Statistiken und Fakten zum Energieverbrauch der Industrie
Energieverwendung in der deutschen Industrie
Deutschlands Gesamtenergieverbrauch sinkt kontinuierlich und ist auf dem niedrigsten Stand seit 1990. Eine ähnliche Entwicklung ist innerhalb der Industrie erkennbar. Laut Angaben des Statistischen Bundesamtes belief sich die Energieverwendung der Industrie hierzulande auf rund 3.282 Petajoule. Damit ist der Energieverbrauch das zweite Jahr in Folge zurückgegangen, und zwar um 7,8 Prozent. Gleichzeitig konnte die Industrie ihre Energieeffizienz steigern. Trotz dieser Entwicklungen belastet der industrielle Sektor durch die Nutzung von hauptsächlich fossilen Brennstoffen bei der Energieverwendung die Umwelt im hohen Maße. So machten CO₂-Emissionen aus der Industrie im Jahr 2023 rund 24 Prozent aller deutschen CO₂-Emissionen aus. Um den Industrieunternehmen ökonomische Anreize zur Reduktion von Treibhausgas-Emissionen zu schaffen, wurde der CO₂-Emissionshandel initiiert. Dabei muss für jede Tonne CO₂, die bei der Verbrennung fossiler Energieträger freigesetzt wird, ein Emissionszertifikat erworben werden. Im Jahr 2023 lag die Zahl der im EU-ETS erfassten emissionshandelspflichtigen Anlagen in Deutschland bei 1.725. Davon entfiel rund die Hälfte auf den Sektor Industrie.Auswirkungen der steigenden Energiekosten
Der Industriestrompreis setzt sich aus verschiedenen Komponenten zusammen. Dazu gehören Umlagen, Steuern, Netzentgelte, Abgaben, Vertriebskosten, Margen sowie die Beschaffungskosten. Den größten Posten stellte dabei "Beschaffung, Netzentgelt und Vertrieb" mit 15,5 Cent pro Kilowattstunde dar. Um die deutsche Wirtschaft zu entlasten, einigte sich die Bundesregierung am 9. November 2023 auf eine Senkung der Stromsteuer für die Industrie im Jahr 2024 und 2025: In diesem Zeitraum soll sie ein Minimum von 0,05 Cent pro Kilowattstunde betragen. Es sei nicht ausgeschlossen, dass diese Regelung um drei weitere Jahre verlängert werden wird. Zudem plant die Regierung, die bestehende sogenannte "Strompreiskompensation" auszuweiten und um weitere Jahre zu verlängern. Besonders stromintensive Unternehmen, die stark von den hohen Stromkosten betroffen sind, sollen dadurch zusätzliche Hilfeleistungen erhalten. Bisher unterstützt die Strompreiskompensation diese Unternehmen dabei, ihre internationale Wettbewerbsfähigkeit zu erhalten, die keine derartigen Kosten tragen müssen, die im Rahmen des Europäischen Emissionshandelssystems entstehen. Dadurch sollen Verlagerungen der Produktionskapazitäten ins Ausland und damit einhergehend ein Anstieg der CO₂-Emissionen in Ländern außerhalb des Europäischen Emissionshandelssystems (Carbon Leakage) verhindert werden.Der Industriestrompreis inklusive der Stromsteuer betrug im Jahr 2024 in Deutschland 16,99 Cent pro Kilowattstunde. Auch anhand des Index zur Entwicklung des Industriestrompreises lässt sich erkennen, dass die Strompreise in den letzten Jahren gestiegen sind. Der große Anstieg im Jahr 2022 ist auf die Auswirkungen des Russland-Ukraine-Krieges zurückzuführen, da die Preise für Rohstoffe wie Gas und Kohle stark zugenommen haben. Ein Anstieg des Industriestrompreises kann jedoch schon vor Eintritt der Energiekrise verzeichnet werden, beschleunigt durch den Atomausstieg hierzulande. Der Verzicht auf Kernenergie erfolgte ohne gleichzeitigen Aufbau einer stabilen und bezahlbaren Energieversorgung aus erneuerbaren Quellen, weshalb die Abhängigkeit von fossilen Energieträgern und importiertem Strom stieg. Besonders Unternehmen in energieintensiven Branchen stehen vor wachsenden Herausforderungen.
Welche Industriezweige haben den höchsten Energieverbrauch?
Der Energieverbrauch im Verarbeitenden Gewerbe lag zuletzt bei rund 3.221 Petajoule. Doch innerhalb des industriellen Sektors bestehen große Unterschiede in Hinblick auf Energiebedarf und -verwendung. Die Herstellung von chemischen Erzeugnissen und die Metallerzeugung und -bearbeitung benötigen große Mengen an Energie. Zusammen mit der Kokerei und Mineralölverarbeitung, Herstellung von Glas, Glaswaren, Keramik sowie Papier und Pappe bilden sie Deutschlands energieintensivste Branchen. Doch auch in diesen Branchen ist ein sinkender Energieverbrauch beobachtbar: So verbrauchte die Chemieindustrie im Jahr 2013 noch über 1.210 Petajoule, während es 2023 nur noch rund 870 Petajoule waren. In der Mineralölverarbeitung wurde in diesem Zeitraum ein Rückgang von rund 19 Prozentpunkten verzeichnet. Die energieintensiven Branchen bedienen sich, wie auch die übrigen Industriezweige, überwiegend an Energie aus nicht-erneuerbaren Quellen. Die Chemieindustrie hat im Vergleich zum gesamten Energieverbrauch der Industrie einen besonders hohen Erdgasverbrauch. Wenn auch nicht im gleichen Umfang, sind die Mineralölverarbeitung sowie die Glas- und die Papierindustrie ebenfalls am stärksten auf diesen Energieträger angewiesen. Die Energienutzung der Metallerzeugung und -bearbeitung fußt währenddessen vor allem auf Steinkohlenkoks und Hochofengas bzw. Konvertergas.Die energieintensiven Industriezweige
Im Jahr 2023 zählten die energieintensiven Industriezweige in Deutschland insgesamt rund 3.500 Betriebe mit rund 847.700 Beschäftigten. Diese fünf Branchen benötigen zusammen rund 77 Prozent des gesamten industriellen Energieverbrauchs, während ihr Anteil an der industriellen Bruttowertschöpfung bei rund 17 Prozent liegt. Seit Anfang 2022 ist die Produktion energieintensiver Industriezweige fast durchgehend gefallen und hat sich damit deutlich schwächer entwickelt als die Gesamtindustrie. Den höchsten Produktionsindex erreichte innerhalb der energieintensiven Industriezweige die Branche Kokerei und Mineralölverarbeitung. Die Herstellung von chemischen Erzeugnissen erzielte derweil den niedrigsten Wert. Ein Umstand, der sich unter anderem auf den hohen Energiebedarf und die hohen Energiekosten zurückführen lässt.Als Folge der hohen Energiekosten verlagern Unternehmen ihre Produktionsstandorte ins Ausland oder reduzieren ihre Kapazitäten. Im Rahmen einer Umfrage gaben rund 45 Prozent der befragten Industrieunternehmen im Dezember 2024 an, dass eine kurzfristige Reduzierung der Strompreise dafür sorgen könnte, Unternehmen in Deutschland zu halten.