtischen Gebieten nimmt die Aggressivität der Pollen zu. Das Phänomen einer höheren Allergiebelastung in Städten lässt sich bei zahlreichen Allergieformen beobachten. Beispielsweise ist die Lebenszeitprävalenz einer Hausstaubmilbenallergie unter Menschen in Großstädten deutlich höher als in einem ländlichen Wohngebiet. Dabei muss der Kontakt mit Allergenen nicht zwangsläufig die Allergiehäufigkeit erhöhen. Eine schwedische Studie hat ergeben, dass Kinder, die mit drei oder mehr Hunden oder Katzen im Haushalt aufwachsen, eine deutlich geringere Lebenszeitprävalenz einer Tierhaarallergie vorweisen als Kinder ohne Hunde und Katzen. Neben direkten Umwelteinflüssen kann auch unser Ernährungsverhalten das Entstehen von Allergien begünstigen. Bis vor einiger Zeit wurde noch empfohlen, Kindern möglichst wenig Allergene über die Nahrung zuzuführen. Heute wird eher davon ausgegangen, dass die frühe Konfrontation des Immunsystems mit Allergenen einen schützenden Effekt haben kann.Die Symptome der verschiedenen Allergien können in der Regel mit Medikamenten stark gemildert werden - ein bekanntes Beispiel hierfür ist die Behandlung von Heuschnupfen mit Hilfe des Antihistaminikums Cetirizin. Um Allergien auf lange Sicht zu behandeln, gibt es die Möglichkeit eine Hyposensibilisierung durchzuführen. Bei diesem Therapieverfahren werden dem Körper Extrakte mit dem Allergen zugeführt, damit dieser sich langsam an den Stoff gewöhnt und die allergische Reaktion zukünftig nach und nach abgeschwächt wird.